Kunstwerk des Monats im Juli 2019
07. Juli 2019
Gail unterwegs. Wilhelm Gails Architekturstudien der gotischen Kathedralen in Frankreich
Vorgestellt von: Ines Reiss, M.A.
Der Münchener Architekturmaler Wilhelm Gail (1808–1890) wurde vor allem durch sein lithografisches Tafelwerk Erinnerungen aus Spanien (1837) bekannt, das einen malerischen Eindruck des damals als exotisch und fremd geltenden Spaniens vermittelt. Typisch für Gail sind einerseits folkloristisch geprägte Genreszenen, die einen Einblick in das alltägliche Volksleben gewähren sowie andererseits detaillierte Architekturansichten der maurischen Baukunst und von spätantiken, christlichen Baudenkmalen, die er gewissenhaft dokumentierte. Weniger bekannt ist, dass Gail 1830–1831 eine Studienreise nach Frankreich unternahm, wo er sich für einige Monate aufhielt, um dort intensive Studien der Gotik zu betreiben. Davon zeugt eine Bleistiftskizze in der Göttinger Kunstsammlung, die in der aktuellen Ausstellung „in einem glücklichen Augenblick erfunden – Deutsche Handzeichnungen von Tischbein bis Corinth“ zu sehen ist. Das Blatt öffnet den Blick in das gotisches Langhaus der Reimser Kathedrale und bildet mit bisher sieben bekannten weiteren Blättern ein Konvolut architektonischer Zeichnungen, die sehr wahrscheinlich teil eines Skizzenbuchs waren, das Gail auf seiner Reise mit sich führte.