Forschungsprofil der Juristischen Fakultät
Forschungsprofil der Juristischen Fakultät
In der Juristischen Fakultät werden gesellschaftlich drängende Querschnittsfragen profiliert bearbeitet: Praktiken der Nachhaltigkeit, digitale Transformationen, Integration und Migration, Diversität und Wandel in den Vorstellungen guten Lebens, insbesondere im Bereich familiären Zusammenlebens und medizinischen Fortschritts. Mehr zum Forschungsprofil
Die Forschung in der Fakultät ist vorrangig gegenstandsdefiniert: Es geht um Recht und dessen legitimatorische Grundlagen, um die Sicherung individueller Freiheit und um demokratische Selbstregierung, um die Erfüllung der gesellschaftlichen Funktionen des Rechts, um Verhaltenssteuerung und Güterzuweisung, um die Stabilisierung von Ordnungsmustern und Verhaltenserwartungen, um den gerechten Ausgleich von Interessen und um rechtliche Organisationsleistungen. Die Göttinger Fakultät zeichnet eine ausgeprägte Grundlagenorientierung aus, die Anschluss an philosophisches, historisches, sozialwissenschaftliches und ökonomisches Wissen sucht. Daneben steht eine starke internationale und europäische Orientierung, die nicht nur von den internationalen Fächern getragen wird, sondern – auch in ihrer vergleichenden Dimension – die Forschung der Fakultät im Ganzen prägt. Markant für die Rechtswissenschaft sind kanonisierte Fächersäulen mit je eigenen Strukturprinzipien und Regelungsanliegen: Zivilrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht sowie die Grundlagenfächer. Säulenübergreifend werden in der Fakultät gesellschaftlich drängende Querschnittsfragen prägnant bearbeitet: Praktiken der Nachhaltigkeit, digitale Transformationen, Integration und Migration, Diversität und Wandel in den Vorstellungen guten Lebens, insbesondere im Bereich familiären Zusammenlebens und medizinischen Fortschritts. Alle diese Querschnittsfragen weisen ein hohes Potential für eine fakultätsübergreifende Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf. Für die rechtswissenschaftliche Forschung in Göttingen profilbildend sind, wiederum säulenübergreifend, thematische Fokussierungen in den Bereichen Recht und soziale Konflikte, Ordnungen wirtschaftlicher Dynamik, Legitimation und Legitimität öffentlicher Gewalt sowie Organisation und Recht.
- Zur Profillinie „Recht und soziale Konflikte“ zählen die Forschungen zu Rechtsfragen von Familienbeziehungen und zum Medizin- und Gesundheitswesen (die insbesondere die Querschnittsfragen zum Wandel der Vorstellungen guten Lebens berühren), aber auch Aktivitäten im Themenfeld Migration und Integration (als eigenes Querschnittsthema), zu Religions- und Weltanschauungskonflikten (als Annex zu den Querschnittsthemen Migration/Integration und Wertpräferenzdynamiken in hyperdiversifizierten Gesellschaften) oder zum sozialen Schutz im Arbeitsleben (mit Bezug zu den Querschnittsfragen digitaler Wandel, aber auch Diversität von Vorstellungen guten Lebens). Konfliktregulierende Funktion kommt außerdem dem Prozessrecht zu, dessen Prinzipien und Praxis intensiv beforscht werden.
- Zur Profillinie „Ordnungen wirtschaftlicher Dynamik“ zählen insbesondere Forschungsaktivitäten zur Digital- und Datenwirtschaft, die sich aus juristischer sowie interdisziplinärer Perspektive mit einem modernen Rechtsrahmen zum Schutz der Nutzer, des Wettbewerbs sowie gesellschaftspolitischer Interessen in der digitalen Gesellschaft befassen, vor allem auf digitalen Plattformen sowie im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (Querschnittsfragen der digitalen Transformationen).
- Der Profillinie „Legitimation und Legitimität öffentlicher Gewalt“ sind eine Fülle an Forschungsaktivitäten zur Europäisierung und Internationalisierung, zum Wirtschaftsvölkerrecht, zu Theorien und Rechtspraxis der Menschenwürde, aber auch zu Fragen demokratischer Repräsentation oder zu Sinn und Wirken rechtlicher Sanktionen zuzuordnen (Querschnittsthemen Migration/Integration, Nachhaltigkeit, Digitalität und sozial-normative Heterogenitäten im Wandel).
- Zur Profillinie „Organisation und Recht“ gehört die Vielzahl an Forschungen zur dritten Gewalt (Digitalisierung der Justiz, Gestaltungen der und Adaptionen in den Prozessrechtsordnungen, Formen alternativer Streitbeilegung, vorsorgende Rechtspflege, Wandel von Verfassungsgerichtsbarkeit, Funktionsbedingungen internationaler Strafgerichtsbarkeit), aber auch zum Parlaments- und Wahlrecht oder zum Wirtschaftsorganisationsrecht (Gesellschaftsrecht). Hier werden alle angesprochenen Querschnittsfragen adressiert (Nachhaltigkeit, digitale Transformation, Migration/Integration, Dynamiken bei Konzepten guten Lebens).
Die fakultären Profillinien sind umfassend anschlussfähig an die universitären Forschungsziele, wie sie in der universitären Forschungsstrategie festgehalten werden (Creating Knowledge for Change; Building a Sustainable Future). Unter den in der Forschungsstrategie der Universität identifizierten Kernthemen spielen insbesondere die „Strukturen und Transformationen von Text und Objekt“ sowie „globale & lokale Dynamiken, nachhaltige Entwicklung und Verantwortlichkeit“ in den fakultären Profillinien und Querschnittsthemen eine prominente Rolle. Der Wissenstransfer im Rahmen der Third Mission ist Markenzeichen der Fakultät, wie zahlreiche Aktivitäten in der Politikberatung (für die Europäische Kommission, Regierungen und Parlamente auf Ebene von Bund und Ländern, Deutscher Ethikrat, zivilgesellschaftliche Organisationen im In- und Ausland usw.), die Wahrnehmung von Prozessvertretungen sowie von richterlichen Funktionen (u. a. beim Bundesverfassungsgericht, Bundesarbeitsgericht, Staatsgerichtshof und in der internationalen Strafgerichtsbarkeit) zeigen.