ProfilBildung an Niedersächsischen Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen
Was ist ProBiNi?
ProBiNi (Profilbildung an Niedersächsischen Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen) ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt, das am Lehrstuhl Schulpädagogik/Empirische Schulforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Tobias C. Stubbe von Mai 2016 bis Mai 2019 durchgeführt wird. Die Projektleitung liegt bei Dr. Sonja Nonte. An der Studie nehmen niedersächsische Schulen teil, die über Profilklassen im Bereich Musik (z. B. Bläserklassen, Chorklassen) oder Naturwissenschaften (z. B. Forscherklassen, MINT-Klassen) verfügen.
Was sind die Ziele des Projekts?
Das Ziel von ProBiNi ist es, die Auswirkungen von Klassenprofilierungsmaßnahmen multiperspektivisch (aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen) sowie längsschnittlich hinsichtlich verschiedener Merkmale auf Schul-, Klassen- und Schülerebene in den Blick zu nehmen.
Um mögliche Segregationstendenzen auf Klassen- und Schulebene empirisch identifizieren zu können, werden zunächst im Rahmen einer Eingangserhebung die Wahlentscheidungen im Hinblick auf die Einzelschulwahl und darüber hinaus hinsichtlich des Besuchs einer Profilklasse einmalig und retrospektiv in den Blick genommen. Es soll dabei überprüft werden, ob es auf Grund eines unterschiedlichen Wahlverhaltens zu homogen zusammengesetzten Lerngruppen kommt, die zur intra- und interschulischen Segregation führen.
Um der Frage nach den schulischen Motiven für die Implementierung von Klassenprofilen nachzugehen und damit auch Aspekte der internen und externen Schulentwicklung in den Blick zu nehmen, wird untersucht, welche Gründe (z. B. höhere Passung von Schülerschaft und Schulprogramm, Wettbewerb etc.) für die Implementierung eines spezifischen Profils von Seiten der Schule angegeben werden.
Anhand der wiederholten Befragungen und Testungen der Schülerinnen und Schüler sollen die Auswirkungen des Besuchs von Bläser- beziehungsweise Forscherklassen auf die domänenspezifischen Kompetenzen (Musik und Biologie) unter Berücksichtigung des wahrgenommenen sozialen Klassenklimas sowie motivationaler Merkmale (Selbstkonzept) untersucht werden. Vergleichsgruppe ist hier die jeweilige Parallelklasse desselben Jahrgangs ohne spezifisches Klassenprofil.
Die Studie soll zur evidenzbasierten Weiterentwicklung unseres Bildungssystems und zum besseren Verständnis der Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit der Schulwahl und der Bedeutung von Schulprofilierungsmaßnahmen im Kontext von Schulautonomie beitragen. Für die teilnehmenden Schulen werden darüber hinaus für Schulentwicklungszwecke detaillierte Auswertungen zur Attraktivität von und Zufriedenheit mit Profilangeboten sowie Rückmeldungen zu Einstellungen und Kompetenzen auf Klassenebene zur Verfügung gestellt.
Was sind die Ergebnisse des Projekts?
Erste Befunde aus ProBiNi werden ab August 2017 auf verschiedenen nationalen und internationalen Fachtagungen vorgestellt und in deutsch- und englischsprachigen Journals publiziert (siehe auch „Publikationen“ auf dieser Seite). Zum Abschluss des Projekts wird ein Sammelband mit den wichtigsten Ergebnissen veröffentlicht (Ende 2019). Zudem entstehen im Rahmen des Projekts zwei Dissertationen zu den Themen „Segregationsmechanismen im Kontext von Schulentwicklungsmaßnahmen“ und „Differentielle Entwicklungsverläufe von Schülerinnen und Schülern in Profilklassen“.