Wintersemester 2013/2014 (abgeschlossenes Projekt)
Das Forschungsprojekt, das im Rahmen des von der Hochschuldidaktik der Universität Göttingen angebotenen Programms „Forschungsorientiertes Lehren und Lernen“ durchgeführt wird, bietet eine längst überfällige architekturhistorische Aufarbeitung der Göttinger Kirchen des Mittelalters, die sowohl einen präzisen Zugriff auf die Objekte als auch eine diachrone Darstellung der Göttinger Sakralbaukunst vom 13.-15. Jahrhundert leistet.
Mit den Pfarrkirchen St. Johannis, St. Jacobi, St. Albani, St. Marien und St. Nikolai sowie der Paulinerkirche verfügt Göttingen über einen Bestand von sechs bedeutenden gotischen Kirchen des 14. und 15. Jahrhunderts. Die Stadt bietet folglich auf engstem Raum die Möglichkeit, Einblicke in die Gestalt und Funktionsweise mittelalterlicher Sakralarchitektur zu gewinnen. Für eine Stadt dieser Größe ist dies durchaus bemerkenswert: Göttingen wird im südlichen Niedersachsen diesbezüglich nur von Braunschweig übertroffen, das allerdings im Mittelalter eine wesentlich größere Stadt gewesen ist.
Umso erstaunlicher ist es, dass eine vertiefende kunsthistorische Bearbeitung der sechs Bauten bislang nicht erfolgt ist. Im Gegensatz zu den ebenfalls überregional wichtigen Göttinger Altären des Spätmittelalters, denen jüngst (2012) eine Publikation gewidmet worden ist, sind die Göttinger Kirchen, abgesehen von einem relativ kurzen Artikel von 1987 und älteren populärwissenschaftlichen Zusammenstellungen, nie übergreifend wissenschaftlich bearbeitet worden.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Baugeschichte der sechs erhaltenen Kirchen in ihrer relativen und absoluten Chronologie zu klären, aber auch Ausblicke auf die verlorengegangenen Bauten zu vermitteln. Dabei geht es um die lokale und regionale Einbindung dieser Objekte, aber auch um ihre weiterreichenden Bezüge zur gotischen Architektur. Diese Baugeschichte wird in ihren historischen Zusammenhängen erschlossen, wobei unter anderem gefragt wird, auf welcher Grundlage es etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer regelrechten Neu- bzw. Umbauwelle in Göttingen gekommen ist. Um das Thema im Rahmen des „Forschungsorientierten Lehrens und Lernens“ bewältigen zu können, konzentriert sich das Vorhaben auf die Architektur und zieht die Ausstattung nur dann heran, wenn sie Aufschlüsse auf die Architekturgeschichte bietet.
Um die mittelalterliche Architektur erfassen zu können, ist allerdings ein Blick auf die nachmittelalterliche Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte erforderlich. Reformationszeit, Aufklärung, Historismus und Moderne haben jeweils zu funktionalen Überformungen geführt, deren Kenntnis zur Erschließung der mittelalterlichen Baugeschichte von grundlegender Bedeutung ist. Als besonders einschneidend erweisen sich dabei die Restaurierungen im späten 19. Jahrhundert unter Conrad Wilhelm Hase (vor allem an St. Johannis und St. Marien). Indem diese in den Blick genommen werden, eröffnet sich ein thematischer Nebenschauplatz, der als Beitrag zur Geschichte der Denkmalpflege auch eigenständiges Interesse beanspruchen darf.
Die angemessene wissenschaftliche Begleitung wird durch die Betreuer bzw. Mentoren gewährleistet, die beide bereits durch einschlägige Publikationen zur mittelalterlichen Architekturgeschichte hervorgetreten sind und sich außerdem aufgrund einer Reihe von Lehrveranstaltungen auch mit der Göttinger Materie bestens auskennen. Die Ergebnisse werden in eine mit dem Universitätsverlag Göttingen zu erarbeitende Buchpublikation einfließen. Mit dieser wird sowohl den Fachleuten als auch dem interessierten Publikum ein Standardwerk zur Verfügung gestellt werden, wie es zur Architektur der Göttinger Kirchen bislang fehlt.
Leitung: Dr. Harald Klinke, Dr. Lars Stamm
Das digitale Bild ist inzwischen allgegenwärtig und ist bereits tief in den Lebensalltag eingedrungen. Dadurch regelt es nicht nur die Art und Weise wie wir Fotos machen oder mit Computerspielen interagieren, sondern das neue Bildmedium bestimmt vielmehr, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir unsere Wahrnehmung visuell kommunizieren. In unserer Kultur ist jedermann jederzeit und überall digital vernetzt und bewegt sich ständig in virtuellen Bildwelten, die entweder digitalisiert oder programmiert sind.
Die Kunstgeschichte war von jeher auch eine Bildgeschichte und hat über den medialen Vergleich der Objekte ihre jeweiligen Besonderheiten herausgearbeitet, um die ästhetischen Möglichkeiten und produktiven Grenzen des Mediums auszuloten.
Aus diesem Grund ist es gerade die Kunstgeschichte, die den gegenwärtigen und längst nicht abgeschlossenen Entwicklungen des neuen Bildmediums begleiten kann. So stellen sich zunächst Fragen nach dem Begriff des „Digitalbildes“ oder „Digitalfotos“. Dahinter verbergen sich technische Fragen, aber auch philosophische Fragen nach einer Theorie des Bildes und seines Mediums. Schließlich kann ein historischer Vergleich der Bildmedien Aufschluss über die Ontologie des digitalen Bildes geben. Das digitale Bild ist aufgrund seiner Omnipräsenz zu einem wichtigen Bestandteil der gegenwärtigen Kultur geworden. In bildontologischer Hinsicht unterscheidet es sich jedoch stark von einem Tafelbild oder einer Fotografie, da seine technischen und materiellen Bedingungen als ein codiertes Bild mit diskreten Werten völlig andere sind.
Das Projekt findet im Rahmen des „Forschungsorientierten Lehren und Lernen“ (FoLL) statt, das gefördert wird vom gemeinsamen Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur).
Ergebnisse des Projektes werden in einer Publikation veröffentlicht sowie in einer Präsentation und im Rahmen eines Symposiums vorgestellt.
Leitung: Prof. Dr. Jochen Luckhardt (Braunschweig), Prof. Dr. Carsten-Peter Warncke (i. R.)
(abgeschlossenes Projekt)
Das Kunstgeschichtliche Seminar und das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig führten von Herbst 2011 bis Herbst 2013 gemeinsam unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Luckhardt (Braunschweig) und Prof. Dr. Carsten-Peter Warncke (Göttingen) ein vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördertes Projekt zur Erforschung der Glaskunstbestände im HAUM durch. Dabei erarbeitete eine Gruppe fortgeschrittener Studierender einen wissenschaftlichen Katalog sämtlicher Objekte des Museums auf der Basis umfassender kunst- und naturwissenschaftlicher Untersuchungen.
Die Ergebnisse wurden auf einer Fachtagung zur Diskussion gestellt, seit Oktober 2013 liegt die Publikation in Form eines wissenschaftlichen Bestandskataloges vor.
Mentor: PD Dr. Christian Scholl, Betreuerin: Dr. Anne-Katrin Sors
Laufzeit: 2019 bis 2022
(abgeschlossenes Projekt)
Die Mitglieder der Forschungsgruppe:
(oben, v. l.) Phil Miller, Verena Suchy, Julia Diekmann, Lisa Weiß; (unten, v. l.) Ifee Tack, Jan Stieglitz; (nicht im Bild) Katharina Immoor, Janna Krützer, Christina Eifler;
Nach Sanierungsmaßnahmen ist die Gemälde- und Skulpturengalerie im April 2011 in neuem Gewand wieder eröffnet worden. Ein besonderes Augenmerk fiel dabei auf einen bislang nahezu unbearbeiteten Bestand von Gemälden des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um Werke, die in ihrer spezifischen Bedeutung erst in den letzten Jahrzehnten wieder in den Fokus der kunsthistorischen Forschung gerückt sind. Durch ihre Bearbeitung erfolgt somit ein unmittelbarer Anschluss an aktuelle wissenschaftliche Debatten.
Dieser Bestand umfasst ca. 25 Werke verschiedener Gattungen (religiöse und profane Historien, Genre, Landschaft, Stillleben), anhand derer sich die kunstgeschichtlichen Gattungsdiskurse im 19. Jahrhundert auf exemplarische Weise nachvollziehen lassen. Hierzu gehören, um nur einige Künstler zu nennen, Gemälde des ersten Göttinger Kunstgeschichtsprofessors Johann Domenicus Fiorillo, des Hannoveraner Hofmalers Carl Oesterley, eines Göttinger Historienmalers mit Namen Friedrich Spangenberg sowie des Hauptvertreters der Weimarer Malerschule, Karl Buchholz.
Die Aufarbeitung dieses bedeutenden Bestandes, ermöglicht grundlegende Einsichten in die große Bandbreite künstlerischen Schaffens dieses Jahrhunderts und vermittelt zugleich eine Vielfalt methodischer Herangehensweisen.
Methodische Herangehensweise
Um die zuvor formulierten Ziele zu verfolgen, werden Studierende diese weitgehend unerforschten Gemälde der Göttinger Kunstsammlung selbständig bearbeiten. Einen wichtigen Bestandteil bildet hierbei die eigenständige Forschung der Studierenden in Archiven, Bibliotheken und externen Sammlungen. Die Untersuchung begleitend soll ein intensiver Austausch mit Experten anderer Einrichtungen aus Universitäten und Museen entwickelt werden, der in einem von den Studierenden organisierten Fachkolloquium vor den Originalen seinen vorläufigen Abschluss findet.
Im Zuge des Projektes ist im Sommer 2012 die Publikation eines wissenschaftlichen Bestandskataloges mit den neugewonnenen Erkenntnissen, sowie eine abschließende Sonderausstellung zur Präsentation des Sammlungsbereiches geplant.
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