Sind die Ungarn eigentlich religiös?
Im Rahmen meines Praktikums habe ich die Aufgabe bekommen, mich mit den verschiedenen Religionen Ungarns auseinanderzusetzen. Ich habe die Informationen so zusammengetragen, dass man aus diesen Folien erstellen kann und dass sie anschließend für den Unterricht genutzt werden können.
Aufgrund der zahlreichen Informationen ist mir der Gedanke gekommen, dass dieses Thema dem Blog nicht vorenthalten bleiben soll, weswegen ich mich letztlich dazu entschieden habe, einige meiner Ergebnisse hier zu veröffentlichen.
Im Rahmen der Volkszählungen 2001 und 2011 wurde auch nach der Religionszugehörigkeit gefragt. Sowohl im Jahr 2001 als auch 2011 war der Anteil der Katholiken am größten. Die Reformierten (Kalvinisten) bilden die zweitgrößte Religionsgemeinschaft des Landes. Doch während die Mitgliederzahlen der beiden größten Religionsgemeinschaften in innerhalb von zehn Jahren deutlich abgenommen haben, steigt die Anzahl der Konfessionslosen und der Befragten, welche die Frage nach ihrer Religionszugehörigkeit unbeantwortet ließen. Auch die Zahl der Anhänger der evangelisch-lutherischen Kirche ist gesunken die Zahl der Mitglieder kleinerer christlicher Kirchen und anderer Weltreligionen, die in Ungarn vertreten sind, stieg dagegen leicht an.
Religion: | 2001 (%): | 2011 (%): |
Katholiken | 54,5 | 39 |
Reformierte (Kalvinisten) | 15,9 | 11,6 |
Lutheraner | 3 | 2,2 |
Kleinere christliche Kirchen | 1 | 1,5 |
Andere Weltreligionen | 0,3 | 0,5 |
Konfessionslos | 14,5 | 18,2 |
Keine Antwort | 10,8 | 27,2 |
Quelle: Máté Olga: Egyházak, vallásosság Magyarországon – Képviselői Információs Szolgálat, 2019/3. Infotabló.
Allgemein lässt sich feststellen, dass die Zahl der Mitglieder der großen Religionsgemeinschaften rückläufig ist, während an kleineren Religionen immer mehr Interesse gezeigt wird. Sowohl Einwanderung, als auch Auswanderung spielen dabei eine große Rolle, genauso wie Übertritte von einer Religion zu einer anderen.
Prognose bis 2050: Anzahl der Mitglieder von Glaubensgemeinschaften sinkt
Laut Prognosen werden christliche Glaubensgemeinschaften weiter Mitglieder verlieren, während die Zahl der Konfessionslosen wächst und das Interesse an Kirche und Religion deutlich abnimmt.
2010 | 2030 | 2050 | |||
Christliche Glaubensge- meinschaften | 8 090 000 | 7 250 000 | 6 500 000 | ||
Konfessionslos | 1 860 000 | 2 040 000 | 1 990 000 |
Quelle: https://de.statista.com
Kirchenfinanzierung durch Mandatssteuer - Was ist das?
In Ungarn gibt es statt einer Kirchensteuer eine Mandatssteuer. Die Mandatssteuer dient sozialen, kulturellen und humanitären Zwecken und wird von allen Steuerzahlern gezahlt. Der Steuerzahler kann selbst entscheiden, wer seinen Steuerbeitrag erhalten soll: so geht 1% der Einkommenssteuer an eine vom Steuerzahler selbst gewählte Organisation oder Institution. Die Mandatssteuer ist auch eine gute Alternative zur Kirchensteuer und kommt vielen kirchlichen und religiösen Einrichtungen zugute.
Die katholische und die reformierte Kirche profitieren am meisten von den Mandatssteuern, da diese auch die größten Religionsgemeinschaften Ungarns sind. Die evangelisch-lutherische Kirche, die Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein, sowie die Baptistenkirche folgen mit erheblichem Abstand, da diese Religionen auch deutlich weniger Mitglieder haben. Ein kleiner Anteil geht an andere Kirchen, das sind meist die kleineren christliche Kirchen oder Einrichtungen anderer Glaubensgemeinschaften.
Kirchliche Bildungseinrichtungen
In Ungarn waren 2019 insgesamt 10,6 % der Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Schulen oder Kindergärten, in kirchlicher Trägerschaft. Die Kirche spielt in diesen Einrichtungen eine sehr große Rolle, indem sie beispielsweise vorgibt, wie die Lehrer unterrichten und welche Themenbereiche sie behandeln sollen.
Allerdings werden 89,4 % der Bildungseinrichtungen nicht von der Kirche finanziert und stehen dementsprechend nicht in einer engen Verbindung mit einer Religion.
Im Gegensatz zu Ungarn, gibt es in Deutschland deutlich mehr Bildungseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. Es gibt alleine 904 katholische Schulen in Deutschland (Stand 2016), welche von Kirchensteuereinnahmen finanziert werden.
Quellen:
https://fowid.de/meldung/konfessionsfreie-ungarn
Máté Olga: Egyházak, vallásosság Magyarországon – Képviselői Információs Szolgálat, 2019/3. Infotabló.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mandatssteuer
Bild: Daniel Olah on Unsplash
Text: Caroline Sophie Heimrich, OHG Göttingen, Praktikantin