Projekte
Werk | Prozesse.
Italienische Zeichnungen des 15. bis 18. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Neue Methoden zur Erforschung eines unbekannten Bestandes
Leitung: Dr. Isabella Augart, Dr. Anne-Katrin Sors, Prof. Dr. Michael Thimann
Dringend sind die Fragen, wie der universitäre Nachwuchs von Studierenden der Kunstgeschichte an die praktische Arbeit des Museums und des Kuratierens herangeführt werden kann. An der Universität Göttingen besteht seit ca. 5 Jahren ein Schwerpunkt „Curatorial Studies“ im Masterstudiengang Kunstgeschichte, der vor allem Arbeiten auf Papier gewidmet ist. Unser Ansatz ist dabei, Fragen aktueller Forschung mit den konkreten Objekten zu verbinden und so neue Narrative für Ausstellungen zu etablieren. [Mehr...]
Biblische Salonmalerei
Zur Historisierung, Sentimentalisierung und Ästhetisierung des Alten Testaments in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts
Teilprojekt im DFG-Netzwerk: Religion im Plural. Wahrnehmung religiöser Differenzierung im Spiegel der Künste, Theologien und Gesellschaft im langen 19. Jahrhundert (DFG-Projekt: 438476014)
Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann
Das Projekt nimmt einen wesentlichen Teil der Bildproduktion religiöser Thematik im 19. Jahrhundert in den Blick, nämlich die breite Rezeption von Themen aus dem Alten Testament in der akademischen Historienmalerei und profanen Ausstellungskunst in Deutschland und Nachbarländern wie Frankreich und Belgien. [Mehr...]
Romantische Klassizisten: Die Brüder Franz und Johannes Riepenhausen. Das künstlerische Werk im Kontext des Epochenumbruchs
(gefördert durch Pro*Niedersachsen)
Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Ulf Dingerdissen
Laufzeit: Mai 2019 bis April 2021
Romantische Klassizisten! Oder doch besser klassizistische Romantiker? – Obwohl die Göttinger Malerbrüder Franz und Johannes Riepenhausen den von Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck umrissenen Entwurf eines romantischen Künstlers geradezu paradigmatisch auf ihr eigenes Künstlerleben übertragen, indem sie etwa zum Katholizismus konvertieren oder versuchen, ihren individuellen Stil zugunsten eines gemeinschaftlichen aufzugeben, bereitet die Verortung ihres Schaffens durchaus Schwierigkeiten: Freundschaftlich, intellektuell und vor allem künstlerisch bewegt sich das Brüderpaar zwischen Johann Wolfgang von Goethe und den Brüdern Friedrich und August Wilhelm Schlegel, dem klassischen Weimar und dem frühromantischen Dresden, zwischen Göttingen und Rom, zwischen Antike und früher Neuzeit. Und obwohl die Brüder Riepenhausen ohne Frage die bedeutendsten niedersächsischen Künstler der Goethezeit mit einem umfangreichen Oeuvre von internationalen Ausstrahlung sind, liegt bislang kein Verzeichnis ihrer Arbeiten vor. [Mehr...]
Kunst als Wissenschaftspraxis. Carl Oesterley (1805-1891) und die Begründung der Kunstwissenschaft im 19. Jahrhundert
(gefördert durch Pro*Niedersachsen)
Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Katja Mikolajczak
Kuratorische Betreuung: Dr. Anne-Katrin Sors
Laufzeit: März 2016 bis Februar 2018
Ziel des Projekts sind die Erschließung und Erforschung des künstlerischen sowie kunstwissenschaftlichen Schaffens von Carl Wilhelm Oesterley (1805-1891), einem der bedeutendsten niedersächsischen Künstler des 19. Jahrhunderts. Oesterley ist eine paradigmatische Figur, da er in Personalunion Künstler und Wissenschaftler war. Er gehört damit in die Reihe der bedeutenden 'Wissenschaftskünstler' der Romantik wie Johann David Passavant, Carl Friedrich von Rumohr und Johann Anton Ramboux, die praktisches Arbeiten mit historischer Forschung und Reflexion über die Geschichte der Kunst verbunden haben und so von Künstlern zu Historikern wurden. Oesterley ist Vertreter einer Generation, in der das historische Arbeiten und das Interesse für die Geschichtlichkeit der Kunst zunehmend in ein Konkurrenzverhältnis zur eigenen künstlerischen Tätigkeit traten. Doch zeichnet Oesterley aus, dass er die Malerei nie aufgegeben hat, um sich allein der historischen Wissenschaft zuzuwenden. [Mehr...]
Künstlerwissen und Künstlerlektüre im Rom des 19. Jahrhunderts. Die Bibliothek des Deutschen Künstlervereins und ihr wissensgeschichtlicher Kontext (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann in Zusammenarbeit mit Dr. Maria Gazzetti (Casa di Goethe, Rom)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Ulf Dingerdissen
Sofort nach seiner Konstitution im Jahr 1845 begann der Deutsche Künstlerverein, für seine Mitglieder eine Bibliothek aufzubauen. Diese Büchersammlung war die dritte, die im 19. Jahrhundert für die in Rom wirkenden deutschsprachigen Künstler angelegt wurde. Zuvor waren bereits 1821 vornehmlich dank der Initiative des preußischen Diplomaten Christian Carl Josias Bunsen und des Malers Johann David Passavants auf dem Kapitol die Bibliothek der Deutschen sowie 1832 unter der Schirmherrschaft König Ludwigs I. von Bayern auf der Villa Malta die Bibliothek der Deutschen Künstler gegründet worden. Im Jahr 1900 wurden dem Deutschen Künstlerverein schließlich die beiden älteren Bibliotheken übereignet und die einzelnen Bestände zu einer umfassenden Künstlerbibliothek zusammengeführt. [Mehr...]
Ausstellungsprojekt "Sterbliche Götter. Raffael und Dürer in der Kunst der deutschen Romantik" (abgeschlossen)
Ausstellungskonzept und Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann und Dr. Christine Hübner
Zu einer tragenden Idee der deutschen Romantik gehört die von der Freundschaft der Renaissance-Künstler Raffaello Sanzio (1483-1520) und Albrecht Dürer (1471-1528). Oftmals wurden die beiden Künstler zusammen und sogar "Hand in Hand" dargestellt, obwohl sie sich im Leben nie begegnet sind. Es war aber eine äußerst produktive Vorstellung von Dichtern und Malern der Romantik, dass Raffael und Dürer als geistesverwandte Ausnahmekünstler des Nordens und des Südens hätten befreundet sein können. Raffael und Dürer als die beiden Musterkünstler Italiens und Deutschlands sollten wiederum in der Gegenwart künstlerisch, moralisch und biographisch nachgeahmt werden.
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Zur Ausstellung "Sterbliche Götter. Raffael und Dürer in der Kunst der deutschen Romantik"
Michael Thimann, Christine Hübner (Hg.)
Sterbliche Götter. Raffael und Dürer in der Kunst der deutschen Romantik
Göttingen 2015
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Der romantische Mann. Zur Bild-, Kunst- und Ideengeschichte von Männlichkeit zwischen 1780 und 1850 (Buchprojekt gefördert durch ein Senior-Fellowship am Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in Greifswald, WS 2013/14)
Der romantische Künstler ist in der Regel ein Mann; Frauen sind an der literarischen Romantik zwar entschieden beteiligt, doch bleibt die romantische Bildkunst ein weitgehend männlich dominiertes Phänomen. Die Romantikforschung hat sich der Frage nach der Thematisierung einer spezifischen Männlichkeit im frühen 19. Jahrhundert im Hinblick auf den Künstler noch nicht gestellt. Gegenstand des Buchprojekts ist daher die Rekonstruktion eines bildlichen Diskurses, der in der Zeit um 1800 seinen Anfang nimmt. Gefragt wird in geschlechtergeschichtlicher Perspektive, wie sich das Bild des Mannes um 1800 neu formiert und in den relevanten Medien, vor allem in bildender Kunst und Literatur, dargestellt wird. Im Zentrum steht dabei der romantische Künstler als Ausnahmefigur, womit die Vorgeschichte des männlichen Künstlersubjekts als Außenseiter als eine Generalerzählung der Moderne kritisch reflektiert werden soll. Die visuelle Repräsentation von Männlichkeit ist in der klassisch-romantischen Kunstperiode zwischen etwa 1780 und 1850 gerade in den deutschsprachigen Ländern durch die Ausbildung eigentümlicher Bildkonzepte ausgezeichnet. Diese gilt es zu beschreiben. Individualität, Originalität und Charakter des männlichen Künstlersubjekts, wie sie in den Selbstinszenierungen, Selbstdarstellungen und Selbstdeutungen vorgeführt werden, stehen in enger Beziehung zu den ästhetischen Postulaten der Epoche wie Natur, Gefühl, Autonomie, Authentizität und ohne universal gültige Regeln auskommendes Schöpfertum. Ein genderorientierter Diskurs ist in der Romantikforschung, auch in jüngerer Zeit, noch nicht geführt worden. Gerade in der Kunstgeschichte überwiegt gegenüber den Lebensläufen der romantischen Maler und Zeichner entweder ein rein historisierender oder sentimentaler Ton sowie die oftmals undifferenzierte Ausschreibung biographischer Informationen, die aus den in der Regel reichlich fließenden Quellen (Viten, Autobiographien, Korrespondenzen, Tagebücher) entnommen werden. Dass aber künstlerische Selbstdarstellungen, seien sie nun bildlich oder in Form von niedergeschriebenen Lebensberichten überliefert, immer eine Form von Repräsentation sind, bei der es keine ungebrochene Beziehung zwischen Darstellung und Dargestelltem, zwischen historisch-sozialer ‚Wirklichkeit‘ und künstlerisch gestalteter und gedeuteter Wirklichkeit gibt, das hat die Romantikforschung noch nicht genügend zur Kenntnis genommen. Das Buchprojekt versteht sich in diesem Sinne als eine geschlechtergeschichtliche Diskursivierung des von der Forschung erschlossenen biographischen Materials, um das Image des „romantischen Mannes“ als Konstruktion zu beschreiben, die sich aus epochenspezifischen Entwicklungen, Selbststilisierungen und auch aus den sozialen und politischen Oppositionen begreifen lässt, welche die Künstler einnehmen. Die zentrale Frage ist: Wie formt sich nach dem weitgehenden Ende der höfischen und kirchlichen Auftragskunst um 1800 ein neuer bürgerlicher Künstlertyp, der seine Männlichkeit reflektiert, sein romantisches Selbst und seine soziale Gruppen- oder Familienzugehörigkeit betont in Szene setzt und bewusst mit sozialen Konventionen bricht, indem er auch Gefühl, Melancholie, Einsamkeit, Armut und Verzweiflung zur Schau stellt, kurzum: auch sein mögliches Scheitern als ein aus allen herkömmlichen gesellschaftlichen Bindungen gelöstes autonomes Künstlersubjekt thematisiert?
Bücherkatalog der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg im Jahr 1933. Bestandsverzeichnis und Kommentar
(= Aby Warburg. Gesammelte Schriften. Studienausgabe, hg. von Horst Bredekamp, Michael Diers, Uwe Fleckner u.a., Berlin: Akademie-Verlag, 1997ff., 6. Abteilung, Bd. 6), hg. von Michael Thimann und Thomas Gilbhard (gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung seit November 2011)
(www.warburg-haus.de)
In der kunsthistorischen, kulturwissenschaftlichen und bibliothekshistorischen Forschung ist die Bedeutung der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (kurz: K.B.W.) heute unbestritten. Sie gilt als Prototyp einer modernen Forschungsbibliothek und dokumentiert beispielhaft die um 1900 einsetzende Ablösung von der Privatbibliothek des Gelehrten hin zum Arbeitsinstrument für die Forschung. Aby Warburg, zweifellos einer der größten Anreger der heutigen Kulturwissenschaften, Stichwortgeber der historischen Bildwissenschaften, der Ikonologie, der Mentalitätengeschichte, der Gedächtnisgeschichte und Bildanthropologie, hat als wesentlichen Bestandteil seines wissenschaftlichen Werkes seine Privatbibliothek zu einem kulturwissenschaftlichen Forschungsinstitut ausgebaut.
Die K.B.W. war eine „Problembibliothek“, deren Inhalt vornehmlich auf Warburgs Hauptforschungsprojekt, der wissenschaftlichen Erkundung des „Nachlebens der Antike“ und der Wanderungen antiker Gebärdensprache in die Bildkulturen der Renaissance, abgestimmt war. Sie war zugleich der institutionelle Ort, an dem sich die interdisziplinäre „Arbeitsgemeinschaft“ (Ernst Cassirer) der Forscher versammelte, um gemeinsame Probleme inmitten der Bücher zu diskutieren. Dieser interdisziplinäre Charakter der K.B.W. als Institution für Forscher unterschiedlicher Fächer machte eine Büchersammlung erforderlich, die weit über die Belange der Individualforschung herausragen musste. Warburg dienten die Bücher daher, wie er 1918 schrieb, als „Arbeitsinstrumente in einem wissenschaftlichen Laboratorium“. Schon im Gesamtplan der Gesammelten Schriften von 1932 war die Dokumentation der Bibliothek durch einen gedruckten Katalog vorgesehen. Die Wirren von Vertreibung und Emigration haben diesen Plan zunichte gemacht. Eine Rekonstruktion der K.B.W., wie sie jetzt im Rahmen der Studienausgabe durch die Veröffentlichung des Kataloges vorgenommen werden soll, leistet daher einen zentralen Beitrag für unser Verständnis der Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften im 20. Jahrhundert.
Eine zweijährige Förderung des Projekts (Wiss. Mitarbeiter Dr. Thomas Gilbhard) wurde durch die Fritz Thyssen-Stiftung in der Sommersitzung 2011 bewilligt. Das Projekt stellt den unverzichtbaren Baustein für unser Verständnis Aby Warburgs dar, dessen Werk sich bekanntlich ebenso in seinen Schriften wie im Aufbau seiner einzigartigen kulturwissenschaftlichen Bibliothek und Forschungsinstitution fassen lässt. Der Band soll den Bibliotheksbestand bis zum Jahr 1933, dem Zeitpunkt der Emigration der Bibliothek nach London, sichtbar machen. Dazu bedarf es eines vollständigen Bücherkatalogs, einer Rekonstruktion der Aufstellungssystematik und einer wissenschafts- und bibliotheksgeschichtlich fundierten Einleitung, die vom Projektleiter zusammen mit dem Wiss. Mitarbeiter erarbeitet werden.
Bilddiskurse in deutscher Sprache von Dürer bis Winckelmann: Begriffsgeschichte und Denkraum
Das Projekt widmet sich dem Zusammenhang von Bildkulturen und Bilddiskursen in deutscher Sprache. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kunsttheorie der Barockzeit vom 17. Jahrhundert bis zu Winckelmann. Eine systematische Untersuchung der deutschsprachigen Kunsttheorie der Frühen Neuzeit, die zumeist als Plagiat und Übersetzung europäischer Normen gedeutet wird, fehlt bisher. Im Zentrum des Projekts steht die begriffsgeschichtliche Grundlagenarbeit, die in einem Begriffslexikon (vgl. als Muster etwa das Dizionario di arte von Grassi/Pepe für die italienische Kunstliteratur) münden soll, in dem die historische Semantik des Sprechens über Kunst und Bilder im deutschsprachigen Diskurs herausgearbeitet wird. Ein interdisziplinärer Austausch mit der germanistischen Literaturwissenschaft und der Theologie ist dabei unabdingbar, da Bildfragen in der Frühen Neuzeit im deutschsprachigen Raum oftmals eng mit religiösen Fragen verbunden sind. Es ist überdies zu fragen, welche Denkräume Begriffe eröffnen und wie sich diese zu den Konzeptionalisierungen des Bildes verhalten (etwa: künstlerische und naturkundliche, „geistliche“ und „weltliche“ Bilder, Emblematik, Gattungen der Malerei, Plastik etc.). Eine kritische Sichtung der schriftlichen Überlieferung darf auch die ‚Eindeutschung’ internationaler Begriffe und die Übersetzung kunsttheoretischer Schriften aus Italien, Frankreich, England usw. nicht nur als Rezeptionsphänomen bewerten. Begriffe wie „Mahlerey“, „Schilderey“, „Bildkunst“, „Bild“, „Gemähl“, „vollständiges Bild“, „gantzes Bild“, „Hauptgemählde“, „Conterfey“, „Sinnbild“, „Emblema“, „Allegorie“ etc. sind in ihrer eigenen historischen Semantik zu beschreiben und auf die künstlerische Praxis zu beziehen. Auch das enzyklopädische Schrifttum liefert hier viel Material, das von der ganz auf die eigentliche „Kunstliteratur“ konzentrierten Forschung bisher unzureichend beachtet wurde.
Als erste Beiträge liegen bisher eine Analyse zu Joachim von Sandrart (Gedächtnis und Bild-Kunst. Die Ordnung des Künstlerwissen in J. v. Sandrarts Teutscher Academie, Freiburg i. Br. 2007) und eine Edition vor (Georg Philipp Harsdörffer: Kunstverständiger Discurs von der edlen Mahlerey, Nürnberg 1652, Heidelberg 2008).
Weitere Projekte
- Bestandskatalog der italienischen Gemälde der Göttinger Kunstsammlung. Forschungsprojekt mit Studierenden des Kunstgeschichtlichen Seminars der Georg-August-Universität Göttingen (gemeinsam mit Christine Hübner, Dipl. Kulturwirtin und Lisa Roemer M.A., im Rahmen des Programms Forschungsorientiertes Lehren und Lernen)