Lehrsammlung

Sammlungspaar

80 Jahre vorgeschichtliche Sammlung der Universität Göttingen

Karl Hermann Jacob-Friesen, der Direktor des Provinzialmuseums in Hannover, berichtete 1930 im sechsten Band des Nachrichtenblattes für deutsche Vorzeit über die Einrichtung einer vorgeschichtlichen Sammlung an der Universität Göttingen. Bereits zwei Jahre zuvor war er vom Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbild beauftrag worden, die Vorgeschichte in Vorlesungen und Übungen an der Universität Göttingen zu vertreten. Bei den Gesprächen, die zur Übernahme dieses Lehrauftrages führen, betonte Jacob-Friesen die Notwendigkeit einer Lehrsammlung für die zeitgemäße universitäre Ausbildung. Entsprechend wurde im Februar 1929 die Abgabe von Dubletten nichthannoverscher Stücke als Leihgabe des Provinzialmuseums an die Universität Göttingen beschlossen.

Die Ursprünge der Sammlung führen an den Beginn des 19. Jahrhunderts in die Zeit Johann Friedrich Blumenbachs (1752–1840, seit 1776 Professor für Arzneiwissenschaften und Medizin in Göttingen) zurück, als erste ur- und frühgeschichtliche Objekte in das „Königliche Academische Museum“ der Universität gelangten. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bestände des Akademischen Museums zunehmend auf Institute und Seminare der Universität aufgeteilt wurde, übernahm das heutige Niedersächsische Landesmuseum in Hannover zahlreiche Funde von überregionaler Bedeutung.

Lehrsammlung

Die Sammlung umfasst derzeit etwa 8.450 Positionen, die über einen digitalen Katalog erschlossen sind. Nachdem 1967 der Bestand durch Dauerleihgaben des Braunschweigischen Landesmuseums in Wolfenbüttel noch einmal eine beträchtliche Bereicherung erfuhr, ist heute ein Zuwachs an Objekten nur noch in äußerst geringem Umfange zu verzeichnen, da derzeit bei Ausgrabungen geborgene Objekte an die zuständigen Museen zu übergeben sind. Gleichwohl bietet die Sammlung einen guten Überblick zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Die Sammlung wird intensiv im Lehrbetrieb des Seminars genutzt. Da sie unter beengten Bedingungen in einem Raum des Seminars untergebracht ist, kann sie derzeit öffentlich nicht zugänglich gemacht werden.

Zumindest einige Objekte sind jetzt in neu gestalteten Vitrinen auf den Fluren und im Treppenhaus des Seminars ausgestellt.

Hier eine Übersicht:






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Die Replik eines bronzezeitlichen Schwertes aus der Göttinger Lehrsammlung


Literatur

Zur Geschichte der Sammlung:

Gernot Jacob-Friesen; Hans-Georg Stephan, Die Lehrsammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte. In: G. Beuermann et al. (Hrsg.), 250 Jahre Georg-August-Universität Göttingen. Ausstellung im Auditorium 19. Mai-12. Juli 1987 (Göttingen 1987) 190-205.

Karl Hermann Jacob-Friesen, Die vorgeschichtliche Sammlung der Universität Göttingen. Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 6, 1930, 99-102.

Karl-Heinz Willroth, Die Sammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte in: Dietrich Hoffmann; Kathrin Maack-Rheinländer (Hrsg.), "Ganz für das Studium angelegt": Die Museen, Sammlungen und Gärten der Universität Göttingen (Göttingen 2001) S. 49-54

Zu einzelnen Objekten und Objektgruppen der Sammlung:

Gernot Jacob-Friesen, Ein Bronzeschwert von Bornholm als Geschenk Friedrich Münters an die Georgia Augusta. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 19, 1991, 121-147.

Karl Hermann Jacob-Friesen, Bericht über die Ausgestaltung des vorgeschichtlichen Seminars zu Göttingen vom 1. IV. 1931 bis 31. III. 1935. Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 10, 1934, 248-250.

Christian Pescheck, Originale in der Sammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Göttingen. Germania 28, 1944-1950 (1950), 21-25.

Thomas Saile, Bohemica aus der Sammlung des Göttinger Seminars für Ur- und Frühgeschichte -
zu einer ältestbandkeramischen Siedlung in Nordböhmen. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 21, 1999, 137-142

Hans-Georg Stephan, Bronze- und eisenzeitliche Funde aus Mittelitalien in der Sammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen. Die Kunde N.F. 37, 1986, 197-228.

Kurt Tackenberg, Böhmische Funde im vorgeschichtlichen Institut der Universität Göttingen. Sudeta 8, 1932, 31-34.




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