Die Klosterschulen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1569-1613. Schüler - Lehrer - Lehrinhalte - Institution "Mittelschule"
1569 führte Herzog Julius mit dem Erlass der Kirchenordnung die Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel ein. Wichtiger Bestandteil seiner Politik war der Aufbau eines umfassenden Schulwesens: Zum einen sollten flächendeckend niedere Schulen zur Vermittlung primärer Lese- und Schreibfähigkeiten und grundlegender christlicher Inhalte eingerichtet werden. Zum anderen wurden die Männerklöster nicht aufgelöst, sondern unter die herzogliche Verwaltung gestellt. Amelungsborn, Grauhof, Mariental, Riddagshausen, Riechenberg und Ringelheim bekamen die Aufgabe zugewiesen, aus ihren Überschüssen Schulen zu unterhalten. Diese Klosterschulen sollten begabte, aber mittellose Schüler der niederen Schulen als Stipendiaten aufnehmen und auf ein Studium an höheren Bildungseinrichtungen, zunächst dem Gandersheimer Pädagogium, später der Universität Helmstedt, vorbereiten. Letztlich schuf der Herzog mit diesen "Mittelschulen" staatlich finanzierte Alternativen zu den städtischen Lateinschulen, beispielsweise in Braunschweig und Goslar.
Das von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz geförderte Projekt analysiert die Funktionsweise der Klosterschulen, indem es einerseits die Schüler, Lehrer und Lehrinhalte und andererseits die Finanzierung und Einbindung in Staat und Kirche untersucht. Ein wesentlicher Erkenntnisgewinn sowohl für die Erforschung der Klöster als auch für das Schulwesen der Reformationszeit - nicht nur im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel - wird durch die kombinierte Auswertung bislang nicht beachteter Akten, z. B. Bitt- und Aufnahmeschreiben, Prüfungsprotokolle und Beurteilungen der Stipendiaten, erreicht. Das Projekt trägt zur Erforschung der heute teilweise zum Braunschweigischen Klosterfonds gehörenden Klöster und ihrer Rolle in der Reformationszeit bei; außerdem schließt es eine wichtige Lücke in der Geschichte der braunschweigischen Landeskirche.