Verbundprojekt: Zur sozialen Bedingtheit von Bildungs- und Entwicklungschancen durch Bewegung. Empirische Studien und Transfers unter dem Fokus von Diversität
Gefördert von: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen der ministeriellen Ausschreibung "Frühkindliche Bildung und Entwicklung".
Laufzeit: April 2017 - Dezember 2020
Verbundprojekte:
Prof. Dr. phil. Ina Hunger (Verbundsprecherin)
Sportpädagogik (Institut für Sportwissenschaften) - Georg-August-Universität Göt-tingen
Prof. Dr. rer. soc. Gabriele Rosenthal
Soziologie (Methodenzentrum Sozialwissenschaften) - Georg-August-Universität Göttingen
Prof. Dr. med. Knut Brockmann
Sozialpädiatrie (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin / SPZ) - Georg-August-Universität Göttingen
Im Kontext der Diskussionen um frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsförderung wird Bewegung ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Sowohl aus gesellschaftspolitischer, wissenschaftlicher als auch praxiserfahrener Sicht wird regelmäßig darauf verwiesen, dass kindlichen Bewegungsaktivtäten ein hohes Maß an kognitiven, psychischen, sozialen, emotionalen, körperlich-motorischen und gesundheitlichen Entwicklungspotenzialen innewohne.
Ob bzw. welche Kinder allerdings von den zugeschriebenen Bildungs- und Entwicklungspotenzialen profitieren können, hängt in der Regel von den sozialen Konstellationen ab, in denen sie aufwachsen. Insbesondere die (sozialen) Eltern geraten hier in den Fokus, insofern sie es sind, die als primäre Erziehungs- und Sozialisationsinstanz bewegungsbezogene Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen, begrenzen, erweitern oder verschließen, bewegungsbezogene Fördermaßnahmen bzw. -therapien annehmen, unterstützen, abbrechen etc.
Die Verbundforschung setzt genau an diesem Punkt an. Sie hat zum Ziel, in Zusammenhang mit den jeweiligen sozialen Konstellationen, innerhalb derer ein Kind in den ersten Lebensjahren aufwächst, differenziert die typischen Strukturen der Bewegungssozialisation (und seiner Potenziale) aufzuzeigen, das handlungsorientierende Alltagswissen der Eltern und ihre Fördermotive in Bezug auf die frühkindlichen Bewegungsaktivitäten zu rekonstruieren, förderliche und hemmende soziale Bedin-gungen hinsichtlich der Unterstützung entwicklungstherapeutischer Verfahren zu analysieren und die eruierten sozialen Rahmungen mit dem (regelmäßig diagnostizierten) Entwicklungsverlauf des Kindes in Beziehung zu setzen. Die Forschung fokussiert dabei im Rahmen von drei direkt aufeinander bezogenen Teilstudien auf Familien unterschiedlicher sozialer und ethnisch-kultureller Herkunft und berücksichtigt neben der Frage nach der Milieuspezifik auch die Frage nach der Bedeutsamkeit des Geschlechts des Kindes und des angezeigten Förderbedarfs.
Auf der Basis des eruierten differenzierten Wissens über das sozial und kulturell je spezifische Selbstverständnis bzgl. der frühkindlichen (geschlechtsbezogenen) Bewegungssozialisation, -erziehung bzw. -förderung/-therapie wird es in einer Praxis- bzw. Transferphase darum gehen, (sozial- oder heil-) pädagogische, entwicklungsbezogene und gesundheitsorientierte Beratungsgespräche im Sinne von Diversität spezifischer auszurichten. Alles in allem ist es langfristiges Ziel der kooperativen Forschung und des Praxistransfers, den (sozialen) Zugang zu Bildungs- und Entwicklungspotenzialen von Bewegung insbesondere für solche Kinder zu erhöhen, die aufgrund ihres familialen sozialen Hintergrunds benachteiligt scheinen.