Biogas / Biomasse
Die Universität Göttingen ist zu 5 % an der Biogasanlage in Rosdorf beteiligt und betreibt eine eigene Biogasanlage auf den eigenen Versuchsgütern in Relliehausen. Insgesamt entfallen auf die Universität 2 Millionen kWh Wärme und 6 Million kWh flexibel auf den Bedarf ausgerichtete Stromproduktion.
Die Biogasanlage in Relliehausen wird u. a. als Forschungsanlage genutzt, in der z. B. anwendungsorientierte Nutzungskonzepte für den nachhaltigen Einsatz von Strohpellets zur Biogaserzeugung erprobt werden. Getreidestroh ist in Deutschland ein Reststoff mit großem, ungenutztem Potenzial. Das verfügbare technische Potenzial wird auf rund 8,5 Mio. t geschätzt. Eine breite Anwendung findet aber bisher nicht statt, weil der Mehrertrag den Mehraufwand oft nicht trägt. Einen neueren innovativen Ansatz stellt die Verwendung von pelletiertem Stroh dar. Teilweise wird den Strohpellets Natronlauge zugesetzt, um den Aufschluss zu verbessern. Die Pelletierung und vorgeschaltete Zerkleinerung des Strohs stellt zunächst einen größeren energetischen und finanziellen Aufwand dar, bietet aber eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber bisherigen Ansätzen zur Nutzung von Stroh in Biogasanlagen. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen: deutlich erhöhte Transportwürdigkeit, deutlich reduzierter Lagerraumbedarf, einfache Einbringung in Fermenter mit vorhandener Technik, keine Schwimmschichtbildung sowie verbesserte Gaserträge durch Vorzerkleinerung und Pelletierung. Der Einsatz von Strohpellets ist als Cosubstrat in den meisten Bestandsanlagen aus technischer Sicht unkompliziert möglich. Eine wesentliche Herausforderung des Einsatzes von Strohpellets in Biogasanlagen ist dagegen das richtige Flüssigkeitsmanagement, um Prozessstörungen in der Anlage zu vermeiden. In der Theorie kann abgeschätzt werden, welche Strohanteile möglich sind. Unklar ist jedoch, welche prozessbiologischen und verfahrenstechnischen Grenzen gesetzt sind, so dass praktische Versuche notwendig sind. Weitere Versuche sind hier (https://www.uni-goettingen.de/de/2022/663598.html) beschrieben.
Die Universität, das Studentenwerk und die UMG produzieren eine Menge Speiseabfälle. Darum wurde geprüft, ob sich evtl. auch in Kooperation mit der Stadt Göttingen die Errichtung einer eigenen Biogasanlage zur Verwertung der Speiseabfälle lohnen würde. Das ist aber nicht der Fall, denn aus allen Abfällen zusammen würde man nur 7 kW an Leistung bekommen. Der Grund liegt darin, dass unsere Versorgungsbetriebe ihre Mengen so hervorragend im Griff haben, dass nur eine äußerst geringe Menge an Abfällen überhaupt produziert wird. Diese Abfälle werden allerdings seit Jahren weitgehend zur Energieerzeugung in einer von Dritten betriebenen Biogasanlage verwertet, wo Abfälle aus der ganzen Region hingebracht werden, so dass ein wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet ist.
Für den wirtschaftlichen Betrieb eines Biomassekraftwerks benötigt man ebenfalls riesige Mengen an land- und forstwirtschaftlichen Abfällen. Da die Stadt Göttingen bereits eine solches Biomassekraftwerk betreibt, steht regional nicht genug weitere Biomasse zur Verfügung für ein universitäres Biomassekraftwerk. Durch den Klimawandel steht der Wald unter einen so hohen Stress (Trockenheit etc.), dass unklar ist ob es langfristig stabile Holzerträge gibt. Die Verfügbarkeit von Biomasse außerhalb unserer Region wäre zwar evtl. gegeben, lange Transportwege machen jedoch eine Errichtung unwirtschaftlich und sind auch nicht sinnvoll im Sinne des Klimaschutzes. Um diese Situation genau zu prüfen, wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dirk Jäger, Fakultät für Forstwissenschaften und Wildökologie, eine studentische Abschlussarbeit in Auftrag gegeben.
Möglich wäre zudem noch die Beschaffung von virtuellem Biogas. Das ist Biogas, dass irgendwo in das normale Erdgasnetz eingespeist wird und dann bilanziell einem Verbraucher irgendwo anders zugewiesen wird. Man verbrennt in Wirklichkeit also Erdgas, bezahlt aber etwa den achtfachen Preis dafür.