Inklusion und Diversität aus der Perspektive der Didaktik der Deutschen Sprache und Literatu
Die folgenden Ausführungen basieren auf dem Impulsvortrag von Prof. Dr. Christoph Bräuer (Professor für Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur) und der daran anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden des 10. Netzwerktreffens „Diversität in der Lehrer*innenbildung“ am 18.12.2018.
Protokollant: Marian Laubner
Im Folgenden werden zuerst speziell zum Thema diversitätssensible Sprachbildung entwickelte Seminarbausteine am Beispiel des Faches Deutsch dargestellt. Im Anschluss daran werden weitere Anlässe zur Thematisierung von Diversität und generelle Überlegungen zu einer inklusiven Deutschdidaktik vorgestellt. Im Bereich der Literaturdidaktik werden Inklusion und Diversität schon immer als Themen in Literatur behandelt, exemplarisch im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, besonders der sogenannten problemorientierten Kinder- und Jugendliteratur wie etwa in Max von der Grüns Kinderbuch „Vorstadtkrokodile“, in dem es um Kinder mit Beeinträchtigung geht; in der Film- und Mediendidaktik werden exemplarisch die beiden Kurzfilme „Spielzeugland“ (Thema: Rassismus, Antisemitismus) und „True“ (Thema: Beeinträchtigung, Blindheit) zur Thematisierung von Diversität und Exklusion in Hochschule und Schule genutzt. |
In Bezug auf die Thematisierung von Diversität und Inklusion wird in den deutschdidaktischen Seminaren des Masterstudiengangs übergreifend das Ziel verfolgt, unter Berücksichtigung der Heterogenität von Lerngruppen und der Diversität der Schüler*innen Leistungspotenziale weiterentwickeln zu können. Der Schwerpunkt liegt hier v. a. auf der Nutzung und Entwicklung von Interkulturalität und Mehrsprachigkeit. Die im SPL entwickelten Bausteine zur Sprachbildung werden im Seminar zur Vor- und Nachbereitung des Praktikums (innerhalb des Moduls M.Edu-FD-Ger.01a/b) eingesetzt und beziehen u. a. einen Beobachtungsauftrag (mit der Frage, inwiefern im Unterricht insbesondere auch sprachlich differenziert wird) für das Praktikum mit ein. |
In einem Dissertationsprojekt ist ein sprachbegabungssensibles Schreibsetting konstruiert worden, in dem die normative Vorstellung von inklusivem Unterricht als „individualisierte[s] Lernen[…] in sozialer Eingebundenheit“ (Seitz/Pfahl 2016, S. 32) konkretisiert und angewendet wird. Dabei sollen durch die Methode des Automatischen Schreibens individuelle Erfahrungen angeboten werden, die in einem anschließenden Reflexionsgespräch in der Gruppe als Lernpotenziale gemeinsam genutzt werden können (Reith/Hülsmann/Bräuer 2019). Anhand des Settings stellt sich die Frage, inwiefern auch inklusiver, in diesem Fall sprachsensibler Unterricht bestimmten Grenzen unterliegt. So werden in diesem Beispiel Normen hinsichtlich mitzubringender Fähigkeiten gesetzt (Schreiben, Sprechen und die Fähigkeiten zum Verständigen und Austauschen mit anderen), die nicht oder nur bedingt durch alternative Wege und Medien ersetzt werden könnten.
Die generellen Überlegungen zu diversitätssensiblem Unterricht und der Lehre werden auf die eigene Lehrerfahrung in Universitätsseminaren übertragen. Dabei wird diskutiert, ob eher geschlossene, vermittelnde Lehrformate zu Beginn i. S. e. Einführung von Inhalten stehen sollten, oder ob diese auch nach der offenen Auseinandersetzung mit Inhalten am Ende, z. B. des Studiums, i. S. e. Strukturierung von Inhalten stehen kann. Es stellt sich z. B. die Frage, inwieweit diese Überlegungen auf leistungsstärkere oder leistungsschwächere Schüler*innen übertragen werden können.
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