Herausforderung Reformation – Alltag und Konflikte des Superintendenten Jacob Jovius im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1569-1585
Herzog Julius führte bei seinem Herrschaftsantritt im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568 das lutherische Bekenntnis ein. Ein Jahr nach dieser Einführung wurde Jacob Jovius für das Amt des Superintendenten in Halle (Weserbergland) ordiniert. Er setzte bis zum seinem Tod 1585 in den 16 Pfarreien seiner Inspektion die neu erlassene Kirchenordnung, das neue Kirchenrecht sowie die vom Herzog Julius verfügten Hierarchien und Strukturen durch.
Die zentrale Quellengrundlage bilden die von Jacob Jovius während seiner 16-jährigen Amtszeit stetig geführten Briefbücher. Diese zwei Codices umfassen ca. 670 Kopien von dienstlichen und privaten Schreiben in deutscher und lateinischer Sprache. In seiner Briefkorrespondenz werden zahlreiche Konflikte mit seinen Vorgesetzten, mit den unterstellten Geistlichen, mit den weltlichen Amtsträgern, mit dem Wolfenbütteler Konsistorium und mit seinen Familienangehörigen greifbar. Neben diesen Konflikten werden auch Belange der Pfarrgüterverwaltung und konkrete seelsorgerische Tätigkeiten sichtbar. Das Projekt analysiert außerdem das soziale Netzwerk eines evangelischen Geistlichen der mittleren kirchlichen Führungsebene und verspricht über den konkreten Einzelfall hinausweisende Erkenntnisse zu Amtsaufgaben und –alltag eines Superintendenten. Ausgehend von einer individuellen Sichtweise zielt das Vorhaben auf die exemplarische Untersuchung der alltäglichen Schwierigkeiten und Konflikte eines Geistlichen auf dem Land um die Einführung und Durchsetzung der Reformation. Neben den Briefbüchern basiert das Vorhaben auf Urkunden und Akten der betroffenen Pfarreien, des Konsistoriums und der herzoglichen Verwaltung.