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Adam von Bartsch
Kunst | Kommerz | Kennerschaft
17. April bis 11. September 2016
Ausstellungskonzept und Leitung:
Dr. Anne-Katrin Sors
Adam von Bartsch
Johann Adam Bernhard Ritter von Bartsch (1757-1821), Kustos der Kupferstichsammlung der Wiener Hofbibliothek und vertraut mit zahlreichen weiteren bedeutenden Graphiksammlungen in Europa, gilt heute allgemein als Begründer der wissenschaftlichen Kupferstichkunde. Sein Hauptwerk, der so genannte Peintre-Graveur, ist ein Meilenstein in der Graphikforschung. Dieses zwischen 1803 und 1821 in 21 Bänden publizierte und bis heute als mustergültig geltende Referenzwerk enthält zahlreiche Verzeichnisse der Druckgraphik Alter Meister vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Wenig bekannt ist, dass Adam von Bartsch, obwohl er die so genannte Original- oder Malerradierung stark favorisierte, selbst als Reproduktionsgraphiker tätig war. Er erhielt eine künstlerische Ausbildung in Wien und spielte im Kontext der zukunftweisenden Institutionalisierung des dortigen Kupferstichkabinetts eine große Rolle.
Sein künstlerisches Werk wird dominiert von Druckgraphiken nach Handzeichnungen, die eine wichtige Rolle für Sammler und Kenner in der Zeit um 1800 spielen, heute aber auch technikgeschichtlich und wissenschaftshistorisch relevant sind. Sein graphisches Oeuvre umfasst ca. 600 Radierungen. Ausgehend von Bartschs Werken werden seine Vorläufer, Zeitgenossen und Konkurrenten vorgestellt: Dies betrifft Mappenwerke, die Zeichnungen oder auch graphische Blätter aus einzelnen Sammlungen reproduzieren, aber auch Einzelblätter und Serien vergleichbarer Thematik. Neben diesem Panorama reproduktionsgraphischer Drucke, die ihrer Bestimmung gemäß technisch und künstlerisch höchsten Ansprüchen genügten, werden auch die zugehörigen Werkzeuge des Sammlers und Kenners vorgestellt, Verkaufs- und Auktionskataloge, Oeuvreverzeichnisse, Künstlerlexika, aber auch Lupen, Lampen und Ordnungsmittel.
Das Projekt
Seit einigen Jahren nimmt die Diskussion um Begriffe wie Original, Kopie, Reproduktion, Fälschung und Authentizität stetig zu und wird sowohl in einer Reihe von Ausstellungen, Publikationen und Konferenzen als auch von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Wichtige Stationen zum aktuellen Diskurs über Kunst lagen im 18. Jahrhundert.
Wesentliche Entwicklungen, so der Kunstmarkt, die Vervielfältigung und Reproduktion sowie die Entstehung von Kennerschaft, Beurteilungskriterien, Bewertungs- und Beschreibungsmethoden lassen sich an den graphischen Künsten und besonders der Zeichnung und der Erprobung von Methoden ihrer Reproduktion beobachten. Praktische, funktional bedingte Spezialisierungstendenzen des Mediums und die Entwicklung der Bewertungskriterien und Beschreibungsmethoden im Zuge der Erprobung graphischer Reproduktion von Zeichnungen, gleichsam Grundlagen von Kennerschaft, wie am Beispiele Adam von Bartschs zu zeigen, stehen im Zentrum der mit Studenten erarbeiteten Ausstellung. In Zusammenarbeit der Kuratoren der Graphischen Sammlungen der Universitäten Göttingen, Trier und Tübingen und unter Einbeziehung der Studierenden des Fachs Kunstgeschichte dieser drei Standorte wurden die entwickelten Fragestellungen anhand der Bestände dieser Sammlungen und der Göttinger Universitätsbibliothek verfolgt, ein Katalog erarbeitet und eine Ausstellung konzipiert.
Die Ausstellung wird begleitet von einer wissenschaftlichen Tagung, die vom 16. – 18. Juni 2016 an der Universität Göttingen stattfindet.
Der Katalog
COPY.RIGHT Adam von Bartsch Kunst | Kommerz | Kennerschaft Anne-Katrin Sors, Stephan Brakensiek, Anette Michels (Hg.) Erschienen im Michael Imhof Verlag, 24,5 x 32 cm, 352 Seiten mit zahlreichen S/W-Abbildungen; ISBN13: 978-3-7319-0367-3. mehr... |