JULIUS WELLHAUSEN
Geb.: 17. V. 1844 in Hameln
Gest.: 7. I. 1918 in Göttingen
Sohn eines Pastors; seit 1862 Studium der Theologie in Göttingen, starker Einfluss Ewalds; 1870-1872 Privatdozent an der theologischen Fakultät in Göttingen; 1872 o. Professor in Greifswald, 1882 Niederlegung der theologischen Professur, Extraordinarius in Halle/S.; 1885 o. Professor in Marburg, Verbot, über das Alte Testament zu lesen; 1891 nach Göttingen, 1913 emeritiert.
Wellhausen hatte eine geniale Fähigkeit, Schriftendenkmäler in ihren doppelten Bedingtheit, als literarische wie auch als historische Zeugnisse, zu erkennen und vielschichtige, immer wieder umgearbeitete Texte durch entsprechende Analyse ihrer Quellen für eine Wiederherstellung der einzig oder vorwiegend in ihnen überlieferten Geschichte fruchtbar zu machen. Zu seinen epochemachenden Leistungen gehören die Erhellung der Traditionsgeschichte des Alten Testaments in historischer Absicht (Geschichte Israels, I, 1878; Prolegomena zur Geschichte Israels, 1883), die ihm die Gegnerschaft konservativer Theologen eintrug und zu seinem Übertritt in die philosophische Fakultät führte, und die Rekonstruktion der frühislamischen Geschichte aus Tabari, die in seinem 'Das arabische Reich und sein Sturz', 1902, ihren Höhepunkt fand. Das Studium der politischen Entwicklung in frühislamischer Zeit, d.h. ein wichtiger Teil der Islamwissenschaft, war damit inhaltlich und vor allem methodisch auf eine neue Grundlage gehoben.