Seit 2012 beheimatet das Museum Casa di Goethe Rom sowohl das Archiv als auch die Bibliothek des von 1845 bis 1915 in Rom aktiven deutschen Künstlervereins. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen durchgeführten Projekts Künstlerwissen und Künstlerlektüre im Rom des 19. Jahrhunderts. Die Bibliothek des deutschen Künstlervereins und ihr wissensgeschichtlicher Kontext konnte diese kulturhistorisch wertvolle Büchersammlung nun erschlossen und wissenschaftlich ausgewertet werden. Insbesondere für die Kunstforschung ist die Vereinsbibliothek von größter Bedeutung, spiegelt sie doch das Leseverhalten bildender Künstler im gesamten 19. Jahrhundert wider. Denn im Jahr 1900 übernahm der Künstlerverein auch die älteren Bibliotheken, die eigens für die in Rom tätigen deutschsprachigen Künstler eingerichtet worden und bislang allein aus schriftlichen Quellen bekannt waren: die Bibliothek der Deutschen Künstler in der Villa Malta, die sich – unterstützt von König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner – im Jahr 1832 von der Bibliothek der Deutschen abspaltete, die elf Jahre zuvor von Johann David Passavant, Christian Karl Josias von Bunsen, Ernst Zacharias Platner und August Kestner unter Mitwirkung von Friedrich Overbeck und Philipp Veit gegründet worden war. In diese fanden wiederum auch die verbliebenen Bände von der Gemeinschaftlichen Lesebibliothek der Deutschen Eingang, die Carl Ludwig Fernow kurz nach seiner Ankunft in Rom im Spätherbst des Jahres 1794 ins Leben gerufen hatte. Ebenso einzigartig wie die Büchersammlung selbst sind die erhaltenen Bibliotheksdokumente: Neben Bestandskatalogen sind auch Zugangs- sowie Ausleihverzeichnisse überliefert, sodass im Zuge der Erfassung im Online-Katalog nicht nur die Bibliotheken mit ihrem jeweiligen Bestand, sondern auch die Provenienz und Nutzung der einzelnen Bibliotheksexemplare annähernd vollständig rekonstruiert werden konnten. Die Geschichte der deutschen Künstlerbibliotheken Roms wird hier ebenso beleuchtet wie ihre Signifikanz als Orte des Wissenstransfers und Quellen der Inspiration für die deutschsprachigen Künstler Roms wie Asmus Jakob Carstens, Johann Christian Reinhart, Anselm Feuerbach und Arnold Böcklin.
Ulf Dingerdissen, Maria Gazzetti, Michael Thimann (Hg.) Quellen der Inspiration. Deutsche Künstlerbibliotheken in Rom 1795-1915 / Fonti d’Ispirazione. Bibliotheche degli artisti tedeschi a Roma 1795-1915, Bonn 2020. Katalog zur Ausstellung
Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute e.V.
240 Seiten mit 82 Abbildungen, ISBN: 978-3-930370-53-5