MICADO erreicht seine Herstellungsphase
MICADO, die First-Light-Kamera am 39-Meter großen Extremely Large Telescope (ELT) der Europäischen Südsternwarte ESO, beendet in Kürze ihre Designphase und die Partner des internationalen MICADO Konsortiums haben bereits mit der Herstellung und Beschaffung der Einzelkomponenten der verschiedenen Subsysteme begonnen.
Nach einer langen Phase des Designs und dem Starren auf CAD Modelle äußert sich der Projektmanager Eckhard Sturm (MPE) folgendermaßen: „Es ist aufregend für uns alle im Konsortium, mit Partnern über ganz Europa verteilt, die ersten Teile im Labor in Händen zu halten.“ ESO hat zusammen mit den Partnern des MICADO Konsortiums ein gesondertes Event mit ersten Videopräsentationen aber auch Live Beantwortung von Fragen abgehalten, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und auch der Wissenschaftler hierauf zu lenken. Dieses Live-Event vom Fr. 12. Mai wurde aufgezeichnet und ist auf dem ESO YouTube Kanal auch weiterhin abrufbar.
MICADO ist die Multi-AO Imaging Camera for Deep Observations und wird das ELT mit der Kamera für die allerersten Beobachtungen mit dem Teleskop der 40-Meter-Klasse ausstatten und mit ihm beugungsbegrenzte Beobachtungen im infraroten Licht ermöglichen. Entwickelt und gebaut wird die Kamera unter MPE Führung in einem Konsortium mit Partnern in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Italien und Finnland zusammen mit ESO.
Die Astrophysik in Göttingen steht hier in der Verantwortung für zwei Subsysteme, zum einen die tragende Hauptstruktur des Instruments mit Anbindung an das Teleskop und zum anderen allen zum Betrieb notwendigen Versorgungsleitungen für Gase, Elektrik, Kühlung, Kontrolle und Datenaustausch über eine mitrotierende Plattform, sowie einem 8-Meter hohen Versorgungsturm für Aufbau und Wartung der Gesamtinstallation im erdbebengefährdeten Chile.
MICADO wird in Kombination mit dem ELT extrem hochaufgelöste Bilder des Universums im Infraroten liefern. Diese Eigenschaft macht das Instrument ideal zum Aufspüren sog. Exoplaneten (Planeten außerhalb unseres Sonnensystems), zur Detektion feinster Strukturen in entfernten Galaxien, aber auch einzelner Sterne in Nachbargalaxien. Die Bildschärfe macht diese Kamera auch zu einem einzigartigen Werkzeug zur Erforschung der Gravitationsfelder in der Umgebung extremer Objekte, wie dem supermassiven Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße, und damit zur Klärung fundamentaler Fragen der Physik wie dem Austesten der Grenzen der Allgemeinen Relativitätstheorie.
Die Kombination von großem ELT Hauptspiegel und Kamera in Verbindung mit der Adaptiven Optik zur Überwindung der durch die Erdatmosphäre verursachten Bildunschärfen – die als MORFEO System später zugeschaltet wird – eröffnet Beobachtungen, die weit über die Möglichkeiten heutiger Observatorien einschließlich des Hubble-Weltraumteleskopes hinausgehen, und nurmehr mit dem neugestarteten James-Webb Teleskop vergleichbar sind, das allerdings bei sechsfach höherer Winkelauflösung.
Der Teleskop-Kamera Zusammenschluss, ELT und MICADO, wird noch im Laufe dieser Dekade in Betrieb gehen.
Credit: Planung und Bau der Kamera in Göttingen werden unterstützt durch das BMBF unter den Förderkennzeichen 05A11MG1, 05A14MG2, 05A17MG1, 05A20MG2 und 05A23MG, und dem Projektträger PT-DESY.