Tracking & Tracing-Systeme in Wertschöpfungsnetzwerken für die industrielle stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe
(Themenfeld B.5)
– IT-basierte Faserverfolgung von der Pflanze bis zum Endprodukt und Faserrückverfolgung vom Endprodukt bis zur Pflanze –
Die strenge Produkthaftung, die steigende Konsumentenmacht sowie die gesetzlichen Rückverfolgbarkeitsvorgaben haben dazu geführt, dass die Ermittlung des aktuellen Status und Ortes eines Objektes wie Verpackungseinheit, Sendung, einzelner Produkte (Tracking) und die Ex-post-Rekonstruierung der Objekthistorie (Tracing) an Bedeutung stark gewonnen haben. Um die relevanten Daten zu erfassen, archivieren und sowohl intern als auch extern zu kommunizieren, werden Tracking & Tracing-Systeme (TTS) implementiert. In den letzten Jahren wurden Untersuchungen zu Nutzenpotenzialen von Systemen im Lebensmittel- und Logistikbereich durchgeführt. Es fehlt jedoch immer noch eine solche Erhebung im Bereich der Agrar-, Forst- und Holzwirtschaft. Ausgehend von der vorhandenen Forschungslücke ist das Ziel der Arbeit, Nutzenpotenziale von TTS in Wertschöpfungsnetzwerken für die industrielle stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe zu untersuchen und Vorschläge für den Einsatz sowie zugehörige Handlungsempfehlungen zur Implementierung von TTS zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus bereits durchgeführten Literaturstudien weisen darauf hin, dass die Potenziale grob in drei Gruppen aufgeteilt werden können: wirtschaftlicher Nutzen (Verbesserung der innen- und zwischenbetrieblichen Geschäftsprozesse, Erfüllung von Kundenanforderungen bzgl. der Bereitstellung von detaillierten Informationen, Instrument des Risikomanagements etc.), Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben (z. B. Holzhandel-Sicherungs-Gesetz (HolzSiG), EU-Verordnung 1935/2004/EG) und Unterstützung der Zertifizierungsprozesse (insbesondere Chain-of-Custody-Zertifizierung). Die Forschung in allen drei Potenzialrichtungen soll helfen, die Anforderungsanalyse an TTS durchzuführen. Der Ausarbeitung des Anforderungskatalogs folgen: die Konzeption von TTS, die mit Hilfe von Referenzmodellen (insbesondere Datenmodellierung und Systemarchitektur) durchgeführt wird sowie die Modellierung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, das ermöglichen soll, die Wirtschaftlichkeit von TTS beurteilen zu können. Um das Forschungsvorhaben zu realisieren, kommen Methoden aus zwei Forschungsparadigmen zum Einsatz: Behaviorismus (verhaltensorientierte Forschung) und Designwissenschaft (konstruktivorientierte Forschung). Die Literaturstudien, Fallstudien und quantitativen Erhebungen sollen dabei helfen, eine umfangreiche Anforderungsanalyse durchzuführen. Die Referenzmodelle während der TTS-Konzeption sowie das Kosten-Nutzen-Modell sind Artefakte, die im Rahmen der Designwissenschaft zu entwickeln sind.
Durch die vorgestellte Kombination aus theoretisch und praktisch orientierten Ansätzen sollen einerseits ein wissenschaftlicher Beitrag der Arbeit sichergestellt und anderseits die konkreten Umsetzungen und Handlungsempfehlungen für die Praxis herausgearbeitet werden. Es können folgende Implikationen für die Wissenschaft genannt werden: Zusammenfassung des Forschungsstandes und praktischen Standes der Technik bezüglich TTS, Erklärung des Nutzens von TTS, Ausarbeiten des Kosten-Nutzenmodells, des Anforderungskataloges und der Referenzmodelle für TTS in Wertschöpfungswerken für industrielle stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Die Ergebnisse der Arbeit ermöglichen den Praxisteilnehmern, die Potenziale und Herausforderungen für TTS im ausgewählten Bereich zu verstehen. Zudem kann das Kosten-Nutzen-Modell dabei helfen, die Entscheidung bzgl. der Investitionen in TTS zu treffen. Die Handlungsempfehlungen liefern die Unterstützungshilfe bei der Implementierung von TTS.