Forschungsgruppe: Die 'Zeit' der Demokratie
Die von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderte Forschungsgruppe: „Die ‚Zeit‘ der Demokratie. Zeitstrukturen und temporale Diskurse in der parlamentarischen Praxis in Deutschland und Frankreich nach 1945“ untersucht am Beispiel der beiden Länder die Bedeutung, die Zeit für die Arbeit und die Wahrnehmung von Demokratien besitzt.
Die Forschungsgruppe besteht aus zwei Dissertationsprojekten und einem Rahmenprojekt:
Marlene Draing untersucht in dem Dissertationsprojekt „Streit um die Tagesordnung. Die zeitliche Organisation parlamentarischer Praxis im Bundestag und der Assemblée Nationale nach 1945“, wie die parlamentarische Arbeit in Deutschland und Frankreich durch zeitliche Vorgaben und Konflikte geprägt wurde.
Anna Spielvogels Dissertationsprojekt „Demokratische Halbwertszeiten. Zeitkonflikte und Fragen der demokratischen Legitimation in der Suche nach einem atomaren Endlager in Frankreich und der Bundesrepublik“ analysiert am Beispiel der Frage nach der Endlagerung von Atommüll, wie demokratische Institutionen mit weit entfernten Zukünften umgehen, die sich kaum mehr in den Zeitrahmen parlamentarischer Repräsentation einfügen lassen.
Benjamin Möckel arbeitet als Leiter der Forschungsgruppe an übergreifenden Fragen einer Historisierung des Verhältnisses zwischen Zeit und Demokratie seit dem späten 19. Jahrhundert. Darüber hinaus konzentriert er sich auf zwei Schwerpunkte: Der Rolle von Zeitmetaphern in der Demokratiekritik des 19. und 20. Jahrhunderts, sowie einer Geschichte des Konzepts der „zukünftigen Generationen“ als politischem Schlagwort seit dem frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Die Forschungsgruppe plant in den kommenden 3 Jahren mehrere Workshops und eine internationale Tagung, die die Bedeutung von Zeit und Zeitlichkeit als wichtigem Aspekt der neueren Demokratiegeschichte etablieren sollen.