Promotionskolleg "Personalunion"
Die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover 1714 bis 1837 als internationaler Kommunikations- und Handlungsraum
Die Krönung von Georg I., Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (Hannover) verschob die politischen Kräfteverhältnisse in Europa und zog weitreichende Folgen für den Kontinent und den transatlantischen Raum nach sich. Mit der Verbindung des auf dem Kontinent gelegenen Kurfürstentums mit dem Königreich Großbritannien wurde ein Raum geschaffen, der einen wechselseitigen kulturellen, politischen und ökonomischen Austausch ermöglichte, dessen Folgen weit über die Krönung und die beiden Territorien hinaus reichten und die bis heute spürbar sind. Die Geschichtswissenschaft hat der Personalunion wiederholt Beachtung geschenkt, hat diese jedoch vorwiegend als bilaterales verfassungshistorisches Ereignis begriffen und somit die kulturhistorischen internationalen Weiterungen weitgehend ausgeblendet. Im Zentrum der hier beantragten Forschungen stehen daher die Auswirkungen und Folgen der Personalunion im deutschen, europäischen und transatlantischen Kontext unter Einbeziehung neuer europäischer und amerikanischer Forschungsdiskurse. Dabei wird die Union des Kurfürstentums Hannover mit dem Königreich Großbritannien als Kommunikations- und Handlungsraum begriffen, also als ein Konstrukt, das nicht durch die Krönung eines Monarchen sondern durch die Wahrnehmung der Akteure konstituiert wurde und in der Internationalität von Kultur und Gesellschaft, Politik und Administration sowie Ökonomie verankert war.
Zu den Forschungsfeldern gehören u.a. die wechselseitige Wahrnehmung in Zeitschriften und Berichten, Fragen des Technologietransfers im Vorfeld der Industrialisierung, die wechselseitige Rezeption musikalischer Strömungen, das Funktionieren der Verwaltung über Ländergrenzen hinweg oder auch die Regimentskultur britischer Truppen in Hannover sowie Hannoveraner Truppen in britischem Sold. Von prägender Bedeutung ist die Einbettung wissenschaftlich innovativer Ansätze und Fragen einschließlich ihrer internationalen Kooperationen in die Traditionen der Lehr- und Forschungsstätte der Universität Göttingen, die selbst Ergebnis der zu untersuchenden Prozesse ist.
Das Promotionskolleg wird selbständig die wissenschaftliche Aufarbeitung der Forschungsfragen verfolgen, so dass den NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit eingeräumt wird, strukturiert und koordiniert forschungsrelevante Themen auf der Grundlage aktueller Ansätze der Kulturwissenschaften, besonders der Historischen Wissenschaften, der Literatur- und Musikwissenschaft, zu bearbeiten und damit die genannten Forschungsfelder inhaltlich wie methodisch voranzutreiben.
Kooperationen mit dem Deutschen Historischen Institut London und mit zahlreichen Fachwissenschaftlern insbesondere in England und Amerika sind für das Promotionskolleg konstitutiv.
Das Promotionskolleg wird von einer Vielzahl von BetreuerInnen aus einem breiten Spektrum an Fächern der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen getragen. Sprecher des Kollegs ist Prof. Dr. Arnd Reitemeier, stellv. Sprecher Prof. Dr. Manfred Jakubowski-Tiessen . Das Kolleg ist auf das engste mit der Göttinger Graduiertenschule für Geisteswissenschaften (GSGG) verbunden.
Das Promotionskolleg wird vom Land Niedersachsen gefördert.