Projekte
Leitung: Dr. Stefan Morét
Das vom Land Niedersachsen finanzierte Forschungsprojekt "Das Sammeln von Druckgraphik in der Frühen Neuzeit" beschäftigt sich mit Formen, Funktionen und Charakteristika frühneuzeitlicher Druckgraphiksammlungen. Das Projekt ist Teil des Forschungsverbundes "Kupferstichkabinett online - Virtuelle Wiedervereinigung der Graphiksammlung der Herzöge von Braunschweig Wolfenbüttel", in dem seit mehreren Jahren die Druckgraphikbestände der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und diejenigen des Herzog Anton Ulrich Museums in einer Online-Bilddatenbank erfasst werden. Auf der Basis dieser Daten sowie durch Hinzuziehung von Archivalien werden zunächst die Braunschweiger und Wolfenbütteler Sammlung der Herzöge Carl I. und Carl Wilhelm Ferdinand unter sammlungshistorischen Fragestellungen erforscht, um dann mit zeitgenössischen fürstlichen Druckgraphiksammlungen in England, Frankreich und Italien verglichen zu werden. D.h.: Wie sammelten die Braunschweiger Herzöge Druckgraphik, was genau erwarben sie und mit welchen Vorstellungen und Zielen taten sie es. Und schließlich: Wie stellt sich ihre Sammeltätigkeit im Kontext anderer fürstlicher Graphiksammlungen dar. In diesem Zusammenhang werden auch die Druckgraphiksammlungen religiöser Orden in den Blick genommen, etwa die Sammlung der Benediktiner in Göttweig oder des ehemaligen Jesuitenkollegs in Köln. In einem zweiten Schritt wird die Untersuchung ausgehend von der in Göttingen vorhandenen Sammlung des Frankfurter Patriziers Johann Friedrich von Uffenbach auf bürgerliche Sammler ausgeweitet. Eine wichtige Frage ist hier, inwieweit bürgerliche Sammlungen von fürstlichen Sammlungen im Hinblick auf Zusammensetzung und Funktion unterscheiden. Folgt der bürgerliche Sammler in seinen Interessen und Vorlieben adligen Vorbildern oder verfolgt er spezifische Interessen? Innerhalb der bürgerlichen Sammler stellen die Künstler eine wichtige "Untergruppe" dar. Die umfangreichen Druckgraphikbestände, die der Maler Lambert Krahe (1712-1790) zusammenbrachte und die in Düsseldorf erhalten sind, bilden hier den Ausgangspunkt für den Vergleich mit anderen Künstlersammlungen. Wie sich Sammlungen von Künstlern von solchen, die Bürgerliche oder Adelige zusammengebracht haben, im Hinblick auf thematische Ausrichtung und Funktion unterscheiden, ist hier eine der vordringlichen Fragen.