Publikationen
Isabella Augart, Anne-Katrin Sors, Michael Thimann
Werk | Prozesse. Italienische Handzeichnungen des 15. bis 18. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen, Göttingen 2023
In der Kunstsammlung der Georg-August-Universität Göttingen befinden sich etwa 100 italienische Handzeichnungen der Frühen Neuzeit, darunter Blätter mit berühmten Namen von Botticelli über Rosso Fiorentino und Luca Cambiaso bis Benedetto Luti. Die meisten dieser Zeichnungen besitzen eine weit zurückreichende Provenienz und gelangten 1770 mit der Schenkung von Kunstwerken aus der Sammlung des Frankfurter Patriziers Johann Friedrich von Uffenbach an die Göttinger Universität. Dieser Bestand an italienischen Meisterzeichnungen ist von der Forschung bisher kaum beachtet worden. Er diente als Ausgangspunkt eines Forschungsprojektes, das 2023 mit einer Ausstellung abgeschlossen werden konnte. Zahlreiche Zuschreibungen wurden überprüft oder korrigiert und Bildmotive erstmals zutreffend bestimmt. Die Leitfrage des Katalogbuches ist die Rolle von Handzeichnungen in künstlerischen Werkprozessen.
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Margarete Vöhringer, Katrin Solhdju
undisciplined thinking – eine online Publikations- und Forschungsplattform
undisciplined thinking ist eine von Katrin Solhdju und Margarete Vöhringer gegründete Forschungsplattform. Inspiriert von Sigrid Weigels Arbeit erforscht es die Spannungen zwischen disziplinierter akademischer Kultur und der komplexen Welt um uns herum und ermöglicht die Veröffentlichung neuer, undisziplinierter Analysen durch das hybridste Forum überhaupt – das Internet.
Manfred Luchterhandt, Hedwig Röckelein
Palatium Sacrum. Sakralität am Hof des Mittelalters. Orte - Dinge - Rituale, Regensburg 2021
Bis heute ist die politische und ideengeschichtliche Tradition der Herrschersakralität besser erforscht als ihre kulturpraktische. Dies betrifft besonders den mittelalterlichen Hof, an dem sie sich manifestierte und materialisierte.
Der Band vereinigt 20 Beiträge einer internationalen Tagung, die vom 18.–20. Juni 2015 an der Universität Göttingen stattfand. Er stellt die Frage nach den Erscheinungsformen und Praktiken des Sakralen an Höfen der Vormoderne, sei es in Bauwerken, Objekten oder Ritualen. Im Zentrum eines kulturübergreifenden Diskurses steht der nachantike Palast mit seinen religiösen Orten und Zonen, aber auch anderen Formen kultischer Tabuisierung und Sanktionierung, in denen die Grenze zwischen „profan" und „sakral“ oft schwer zu bestimmen ist. Der zeitliche Rahmen reicht von der Antike bis ins späte Mittelalter, das kulturelle Spektrum von Westeuropa und Byzanz bis zu den islamischen Höfen in Syrien und Al-Andalus.
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Stephanie Stroh, Anne-Katrin Sors, Michael Thimann
Verwandlung der Welt. Meisterblätter von Hendrick Goltzius, Petersberg 2020
Katalog zur Ausstellung im Augustinermuseum Freiburg, 31. Oktober 2020 bis 31. Januar 2021
Der niederländische Kupferstecher und Maler Hendrick Goltzius (1558–1617) macht sich mit seinen erzählerischen Darstellungen und spielerischen Neuschöpfungen bereits zu Lebzeiten einen Namen. Anders als viele Zeitgenossen war das Allround-Talent gleichzeitig als Entwerfer, Stecher und Verleger tätig. Seine römischen Helden, Göttinnen und Himmelsstürmer huldigen den menschlichen Körper und strahlen große Dynamik aus. Die Schau ist eine Kooperation mit den Städtischen Museen Freiburg.
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Ulf Dingerdissen, Maria Gazzetti, Michael Thimann (Hg.)
Quellen der Inspiration. Deutsche Künstlerbibliotheken in Rom 1795-1915 / Fonti d’Ispirazione. Bibliotheche degli artisti tedeschi a Roma 1795-1915, Bonn 2020.
Katalog zur Ausstellung im Museum Casa di Goethe Rom, 28. Februar bis 20. September 2020
Seit 2012 beheimatet das Museum Casa di Goethe Rom sowohl das Archiv als auch die Bibliothek des von 1845 bis 1915 in Rom aktiven deutschen Künstlervereins. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen durchgeführten Projekts Künstlerwissen und Künstlerlektüre im Rom des 19. Jahrhunderts. Die Bibliothek des deutschen Künstlervereins und ihr wissensgeschichtlicher Kontext konnte diese kulturhistorisch wertvolle Büchersammlung nun erschlossen und wissenschaftlich ausgewertet werden. Insbesondere für die Kunstforschung ist die Vereinsbibliothek von größter Bedeutung, spiegelt sie doch das Leseverhalten bildender Künstler im gesamten 19. Jahrhundert wider. Mehr...
Verlegt vom Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute e.V., 240 Seiten mit 82 Abbildungen, ISBN 978-3-930370-53-5.
Isabella Augart, Sophia Kunze, Teresa Stumpf (Hg.)
Im Dazwischen.
Materielle und soziale Räume des Übergangs, Berlin 2020
Der Mensch lebt in Räumen – von den Höhlen der Steinzeit über gebaute Architekturen bis hin zu digitalen Welten der Gegenwart. Daraus entstehen auch immer Zustände eines Dazwischen-Seins. Wie und wo manifestieren sich diese im architektonischen Raum? Wie gehen Menschen mit den Zwischenräumen um, in denen sie sich befinden? Und wie setzen Künstler_innen ihre Vorstellungen davon im Bild um?Der Raum, der den Menschen umgibt, wird von ihm wahrgenommen und gestaltet: Räume sind somit Ausdruck sozialen und kulturellen Wandels. Hierbei entstehen auch Zustände eines Dazwischen-Seins. Die Autor_innen des Bandes beschäftigen sich mit verschiedenen Formen von Zwischenräumen: mit den Strategien nigerianischer Migrantinnen auf dem Weg nach Europa, mit Raumstrukturen in Pfarrkirchen des südöstlichen England im 15. und 16. Jahrhundert oder dem Suburbanen in Werken Camille Pissarros u. v. m.
Erschienen im Reimer Verlag, Schriftenreihe der Isa Lohmann-Siems Stiftung Hamburg, 13, 232 S. m. 9 Farb- u. 38 sw-Abb., 17 × 24 cm, ISBN 978-3-496-01640-3.
Isabella Augart, Ina Jessen (Hg.)
Metabolismen. Nahrungsmittel als Kunstmaterial, Hamburg 2019
Angesiedelt an der Verbindungsstelle zwischen dem Menschen und der ihn umgebenden Natur überlagern sich bei Nahrungsmitteln im Kreislauf von Produktion, Zubereitung, Verzehr und Ausscheidung biologische Lebensnotwendigkeit, Kulturtechnik und kulturelle Umformung. Vor dem Hintergrund von kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen werden Nahrungsmittel als "Kunstmaterial", als Werkstoff und Motiv der Kunst und die daran fassbaren materiellen "Stoffwechsel" zwischen kulturellen Wertbeimessungen und Verfallsprozessen untersucht.
Erscheinen bei Hamburg University Press. Hardcover, 15,5 x 22 cm, 200 Seiten, 54 Abb. davon 44 in Farbe, ISBN: 9783943423716
Open Access: DOI
Oesterley, Carl Wilhelm Friedrich
Mikolajczak, Katja; Thimann, Michael (Hrsg.) Reiss, Steven (Bearb.)
Über das Leben Raffaels von Urbino
Die Göttinger Vorlesung aus dem Jahr 1841, Göttingen 2019
Mit dem Manuskript der Vorlesung Über das Leben Raffaels von Urbino, welche Carl Wilhelm Friedrich Oesterley erstmals im Sommersemester 1841 an der Göttinger Universität hielt, wird ein bedeutendes Zeugnis der Raffael-Forschung sowie der kunstgeschichtlichen Lehrpraxis des 19. Jahrhunderts der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt. Erst zwei Jahre vor Entstehung des Manuskripts war im Jahr 1839 Johann David Passavants überaus einflussreiche Publikation über Raffael und seinen Vater Giovanni Santi erschienen. Oesterleys Position im Kontext der romantischen Raffael-Rezeption, sein Werdegang als Maler und Kunsthistoriker sowie seine Tätigkeit als Kustos der Göttinger Universitätskunstsammlung werden in einleitenden Aufsätzen behandelt. Auf Grundlage zahlreicher erhaltener Quellen bietet diese Edition einen exemplarischen Einblick in die kunsthistorische Lehre der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Erschienen im Göttinger Universitätsverlag, Softcover, 17x24; 360 Seiten, ISBN 978-3-86395-423-9 (Print). Auch online als PDF-Version verfügbar.
Lisa Marie Roemer
camminando vedrete
Wege durch das antike Rom in der Reiseliteratur des 7. bis 16. Jahrhunderts, Berlin 2019
Zahlreiche schriftquellen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zeugen von der Auseinandersetzung mit dem antiken Stadtraum Roms, seinen Monumenten, Statuen, Inschriften und Denkmälern. Die vorliegende Studie legt den Fokus auf die periegetische Erfassung Roms in nachantiker Zeit, denn mit dem verstärkten Interesse an der Antike werden gerade im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert immer wieder neue Routen für archäologische Spaziergänge erprobt. Anhand einer exemplarischen Auswahl wegbeschreibender Romführer zeichnet die Autorin die unterschiedlichen Wegesysteme der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Romführer nach und zeigt auf, wie sich die Ewige Stadt einhergehend mit ihrer Darstellung in Karten und Bildern auch in den Schriftmedien der Frühen Neuzeit zu einem virtuell und real erfahrbaren Bewegungsraum herausbildet.
Erschienen bei Topoi Edition, Berlin Studies of the Ancient World, Vol. 71, 312 S., 73 Farbabbildungen, 5 farbige Karten; ISBN: 978-3-9820670-3-2.
Anne-Kathrin Reulecke (Hg.), Margarete Vöhringer (Hg.)
Sehstörungen
Grenzwerte des Visuellen in Künsten und Wissenschaften, Berlin 2019
Welche Bedeutung haben psychogene Sehstörungen, rotierende Scheiben, blinde Kinder, spiritistische Erscheinungen, Wahrnehmungsexperimente und erblindete Fotografen für die Entwicklung der Disziplinen Physiologie und Ophthalmologie oder auch für ästhetische und literarische Diskurse? Wie haben sie unser Verständnis vom Sehen geprägt, das längst nicht mehr als rein physiologische Fähigkeit, sondern vielmehr als sozial, historisch und kulturell präfigurierte Aktivität gilt? Die Beiträge des interdisziplinären Bandes zeigen, dass sich das Wissen vom Sehen und vom Auge maßgeblich über die Grenzen des Sehens konstituiert. Ob in physiologischen, philosophischen oder psychoanalytischen Diskursen; ob in der Literatur, der bildenden Kunst oder im Film - stets sind es der Ausfall des Visuellen, die Trübung des Blicks oder die Einschränkung des Sichtfeldes, die Auskunft darüber geben sollen, wie das ›richtige‹ Sehen funktioniert.
Erschienen im Kulturverlag Kadmos, Literaturforschung Bd. 36, 174 Seiten, 15 x 23 cm, broschiert, 60 Abb.; ISBN: 978-3-86599-389-2.
Jochen Luckhardt, Manfred Luchterhandt und Carsten-Peter Warncke (Hg.)
bearbeitet von Kerstin Grein
Werke aus Stein und Gips
Sammlungskatalog des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig, Band XXI, Dresden 2019
Im Fokus dieses Katalogs steht der weitgehend auf die fürstlichen Wurzeln der Sammlung zurückgehende Bestand der Werke aus Stein. Er deckt ein weites Spektrum unterschiedlicher Gattungen ab, das von freiplastischen Skulpturen und Reliefs bis hin zu Werken der Angewandten Kunst reicht. Der erste Teil verbindet Aufsätze zu übergreifenden Fragestellungen, die dieses Sammlungsgebiet betreffen, mit einem wissenschaftlichen Katalog. Geschichte und Werkverzeichnis der 1888/89 angelegten Gipsabguss-Sammlung des Museums bilden den zweiten Schwerpunkt des Bandes. Die Sammlung der Gipsabformungen wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein erweitert und um aufwendige Farbfassungen und Rekonstruktionen antiker Skulpturen ergänzt. Dieses heute zum Teil verlorene Konvolut bietet ein ungewöhnlich aussagekräftiges Beispiel für die Geschichte der Wertschätzung des Gipses im 19. und 20. Jahrhundert.
Erschienen im Sandstein Verlag, 24 x 30 cm, 432 Seiten, 370 meist farbige Abb.; ISBN: 978-3-95498-439-8.
Christine Hübner und Michael Thimann (Hg.)
»In einem glücklichen Augenblick erfunden«
Deutsche Zeichnungen von Tischbein bis Corinth, Petersberg 2019
Die Kunstsammlung der Universität Göttingen verfügt über einen Bestand von 2500 Handzeichnungen vorwiegend Alter Meister. Darunter befindet sich auch eine große Gruppe deutscher Zeichnungen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn der Moderne um 1900, und damit aus jener Epoche, in der die Zeichenkunst in Deutschland die größte Aufmerksamkeit fand. Zwischen 1750 und 1900 wurde das Zeichnen hier zu einer leitenden künstlerischen Disziplin. Der Göttinger Bestand bildet die Geschichte und die Diversität der Zeichenkunst in Deutschland auf vielseitige Weise ab. Besondere Stärken liegen in der Kunst des 18. Jahrhunderts; hier sticht eine Gruppe von Zeichnungen der Tischbein-Familie hervor. Die Romantik wiederum ist mit dem Göttinger Maler Carl Wilhelm Oesterley zentral vertreten, dessen italienische Landschaften und feinsinnigen Künstlerbildnisse zu den hervorragendsten Erzeugnissen der romantischen Handzeichnung zählen. Blätter von Johann Gottfried Schadow, Wilhelm Schadow, Carl Blechen, Carl Spitzweg und Louis Gurlitt runden diese Gruppe ab und leiten zur Düsseldorfer Schule über, die mit Eduard Bendemann und Carl Friedrich Lessing repräsentativ vertreten ist. Die Kunst der Deutschrömer bildet mit Albert Lang, Adolf von Hildebrand, Franz Lenbach, Ludwig von Hofmann und Max Klinger einen weiteren Schwerpunkt. Die Göttinger Handzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts zeugen von dem umfassenden Aufwertungsprozess des Mediums Zeichnung am Beginn der künstlerischen Moderne. Erstmals werden diese Blätter nun wissenschaftlich erschlossen und einem breiteren Publikum präsentiert.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 24 x 30 cm, 184 S., 136 farb. und 5 s/w-Abb., pb.; ISBN: 978-3-7319-0830-2.
Ulf Dingerdissen
Genoveva von Brabant.
Ein romantisches Schlüsselthema in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, Berlin 2018
Die Frage, wie der Romantik Gestalt verliehen werden könne, forderte bildende Künstler im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wieder heraus. Sie rekurrierten in ihren Werken verstärkt auf die fiktive Genoveva von Brabant, da es insbesondere diese literarische Figur erlaubte, abstrakte Ideen der romantischen Ästhetik- und Kunsttheorie zu visualisieren. Die Studie gibt erstmalig einen Gesamtüberblick über dieses beliebte Thema in Graphik, Malerei und Skulptur. Beispielhaft lassen sich so die Umsetzung, der Wandel, aber auch die Kontinuität romantischer Kunstkonzeptionen im deutschsprachigen Raum zwischen 1800 und 1914 nachvollziehen.
Erschienen bei De Gruyter, Ars et Scientia, Bd. 18, X, 451 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-11-052110-8.
Christine Hübner, Antje-Fee Köllermann und Michael Thimann (Hg.)
Romantische Blicke
Deutsche Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Petersberg 2018
Katalog zur Ausstellung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, 25. März bis 24. Juni 2018
In hochkarätigen Blättern erzählt die Ausstellung die Geschichte des Zeichnens in Deutschland im 19. Jahrhundert. Hier war die Handzeichnung seit dem Klassizismus um 1800 zum führenden künstlerischen Ausdrucksmittel geworden. Eine neue Lust an der zeichnerischen Erfassung bisher unbekannter Themen wurde wach, Künstler verfeinerten oder erfanden neue Verfahren und Techniken, und sie diskutierten wie nie zuvor mit Gelehrten und Sammlern über die grundlegende Bedeutung der Zeichnung in ihrem Schaffen. Die ausgewählten Meisterwerke aus dem Kupferstichkabinett des Landesmuseums illustrieren die Vielseitigkeit des Zeichnens in Deutschland zwischen Romantik und Realismus. Vorgestellt wird ein bedeutender, bisher nahezu unentdeckter Schatz und zugleich eine leitende Kunstgattung des 19. Jahrhunderts.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 21 x 26 cm, 176 S., 109 Farbabbildungen, ISBN 978-3-7319-0601-8.
Maurice Saß und Iris Wenderholm (Hg.)
Mutter Erde
Vorstellungen von Natur und Weiblichkeit in der Frühen Neuzeit, Petersberg 2017
In der europäischen Kultur wird die Natur mit klangvollen Namen bezeichnet: Mutter Erde, Frau Natur, Gaia. Fast immer wird dabei die Natur als weiblich gedacht und dargestellt. Dies findet auch in vielen Bildern seit der Frühen Neuzeitihren Neiderschlag, welche die Natur als Gebärerin und Ernährerin, Erzieherin, Magierin und Hüterin der Welt zeigen. Die antike, kleinasiatische Fruchtbarkeitsgöttin Diana Ephesia war hier das meist bemühte Vorbild. Zugleich wurden gängige Ansichten darüber, was weiblich sei und wie sich Frauen zu verhalten hätten, durch Naturprinzipien legitimiert: Frauen galten als das ‚natürlich’ schwächere Geschlecht gehalten und ihre Gebärfähigkeit wurde als naturgegebenes Lebensziel vorausgesetzt. Diese Vorstellungen und Projektionen werden in vielen Beispielen frühneuzeitlicher Druck- und Buchgraphik ins Bild gesetzt, wie die Ausstellung Mutter Erde an beinahe 100 Exponaten aus den Beständen der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek sowie der Kunstsammlung der Universität Göttingen zeigen kann.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 21 x 27 cm, 336 S., 186 Farb- und 7 S/W- Abbildungen, Hardcover, ISBN 978-3-7319-0548-6.
Manfred Luchterhandt, Lisa Marie Roemer und Verena Suchy (Hg.)
Das unschuldige Auge
Orientbilder in der frühen Fotografie, Petersberg 2017
Als „unschuldiges Auge“ bezeichnete man im 19. Jahrhundert die Linse der Kamera in ihrer Eigenschaft, ein vermeintlich reales Abbild der physischen Welt zu schaffen. Diese heute naiv anmutende Sichtweise gewinnt besondere Brisanz in der bildlichen Repräsentation fremder Kulturen, ist doch die Fotografie zu einem gewissen Grad immer auch arrangiertes Konstrukt und eben kein wertneutrales Abbild. Vor dem Hintergrund dieser Ambiguität des Mediums widmen sich Buch und Ausstellung der Frage, inwieweit das Aufkommen der Fotografie seit 1839 den Blick auf einen mit Wertvorstellungen hochgradig besetzten Kulturraum veränderte und welchen kulturellen, touristischen und kommerziellen Mechanismen sie folgte. Dabei werden auch die unterschiedlichen Erwartungen an das neue Medium, dessen Beitrag zum modernen Weltwissen und schließlich seine Rolle als Instrument von Politik, Wissenschaft, Archäologie und Ethnografie beleuchtet. Themen sind die Arbeit der Fotografen und kommerziellen Studios, fotografische Expeditionen, die Weltausstellungen, das Verhältnis von Fotografie und Malerei, die Selbstrepräsentation osmanischer Eliten, das Bild von Gesellschaft und Religion, die Rolle der Fotografie als Instrument der Orientwissenschaften, aber auch die Nachlässe bedeutender Orientforscher. Den zeitlichen Beginn markiert Napoleons Ägyptenexpedition an der Schwelle zum 19. Jahrhundert, den Abschluss bilden die jüdische Fotografie und der 1911 gedrehte „First Film of Palestine“.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 22 x 25 cm, 320 S. mit 176 Farbabbildungen; ISBN: 978-3-7319-0479-3.
Christian Scholl, Harald Storz (Hg.)
Sichtlich evangelisch. Die Glasfenster der Jakobikirche in Göttingen von 1900/1901 und die Hannoveraner Glasmalwerkstätten Henning & Andres und Lauterbach & Schröder, Göttingen 2017
Sichtlich evangelisch - das sind in der mittelalterlichen Jacobikirche in Göttingen vor allem die Glasfenster von 1900/01. Im Zuge einer umfassenden Innenrenovierung wurden hier um die Jahrhundertwende reformationsgeschichtliche Ereignisse und reformatorische Glaubensüberzeugungen in Bilder gefasst. Heute zeugen diese Fenster von der ganz eigenen, nicht selten aktualisierenden Sicht auf die Reformationszeit. Gleichzeitig geben sie Einblicke in das eindrucksvolle künstlerische Vermögen der ausführenden Glasmaler. Der vorliegende Katalog stellt diese Fenster zum ersten Mal in umfassender Weise vor. Er erschließt ihre Entwurfsgeschichte, ihr theologisches und künstlerisches Programm sowie ihre gestalterische Ausführung. Weiterführende Beiträge widmen sich der historistischen Renovierung der Jacobikirche, in deren Zusammenhang die Fenster entstanden, sowie dem Schaffen der bedeutenden Hannoveraner Glasmalwerkstätten Henning & Andres sowie Lauterbach & Schröder, das hier erstmals für die Forschung erschlossen wird.
Erschienen im Göttinger Universitätsverlag, DIN A4, 119 S. mit Farbabbildungen; ISBN: 978-3-86395-302-7.
Ivan Gaskell, Martin van Gelderen (Hg.)
Sturm der Bilder - Bürger, Moral und Politik in den Niederlanden 1515-1616, Göttingen 2016
Zwischen 1515 und 1616 erlebten die Niederlande stürmische Zeiten. Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und Künstler wie Pieter Bruegel der Ältere und Hendrick Goltzius führten die Renaissance im Norden zu ihrem Höhepunkt. Zeitgleich löste die protestantische Reformation vehemente religiöse Konflikte aus. Der Aufstand gegen die "spanische Tyrannei" Philipps II. und seiner Regierung und der damit einhergehende achtzigjährige Unabhängigkeitskrieg erschütterten die Niederlande in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zutiefst. Daraus ging die niederländische Republik hervor und es begann das "Goldene Zeitalter".
Sturm der Bilder kommentiert die Druckgraphik aus dieser bewegten Zeit, die nicht zuletzt einen ikonoklastischen Bildersturm zu verkraften hatte. Die interdisziplinär angelegten Essays und der innovative Katalog erkunden und interpretieren Leben und Werk von herausragenden Pamphletisten, Poeten, Künstlern und Kupferstechern wie Lucas van Leyden, Dirck Volckertsz Coornhert, Maarten van Heemskerk, Frans Floris, Pieter Bruegel dem Älteren, Willem van Haecht und Hendrick Goltzius.
IVAN GASKELL ist Professor, Curator und Head des Focus Gallery Project am Bard Graduate in New York.
MARTIN VAN GELDEREN ist Direktor des Lichtenberg-Kollegs und Professor für European Intellectual History an der Georg-August-Universität in Göttingen.
Erschienen im Göttinger Verlag der Kunst, 26 x 21 cm, 188 S. mit 91 Farbabbildungen; ISBN: 978-3-945869-04-8.
Julia Hümme, Michael Thimann
Friedrich Overbeck (1789-1869) in Wien. Unbekannte Zeichnungen aus dem Ostholstein-Museum Eutin, Kiel 2016
Friedrich Overbeck war ein herausragender Maler und Zeichner der deutschen Romantik. Er gilt heutzutage als Hauptvertreter der Nazarener und wichtiger Erneuerer des religiösen Bildes im 19. Jahrhundert. Vor allem seine Handzeichnungen werden bis auf den heutigen Tag hoch geschätzt. Im Ostholstein-Museum in Eutin befindet sich eine Mappe mit 19 frühen Zeichenblättern Overbecks, die bisher unbekannt geblieben sind. Fast alle diese Blätter entstanden zwischen 1806 und 1809 in Wien, wo Overbeck zusammen mit Franz Pforr die Akademie besuchte. Die Zeichnungen dokumentieren einerseits die zeitgenössischen Verfahren, mit denen dort die Kunst gelehrt wurde; andererseits sind sie aber auch Zeugnisse eines sich mit großer Begabung emanzipierenden Zeichenschülers auf dem Weg zu sich selbst. Die frühromantische Erneuerung der Kunst um 1800 erfolgte aus dem Geist der Handzeichnung. Die hier erstmals vorgestellten Zeichnungen verdeutlichen, welchen Anteil Overbeck an dieser Entwicklung hatte und wie er zur zentralen Figur des "Lukasbundes", dem bedeutendsten Künstlerbund der Romantik, wurde.
Erschienen bei Verlag Ludwig, 29 x 22 cm, 124 S. mit 91 Farbabbildungen; ISBN: 978-3-86935-299-2.
Christine Hübner
Simon Quaglio. Theatermalerei und Bühnenbild in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Berlin 2016
In der Außenwahrnehmung des 19. Jahrhunderts wurde die Theatermalerei, das Entwerfen und Ausführen von Bühnendekorationen, meist als Handwerk und unliebsamer Brotberuf für bildende Künstler verstanden; die ausgeführten Bühnenbilder besaßen nur selten den Status eigenständiger Kunstwerke. Die Publikation diskutiert am Beispiel des Münchener Hoftheatermalers Simon Quaglio (1795-1878) erstmals die Theatermalerei in ihrem Status als künstlerische Gattung. So wird sichtbar, wie die Kunstentwicklung und die kunsttheoretischen Diskurse der Zeit einen direkten Einfluss sowohl auf die Ästhetik der Bühnendekorationen als auch auf das Selbstverständnis der Theatermaler genommen haben. Zugleich entsteht dabei ein dichtes Bild der Münchener Theaterpraxis im 19. Jahrhundert.
Erschienen bei De Gruyter, Ars et Scientia, Bd. 15, 24,6 x 18,2 cm, 437 S. mit zahlreichen S/W- und Farbabbildungen; ISBN13: 978-3-11-046064-3.
Marion Hilliges, Christian Scholl (Hrsg.)
Gilly - Weinbrenner - Schinkel. Baukunst auf Papier zwischen Gotik und Klassizismus, Göttingen 2016
Fünf bedeutende Konvolute von Architekturzeichnungen und -reproduktionen aus den Beständen der Göttinger Universitätskunstsammlung und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen werden in der Ausstellung "Gilly - Weinbrenner - Schinkel" erstmals gemeinsam gezeigt. Eine besondere Entdeckung bieten dabei Friedrich Gillys Entwürfe für ein Theater in Stettin: Es sind die frühesten überhaupt bekannten, überdies brillant in Szene gesetzten Zeichnungen des früh verstorbenen Lehrers von Karl Friedrich Schinkel. Weitere Einblicke in die Architektenpraxis um 1800 vermittelt eine Mappe mit Zeichnungen für ein Theater in Königsberg, die vermutlich Carl Ferdinand Langhans nach Entwürfen Gillys angefertigt hat. Von der Mittelalter-Faszination dieser Zeit zeugt Friedrich Fricks ebenfalls nach Vorlagen Gillys gedruckte Aquatinta-Serie "Schloss Marienburg in Preußen". Für einen pragmatischen, aber nicht minder bemerkenswerten Umgang mit mittelalterlicher Bausubstanz stehen Friedrich Weinbrenners Entwürfe für den Umbau der Göttinger Paulinerkirche zur Universitätsbibliothek. Und schließlich belegen Karl Friedrich Schinkels druckgraphisch reproduzierten Entwürfe für einen Königspalast auf der Akropolis in Athen, wie lange man im 19. Jahrhundert an einer schöpferischen Erneuerung des griechischen Altertums arbeitete. Die im Katalog erfassten Zeichnungen und Drucke laden dazu ein, Umbrüche und Leitmotive in der Architekturdarstellung um und nach 1800 nachzuvollziehen. Fünf einleitende Aufsätze eröffnen zusätzliche Forschungsperspektiven. So wird die Möglichkeit geboten, Motive, Funktionen und Wirkungsweisen von Baukunst auf Papier zwischen Klassizismus und Gotikrezeption anhand besonders attraktiver Werke zu verfolgen.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, DIN A4, 194 Seiten mit zahlreichen S/W- und Farbabbildungen; ISBN13: 978-3-86395-264-8.
Anne-Katrin Sors, Stephan Brakensiek, Anette Michels (Hg.)
Copy.Right. Adam von Bartsch.
Kunst – Kommerz – Kennerschaft, Petersberg 2016
Die Zeit um 1800 war eine Epoche des gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Umbruchs. Auch im Bereich der Kunst verdichtete sich die Diskussion über den Wert der Kunst, ihr Studium und den Aspekt, den Kennerschaft dabei zu spielen hatte. Innerhalb dieses Prozesses kam der Reproduktionsgraphik nach Handzeichnungen eine wachsende Bedeutung zu, denn man verstand die auf Papier realisierten Kunstwerke als vielfach erste, unmittelbare Formulierungen der künstlerischen Idee und somit als Ausdruck ihres Genies. Das Geheimnis lag in der Komposition und in den sie individuell realisierenden Strichen, die nun mittels der Reproduktionsgraphik angemessen und nachvollziehbar einem größeren Publikum zu Studien- und Bildungszwecken zur Verfügung gestellt werden konnten. Das adäquate Kopieren – copy.right, verstanden als künstlerische Übersetzung des Vorbilds, erreichte eine neue Qualität, die mit innovativen Drucktechniken verbunden war. In diesem Prozess spielte Adam von Bartsch (1757–1821) eine wichtige Rolle. Als Kustos der Graphischen Sammlung der Wiener Hofbibliothek ist er heute Fachwissenschaftlern als »Vater der wissenschaftlichen Kupferstichkunde« und Autor des »Peintre-Graveur« bekannt. Er war aber gleichzeitig ein subtiler, hochversierter Reproduktionsgraphiker. In Bartschs wissenschaftlichem wie künstlerischem OEuvre spiegelt sich der zeitgenössische Diskurs über Originalität und den Wert der Druckgraphik – Aspekte, die aktuell diskutiert werden. Das Buch eröffnet damit neue Perspektiven zu Kunst, Kommerz und Kennerschaft um 1800.
Erschienen im Michael Imhof Verlag 24,5 x 32 cm, 352 Seiten mit zahlreichen S/W-Abbildungen; ISBN13: 978-3-7319-0367-3.
Anne-Katrin Sors
Allegorische Andachtsbücher in Antwerpen
Jan Davids Texte und Theodoor Galles Illustrationen in den jesuitischen Buchprojekten der Plantiniana, Göttingen 2015
Die bei Plantin-Moretus um 1600 in Antwerpen gedruckten, von Jan David SJ verfassten und durch Theodoor Galle aufwendig illustrierten Andachtsbücher werden erstmals vollständig und systematisch, unter Berücksichtigung der Texte und zugehöriger Bilder, vorgestellt und untersucht. Deren komplexe Kupfersticherfindungen sind nicht - wie bislang angenommen - Emblemvarianten, sondern stellen ein gänzlich anders funktionierendes System der Text- und Bild-Synthese dar. Der jeweiligen Andachts-, Erbauungs- oder Lehrfunktion entsprechend verbildlichen die Kupferstiche Allegorisierungen moralischer und religiöser Didaxe, bildinterne Lettern und beigefügte Erläuterungen erschließen Inhalte und stellen den Bezug zu den verbildlichten Texten her. Analyse der unterschiedlichen Text-Bild-Verschränkungen in den vier Büchern, Herleitung der Buchstabenverweissysteme, buchgeschichtliche Einordnung, Entstehungsumstände, Konzeptionsgeschichte, funktionale Bestimmungen und Rezeptionen der Bücher und Bilder werden umfassend geklärt. Neben Veridicus Christianus (1601), Occasio Arrepta Neglecta (1605), Paradisus Sponsi et Sponsae (1607) und Duodecim Specula (1610) wurde auch das umfangreiche und viel rezipierte, von Boetius a Bolswert illustrierte Via Vitae Aeternae (1620) des Antoine Sucquet SJ ausführlich behandelt.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, 17x24 cm, 491 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN13: 978-3-86395-234-1. Die Online-Ausgabe kann beim Universitätsverlag kostenlos heruntergeladen werden.
Christian Scholl
C. D. Friedrich und seine Zeit, Göttingen 2015
Caspar David Friedrich hat Bilder geschaffen, die sich unauslöschlich ins Gedächtnis einprägen. Wer den Mönch am Meer, Das Eismeer, die Kreidefelsen auf Rügen oder den Wanderer über dem Nebelmeer einmal gesehen hat, wird sie nicht mehr vergessen. Wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit konnte Friedrich Naturstimmungen erfassen und Nebel, Dunst, Abend- und Morgenrot, Mondlicht, aber auch strahlenden Sonnenschein malen. Das genügte ihm jedoch nicht. Seine Bilder sind immer auch auf eine besondere Weise komponiert. Sie erscheinen dadurch gedanklich aufgeladen und verrätselt. Mit seiner individuellen Sicht auf die Natur wird Friedrich zu einem Hauptvertreter der Romantik. Die Monografie führt den Leser in das Schaffen des Künstlers ein. Wie verlief Friedrichs Laufbahn als Landschaftsmaler? Wie entwickelte er seine Bilder – von der Skizze bis zum vollendeten Gemälde? Wie vertrieb er sie auf dem Kunstmarkt? Mit welchen Zeitgenossen stand er im Austausch? Und wie kam es, dass Friedrich heute zu den bekanntesten deutschen Künstlern überhaupt zählt?
Erschienen in der Verlagsgruppe Seemann Henschel, 144 Seiten mit 81 farbigen und 7 s/w-Abbildungen; ISBN13: 978-3-86502-364-3.
Jens Reiche, Christian Scholl (Hg.)
Göttinger Kirchen des Mittelalters, Göttingen 2015
Die Stadt Göttingen beherbergt viele und wichtige mittelalterliche Kirchen. Das Panorama der Baugeschichten, der Nutzungen und der Formenvielfalt reicht vom 13. zum 16. Jahrhundert und sogar bis in die Gegenwart, da die Kirchen auch später immer wieder verändert worden sind. Die Kirchenbauten sind das sichtbarste Zeugnis einer längst vergangenen Epoche. Das Buch hebt diesen Schatz und nimmt den Leser auf eine Zeitreise mit, bei der die sechs erhaltenen Kirchen in bisher nie dagewesener Weise ausführlich untersucht werden.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, ca. 17 x 24 cm, 440 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN13: 978-3-86395-192-4. Die Online-Ausgabe kann beim Universitätsverlag kostenlos heruntergeladen werden.
Michael Thimann, Christine Hübner (Hg.)
Sterbliche Götter. Raffael und Dürer in der Kunst der deutschen Romantik, Göttingen 2015
Zu einer tragenden Idee der deutschen Romantik gehört die Freundschaft der Renaissance-Künstler Raffaello Sanzio (1483- 1520) und Albrecht Dürer (1471-1528). Oftmals wurden die beiden Künstler zusammen und sogar "Hand in Hand" dargestellt, obwohl sie sich im Leben nie begegnet sind. Es war eine äußerst produktive Vorstellung von Dichtern, Malern und Kunsthistorikern der Romantik, dass Raffael und Dürer als geistesverwandte Ausnahmekünstler des Nordens und des Südens hätten befreundet sein können. Den beiden Musterkünstlern Italiens und Deutschlands sollte wiederum in der Gegenwart künstlerisch, moralisch und biographisch nachgeahmt werden. Die Vereinigung der Leistungen beider Maler, die Verschmelzung von Charakter und Ideal, von Nord und Süd, von "Italia" und "Germania" wurde zu einem Hauptanliegen der Romantik. Die Ausstellung und das Katalogbuch versuchen die Rekonstruktion dieser zentralen Idee in der Kunsttheorie der deutschen Romantik, die Licht auf die Entstehung von Hauptwerken der Epoche wie Friedrich Overbecks berühmtes Gemälde Italia und Germania wirft.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 24 x 30, 400 Seiten, 273 Farbabbildungen, Broschur; ISBN 978-3-7319-0198-3.
Michael Thimann
Friedrich Overbeck und die Bildkonzepte des 19. Jahrhunderts, Regensburg 2014
Overbeck ist vor allem als Historienmaler tätig geworden und hat seine Gemälde als vielschichtige religiöse Allegorien konzipiert. Keineswegs wollen diese nur Illustration der Bibel sein, sondern bieten Handlungsanweisungen für den Betrachter. Overbecks Bilder sind Reflexionsflächen für die religiöse Versenkung in die Gegenstände, die zumeist der Christusgeschichte entstammen. Gelang es Overbeck, die um 1800 zentrale Forderung nach künstlerischer Autonomie mit dem romantischen Wunsch nach der Zweckgebundenheit der religiösen Kunst wieder in Einklang zu bringen?
Im Zentrum steht die intellektuelle Biographie des Malers, die seine Bildungsgeschichte im zeitgenössischen Kontext situiert. Er konvertierte 1813 zum Katholizismus und folgte damit seiner Bestimmung zum religiösen Maler. Auf der Grundlage des systematisch ausgewerteten handschriftlichen Nachlasses wird Overbecks religiöses Kunstkonzept rekonstruiert. Zudem wird das gesamte künstlerische Werk analysiert und erstmals dabei das nazarenische Christusbild intensiv untersucht.
Erschienen im Verlag Schnell und Steiner, ca. 21 x 28 cm, 488 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN 978-3-7954-2728-3.
Anne-Katrin Sors (Hg.)
Die Englische Manier - Mezzotinto als Medium druckgrafischer Reproduktion und Innovation, Göttingen 2014
Die Schabkunst, aufgrund ihrer besonderen Blüte im englischen 18. Jahrhundert zur Zeit der Personalunion hannoverscher Herzogs- und britischer Königswürde auch "Englische Manier" genannt, ist die erste grafische Technik, in der über Linie und Schraffur hinaus flächige Tonwerte und Tonwertabstufungen geschaffen werden konnten. Malerische Werte ließen sich erzeugen und malerische Werke nachbilden. Anders als in den liniengebundenen Techniken des Kupferstichs und der Radierung ermöglichten mechanische Aufrauhung und deren dosierte Glättung Töne von samtigem Schwarz bis zu reinem Weiß. Erfindung und Perfektionierung, Nutzung und Verbreitung, Traditionsbildung und Experimentalpotential dieser druckgrafischen Technik können anhand der Schabkunstwerke der Grafischen Sammlung der Universität Göttingen und einiger Leihgaben vorgeführt werden: 105 Werke demonstrieren erste Experimente deutscher und niederländischer Laien und Künstler, technische Perfektionierungen in den druckgrafischen Zentren Augsburg und Nürnberg, Adaptionen in Frankreich und Italien, Verselbständigung des Mediums in England und experimentelle Verwendung als künstlerisches Ausdrucksmittel in der deutschen Frühmoderne. Funktionsgebundene Nutzung als Medium der Gemäldereproduktion und lebensnahen Bildniskunst, und erstmals als Naturnähe ermöglichendes Dokumentationsmittel in den frühneuzeitlichen Naturwissenschaften werden thematisiert.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, ca. 17 x 24 cm, 293 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN 978-3-86395-162-7.
Die Online-Ausgabe kann beim Universitätsverlag kostenlos heruntergeladen werden.
Manfred Luchterhandt, Lisa Roemer, Johannes Bergemann, Daniel Graepler (Hg.)
abgekupfert – Roms Antiken in den Reproduktionsmedien der Frühen Neuzeit, Petersberg 2013
Antike Statuen wie der Laokoon, der Apoll oder der Torso Belvedere prägten bis in die Moderne den Kanon des europäischen Kunstdiskurses. Die Ausstellung und der begleitende Katalog thematisieren die Formen und Medien der Auseinandersetzung mit den Antiken Roms, durch welche diese für eine breite Öffentlichkeit überhaupt verfügbar wurden: von der Entstehung römischer Antikensammlungen und ihrer Bedeutung für Künstler und Antiquare über die serielle Erschließung und Vermarktung durch Stiche und Druckschriften bis hin zu den ersten systematischen Gipsabgusssammlungen im Kontext des universitären Studiums. Dem reich bebilderten Katalog von ca. 100 Exponaten aus den historischen Göttinger Universitätssammlungen (Handzeichnungen, Druckgraphiken, Druckschriften, Gipsabgusse) sind einführende Aufsätze ausgewiesener Experten vorangestellt.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, 17 x 24 cm, 416 Seiten mit ca. 180 Abbildungen; ISBN: 978-3-86568-949-8.
...proves fascinating and casts a new light on the birth of archaeology as an academic discipline... (Print Quarterly 30/2, 2015)
Christian Scholl, Anne-Katrin Sors (Hg.)
Akademische Strenge und künstlerische Freiheit. Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen Bestandskatalog, Göttingen 2013
Die Kunstsammlung der Universität Göttingen ist vor allem für ihren Bestand an Niederländischer Kunst des 17. Jahrhunderts bekannt. Dass sie darüber hinaus auch eine Kollektion von Gemälden des 19. Jahrhunderts umfasst, die einige wirkliche Schätze enthält, gleicht einer Neuentdeckung. Diese Kollektion wird hier erstmals in einem eigenen Bestandskatalog vorgestellt. Obwohl es sich um eine eher kleine Sammlung handelt, erweist sich diese doch als erstaunlich repräsentativ, um das Kunstverständnis des 19. Jahrhunderts mit seinen wechselnden Prämissen sowie kunsttheoretischen und künstlerischen Auseinandersetzungen an konkreten Kunstwerken aufzuzeigen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Gattungstheorie: Die seit der Frühen Neuzeit vertretene Ausdifferenzierung der Malerei in profane und religiöse Historie, Genre, Landschaft, Stillleben, Tierstück und Porträt wurde über das gesamte 19. Jahrhundert hinweg kontrovers diskutiert, blieb aber als wertsetzendes System lange präsent. Der vorliegende, von Dozenten und Studierenden des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Göttingen gemeinsam erarbeitete Bestandskatalog nutzt die Gattungstheorie als "roten Faden", um eine historische Perspektive auf den Bestand der Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Göttinger Universitätskunstsammlung anzubieten.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, ca. 17 x 24 cm, 353 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN: 978-3-86395-102-3.
Jochen Luckhardt, Carsten-Peter Warncke (Hg.), Nicole Brüderle (bearb.), Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen
Gläser des 16. bis 19. Jahrhunderts, Petersberg 2013
Die Glassammlung des Herzog Anton Ulrich-Museums ist eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Norddeutschland und zählt etwa 130 Objekte. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Hohlglasproduktion des 18. Jahrhunderts. Die Bestände reichen von norditalienischen Gefäßen des 16. Jahrhunderts bis zu Gläsern des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich aus dem brandenburgischen, sächsischen, böhmischen und schlesischen Raum. Vor allem sind geschnittene Hohlgläser aus den welfischen Glashütten Lauenstein und Schorborn vertreten. Als Sonderbestand ist die 15 Exponate umfassende Gruppe der Relieftäfelchen aus dem 17. Jahrhundert zu nennen. Der Katalog stellt die Objekte der Sammlung detailliert in Wort und Bild vor.
Erschienen im Michael Imhof Verlag, ca. 22 x 30 cm, 256 Seiten mit 141 Farb- und 20 S/W-Abbildungen; ISBN: 978-3-86568-935-1.
Harald Klinke, Lars Stamm (Hg.)
Bilder der Gegenwart. Aspekte und Perspektiven des digitalen Wandels, Göttingen 2013
Wir Menschen produzieren und rezipieren mehr Bilder als jemals zuvor in der Geschichte. Digitale Fotografie, Facebook, Google Street View, Computerspiele: Zahlreiche Beispiele machen deutlich, dass digitale Bilder unseren Alltag dominieren. Doch was ist das digitale Bild im Unterschied zum analogen? Wie kommunizieren wir heute mit Bildern? Ist das digitale Bild verantwortlich für einen Paradigmenwechsel, der eine neue Bildtheorie notwendig macht? Ändert sich überhaupt etwas im Hinblick auf den Gebrauch und die Funktion? Bringt die Immaterialität der Bilder eine veränderte Ästhetik hervor? Und schließlich: Was ist die Zukunft des digitalen Bildes?
Diese Fragen werden in diesem Band von Autoren der Fächer Kunstgeschichte, Philosophie und Kulturanthropologie im Rahmen eines studentischen Forschungsprojektes behandelt. Die einzelnen Beiträge geben einen Einblick in die gegenwärtige Forschung zum digitalen Bild aus einem kunst- und bildwissenschaftlichen Blickwinkel heraus.
Erschienen im Graphentis Verlag, 168 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN: 978-3-942819-02-2.
Heiko Damm, Michael Thimann, Claus Zittel (eds.)
The Artist as Reader. On Education and Non-Education of Early Modern Artists, Leiden [u.a.]: Brill 2012
Reading is apparently the greatest proof of refinement when viewed within the context of the social climb of the visual artist. It is only as reader that the artist can participate in the exclusive culture of clerics, humanists, rulers and courtiers. How did it come about that such a figure was integrated into the general history-of-knowledge context of research on the early modern period – in order to outline what artists’ reading specifically entails. Based on the history of knowledge, the contributions to this volume will then correspondingly elucidate various aspects of how, in the early modern period, artists’ education, knowledge, reading and libraries were related to the ways in which they presented themselves.The volume endeavours at long last to go beyond merely publishing inventories by investigating the problem of artists’ libraries with a fundamentally stronger emphasis on a discourse-analytical and history-of-knowledge approach.
Erschienen im Brill Academic Pub, ca. 521 Seiten mit zahlreichen Farb- und SW-Abbildungen, 24,2 x 16 cm, Hardcover;
ISBN: 978-9004242234.
Christian Scholl (Hg.)
Revisionen der Romantik. Zur Rezeption der „neudeutschen Malerei“ 1817-1906, Berlin 2012
Unter Mitarbeit von Kerstin Schwedes und Reinhard Spiekermann
Der aktuelle Kanon romantischer Bildkunst in Deutschland ist das Resultat umfassender Revisionsvorgänge. Diese setzten bereits im 19. Jahrhundert selbst ein und kulminierten in der „Jahrhundertausstellung deutscher Kunst" (1775-1875), die 1906 in der Berliner Nationalgalerie stattfand. Unter den Vorzeichen der Moderne wurden damals die Prämissen zur Bewertung und Interpretation von Kunst auf nachhaltige Weise neu gefasst. Die vorliegende, rezeptionsgeschichtliche Studie erschließt anhand zeitgenössischer Quellen die Voraussetzungen dieser bis heute wirksamen Umdeutung und nimmt dafür die Zeit zwischen der Etablierung der romantischen, von den Zeitgenossen als „neudeutsch“ bezeichneten Malerei nach 1800 und der „Jahrhundertausstellung“ in den Blick. Sie untersucht, wie sich die Sicht auf die Malerei der Romantik in diesem Zeitraum verändert hat und wie dies mit dem wechselnden Verständnis von der Funktions- und Wirkungsweise von Kunst zusammenhängt. Damit wird eine Brücke zwischen dem Kunst- und Bildverständnis der Romantik und der Moderne geschlagen, wobei die Studie zugleich Perspektiven auf eigenständige und aus heutiger Sicht durchaus „fremde“ Konzepte des 19. Jahrhunderts eröffnet, welche sich einer teleologischen Interpretationsweise letztlich entziehen.
Erschienen im Akademie Verlag, Ars et Scientia, Bd. 3, 735 Seiten mit 20 SW-Abbildungen; ISBN: 978-3-05-005942-6.
Thomas Noll, Carsten-Peter Warncke (Hg.)
Kunst und Frömmigkeit in Göttingen. Die Altarbilder des späten Mittelalters, Göttingen 2012
Die Stadt Göttingen besitzt eine beachtliche Zahl an Altarretabeln des späten Mittelalters, die zum Teil von hochqualitätvollem und ikonographisch exzeptionellem Rang sind. Einige der Werke befinden sich noch heute an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Der vorliegende Aufsatzband, basierend auf einer vielbeachteten Vorlesungsreihe, stellt sämtliche vollständig oder größtenteils erhaltene Altarbilder vor. Sie stammen aus dem Zeitraum vom ausgehenden 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert. Neben hochkarätigen Einzelbeiträgen umfasst das Werk einen aufwendigen Farbteil, der diese bisher zum Teil noch nicht publizierten Altarbilder detailreich und vollständig zeigt. Das Buch bietet somit ein Grundlagenwerk und lenkt den Blick auf eine Kunstregion, deren spätmittelalterliche Kulturschätze bisher wenig beachtet wurden.
Erschienen im Deutschen Kunstverlag, ca. 248 Seiten mit ca. 60 Farb- und 90 SW-Abbildungen und einem Tafelteil, 19,5 x 26 cm, Broschur; ISBN: 978-3-422-07089-9.
Christian Scholl/ Anne-Katrin Sors (Hg.)
Vor den Gemälden: Eduard Bendemann zeichnet. Bestandskatalog der Zeichnungen eines Hauptvertreters der Düsseldorfer Malerschule in der Göttinger Universitätskunstsammlung, Göttingen 2012
Zu den besonderen Schätzen der Göttinger Universitätskunstsammlung gehören 129 Zeichnungen auf 92 Blatt sowie drei Skizzenbücher von Eduard Bendemann (1811-1889).
Kulturell vielseitig vernetzt, war dieser Künstler einer der bedeutendsten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule und sorgte gerade in den 1830er und -40er Jahren mit seinen Gemälden europaweit für großes Aufsehen. Der umfangreiche Göttinger Bendemann-Bestand wird hier erstmals vollständig in einem Katalog vorgestellt, der zugleich als Begleitband zu einer Ausstellung dieser Werke fungiert. Einen Großteil der hier präsentierten Zeichnungen schuf Bendemann als vorbereitende Studien zu komplexen Historienbildern. Vor den Gemälden: Eduard Bendemann zeichnet – unter diesem Motto gewähren Katalog und Ausstellung Einblicke in die faszinierende Welt akademischer Komponierpraxis des 19. Jahrhunderts und führen zugleich in deren historische und (kunst-)politische Grundlagen ein. Sie widmen sich einer Zeit, die von fundamentalen Umbrüchen, aber auch einem nahezu unerschütterlichen Vertrauen in die Wirkung von Kunst geprägt wurde.
Erschienen im Universitätsverlag Göttingen, Hardcover, 355 Seiten mit zahlreichen Farbtafeln und SW-Abbildungen, DIN A4; ISBN: 978-3-86395-083-5.
Margarete Vöhringer, Yvonne Wübben (Hg.)
Phantome im Labor Die Verbreitung der Reflexe in Hirnforschung, Kunst und Technik Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, Weinheim 2009
Mehr als 15 Jahre nach der Proklamation der sogenannten »Dekade des Gehirns« hat sich der Terminus neuroscience zwar weitestgehend etabliert, dennoch konnte die ›neue Wissenschaft‹ die an sie gerichteten Erkenntniserwartungen nur zum Teil erfüllen. Trotz der zu verzeichnenden Negativbilanz wird dem Gehirn weiterhin eine eminente Bedeutung für die Kontrolle vitaler und kognitiver Prozesse beigemessen. Dabei bleibt ein Aspekt allerdings oftmals unberücksichtig: die cerebrale Steuerung von Reflexen. Historisch gesehen fällt sie ebenso in den Gegenstandsbereich der neuroscience wie die Kognition.
Erschienen im Wiley-VCH Verlag GmbH & Co., Weinheim 2009