Leitfaden: Exposé für die Promotion

Schreibberatung / Promovieren

Hier finden Sie den laufend aktualisierten Leitfaden für das Exposé für die Immatrikulation in unseren Promotionsstudiengang an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Inhaltsverzeichnis

1 Das Exposé für die Promotion

1.1 Sinn und Zweck des Exposés (und dieses Leitfadens)

1.2 Besonderheiten der Textsorte

2 Was soll das Exposé enthalten?

2.1 Informationen zu Antragsteller*in und Betreuer*in

2.2 Kurzbeschreibung des Vorhabens

2.3 Ausführliche Darstellung des Vorhabens

2.3.1 Überblick: Was wird im Exposé dargestellt?

2.3.2 Herleitung und Thema

2.3.3 Forschungsstand und Forschungsbedarf

2.3.4 Zielsetzung und Beitrag zur Forschung

2.3.5 Fragestellung

2.3.6 Methodik und Material

2.3.7 Theoretische Ausrichtung und Bezüge

2.3.8 Vorarbeiten

2.3.9 Projekt- und Zeitplan

2.3.10 Literaturverzeichnis

2.4 Tipps für die Textgestaltung

3 Abschlussbemerkung: Das Exposé als Denkraum

4 Literatur & Tipps

4.1 Verwendete Literatur

4.2 Weiterführende Literatur

4.3 Blogs und Webseiten

4.4 Beratungs- und Workshopangebote




1 Das Exposé für die Promotion

1.1 Sinn und Zweck des Exposés (und dieses Leitfadens)

Das Exposé ist mehr als ein formaler Schritt – es ist Ihr Kompass im Promotionsprozess. Es hilft Ihnen, die Richtung zu klären, das Terrain zu strukturieren und Ihre geplante wissenschaftliche Reise in eine erkennbare Form zu bringen. Dieser Leitfaden begleitet Sie dabei.
Vermutlich haben Sie bereits Erfahrung mit dieser Textsorte, etwa durch die Masterarbeit, und sind grundsätzlich mit ihr vertraut. Das Exposé für ein Dissertationsprojekt legt den Fokus stärker auf die Originalität Ihres Forschungsvorhabens und dessen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion. Daher kann es eine neue oder ungewohnte Herausforderung darstellen. Dieser Leitfaden soll dazu beitragen, dass das Exposé nicht als zusätzliche Arbeit erscheint, sondern Ihre ohnehin stattfindenden Schritte der Orientierung, Planung und Konzeption sinnvoll bündelt. Er stellt die Funktionen und Bestandteile eines Promotions-Exposés dar und unterstützt Sie dabei, dieses wegweisende Arbeitsdokument zielgerichtet zu entwickeln.
Das Exposé kann für Ihr Promotionsvorhaben in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein:
  • Klärung: Es hilft Ihnen, Ihr Projekt zu strukturieren und zu fokussieren.
  • Planung: Es dient der Orientierung und Fahrplan im weiteren Projektverlauf.
  • Kommunikation: Es ist die Grundlage für Feedbackgespräche mit der Betreuungsperson.
  • Profilierung: Es dient bei Bedarf als Basis für Förder- oder Stipendienanträge oder der Präsentation Ihres Vorhabens.

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1.2 Besonderheiten der Textsorte

Doppelte Funktion
Das Exposé dient einerseits der Konzipierung und Planung Ihres Dissertationsprojekts. Während seiner Erstellung denken Sie Ihr Forschungsvorhaben systematisch durch, treffen erste Entscheidungen und prüfen die Umsetzbarkeit. Andererseits dient das Exposé der überzeugenden Darstellung Ihres Vorhabens gegenüber relevanten Adressat*innen, etwa Betreuungspersonen oder Förderinstitutionen. Es ist „gewissermaßen gleichzeitig die Visitenkarte Ihres Vorhabens und die Land-karte für das eigene Vorgehen“ (Schöneck et al. 2012, S. 102, Hervorhebung hinzugefügt).
Work in Progress
Das fertige Exposé bildet einen realisierbaren Plan für ein wissenschaftliches Vorhaben ab, das sich noch in der Anfangsphase befindet und daher einen gewissen Entwurfscharakter trägt. Es zeigt, wie Sie Ihr Thema aktuell sehen, welche Schritte Sie planen und welches Ziel Sie verfolgen – im Wissen darum, dass sich manches im Forschungsprozess noch weiterentwickeln, ausdifferenzieren oder justieren lässt. Das Exposé stellt also ein plausibles, aber entwicklungsfähiges Konzept dar, das im Laufe der Arbeit weiter konkretisiert werden kann. Diese (gewisse) Vorläufigkeit wird sprachlich durch Formulierungen wie bspw. „geplant ist…“, „vorgesehen ist…“, „aus aktueller Perspektive erscheint…“ signalisiert. Auch Hinweise auf noch offene Fragen oder Optionen, die derzeit ausgelotet werden, können sinnvoll sein. Achten Sie dabei auf die Erwartungen Ihrer Adressat*innen und treffen Sie ggf. entsprechende Absprachen mit Ihrer Betreuungsperson. 
Adressat*innen-Orientierung
Wer liest Ihr Exposé, und mit welchem Ziel? Je nach Adressat*innen (z. B. Betreuungsperson, Förderinstitution) kann sich die genaue Ausgestaltung des Exposés etwas unterscheiden. Nicht im Kern, aber bspw. in Umfang, Schwerpunktsetzung oder Detaillierungsgrad. Falls Sie Ihr Exposé zu verschiedenen Zwecken nutzen und unterschiedliche Adressat*innen ansprechen, gestalten Sie es pragmatisch entsprechend deren jeweiligen Anforderungen und Erwartungen um. Was sich für jeden Adressat*innenkreis empfiehlt:
  • Klare Gliederung mit aussagekräftigen Zwischenüberschriften.
  • Präzise, fachlich fundierte Sprache, ohne unnötigen Jargon.
  • Absätze mit klaren Kernaussagen, die auch beim Querlesen verständlich bleiben.
Originalität und Relevanz
Was alle Leser*innen Ihres Exposés interessieren wird, ist der eigenständige, neue und fachlich relevante Beitrag, den Sie mit Ihrem wissenschaftlichen Projekt leisten möchten und den Sie zur Fachdebatte bzw. zum aktuellen Forschungsstand beisteuern. Dieser Aspekt sollte im Exposé klar herausgestellt und nachvollziehbar begründet werden, auch wenn es sich dabei um eine möglicherweise noch ungewohnte Aufgabe handelt.

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2 Was soll das Exposé enthalten?

Umfang des Exposés: ca. 10 Seiten | Sprache: Deutsch oder Englisch

2.1 Informationen zu Antragsteller*in und Betreuer*in

  • Promovend*in: Name & akademischer Grad, Anschrift, E-Mail-Adresse
  • Betreuer*in: Name & akademischer Grad, Dienstanschrift

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2.2 Kurzbeschreibung des Vorhabens

Die Kurzbeschreibung dient dem ersten Einblick in Ihr Vorhaben (ähnlich dem Abstract eines Forschungsartikels). Die Kurzbeschreibung besteht aus:
  • der Nennung des Fachs
  • der Formulierung des Themas in max. 5 Zeilen
  • der Kurzzusammenfassung des Projekts in max. 15 Zeilen
  • Falls das Promotionsvorhaben Teil eines (Drittmittel-)Projektes ist, stellen Sie auch das Gesamtprojekt kurz vor.
Tipp: ⭢ Hier finden Sie eine beispielhafte Darstellung dieser Elemente.

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2.3 Ausführliche Darstellung des Vorhabens

2.3.1 Überblick: Was wird im Exposé dargestellt?

Was wird erforscht und
warum wird das erforscht?

Wie, mit welchen Mitteln
und in welchen Schritten wird das getan?
→ Herleitung & Thema
→ Stand der Forschung & Forschungsbedarf
→ Zielsetzung & Beitrag zur Forschung
→ Fragestellung
→ Methoden & Material
→ Theoretische Ausrichtung
→ Eigene Vorarbeiten
→ Projekt- und Zeitplan

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2.3.2 Herleitung und Thema

Ein Forschungsthema entsteht selten aus dem Nichts. Es entwickelt sich aus Fragen, Irritationen, Beobachtungen, aus theoretischen Lektüren, gesellschaftlichen Spannungsfeldern, methodischen Herausforderungen. Im Exposé haben Sie die Gelegenheit, diesen Entstehungsprozess sichtbar zu machen: Welcher Anlass, welche Ausgangslage stößt Ihr Vorhaben an? Welche Problemlage oder welches Phänomen möchten Sie untersuchen? Und wie leiten Sie daraus Ihr konkretes Thema und Ihr Forschungsinteresse ab?

Bemühen Sie sich um eine nachvollziehbare und kontextbezogene Herleitung Ihres Forschungsthemas. Beginnen Sie zum Beispiel mit dem Anlass für Ihr Vorhaben: Welche wissenschaftlichen, theoretischen, empirischen, methodischen, gesellschaftlichen oder politischen Probleme, Phänomene, Diskurse, Praktiken, Ereignisse oder Widersprüche erfordern eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, und welche davon möchten Sie mit Ihrer Forschung adressieren?

Vor diesem Hintergrund können Sie zum konkreten Thema Ihrer Arbeit hinführen und Ihr Forschungsinteresse formulieren. Überlegen Sie: Welches Thema entwickeln Sie aus der skizzierten Ausgangslage und was ist aus Ihrer fachwissenschaftlichen Perspektive daran besonders interessant oder erklärungsbedürftig, was möchten Sie verstehen?

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2.3.3 Forschungsstand und Forschungsbedarf

Ein gelungener Forschungsstand ist mehr als eine Zusammenfassung: Er dient als systematische Vorbereitung für Ihre eigene Zielsetzung und verdeutlicht die fachliche Relevanz Ihres Vorhabens indem er zeigt, dass Sie die relevanten Diskurse kennen und gezielt zu ihnen beitragen möchten.

Die Darstellung des Forschungsstands zeigt, dass Sie sich fundiert und strukturiert mit einschlägigen wissenschaftlichen Studien, Theorien, Debatten und Ergebnissen auseinandergesetzt haben. Sie verorten Ihr Projekt innerhalb der bestehenden Forschung, indem Sie die für Ihren thematischen Fokus relevante Fachliteratur systematisch geordnet in direktem Bezug zu Ihrem Vorhaben präsentieren. Ziel ist es, die bestehende Forschungslage kritisch zu reflektieren und zentrale Bezugspunkte für Ihre eigene Arbeit herauszuarbeiten.

Auf dieser Grundlage identifizieren Sie eine Forschungslücke oder einen konkreten Forschungsbedarf. Dabei muss es sich nicht zwingend um eine völlige Leerstelle handeln. Ein Forschungsbedarf kann sich zum Beispiel daraus ergeben, dass ein Thema bislang nur begrenzt empirisch untersucht wurde, bestimmte Aspekte methodisch vertieft werden könnten, ein theoretischer Zugang bisher nicht zur Anwendung kam oder bestehende Studien neue Perspektiven oder Aktualisierungen nahelegen.

Entscheidend ist die Frage: Was fehlt bislang in der wissenschaftlichen Diskussion und was würde die Forschung im Themenfeld sinnvoll erweitern, ergänzen oder vertiefen? Letzteres führt zur Zielsetzung und zum Beitrag Ihres Vorhabens.

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2.3.4 Zielsetzung und Beitrag zur Forschung

Vor diesem Hintergrund können herausarbeiten, wie Ihre Forschung zu der identifizierten Forschungslücke beiträgt, oder den identifizierten Forschungsbedarf adressiert. Erläutern Sie, worüber Sie etwas herausfinden möchten, und wie Ihr Vorhaben die bestehende Forschung weiterführt, ergänzt oder kritisch hinterfragt. Was macht Ihr Projekt relevant und erkenntnisfördernd im Kontext der bisherigen Forschung?

Auch wenn die konkreten Ergebnisse Ihrer Arbeit erst mit Abschluss der Dissertation vorliegen, ist es wichtig, bereits zu Beginn deutlich zu machen, welches Ziel Sie mit Ihrer Forschung verfolgen und welchen Beitrag Sie anvisieren. Also: „in welcher Hinsicht Sie Ihre Disziplin voranbringen, wenn Sie Ihre Forschungsfrage beantwortet und Ihr Ziel erreicht haben“ (Franck 2021, S. 23).

Das bedeutet: Verdeutlichen Sie, worüber neues Wissen produziert wird, und wie Ihre Arbeit bestehende Forschung und Fachdiskussionen ergänzt, vertieft oder weiterentwickelt. Ihr Beitrag kann dabei ganz unterschiedliche (auch kombinierte) Formen annehmen, etwa durch:

  • neue empirische Daten oder Fallstudien,
  • innovative methodische Zugänge,
  • theoretische Weiterentwicklungen oder Perspektivwechsel,
  • thematische Vertiefung oder Erweiterung,
  • kritische Reflexion bestehender Annahmen.

Entscheidend ist, dass Sie Ihre Zielsetzung nicht nur als Forschungsabsicht formulieren, sondern auch als wissenschaftlichen Beitrag, zum Beispiel: Inwiefern erweitert oder vertieft Ihre Arbeit die bestehende wissenschaftliche Diskussion? Oder: Wie trägt sie zur Weiterentwicklung des Wissensstands Ihrer Disziplin bei? Oder: Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihre Arbeit?

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2.3.5 Fragestellung

Formulieren Sie Ihre zentrale Forschungsfrage klar und nachvollziehbar. Inwieweit diese bereits zu Beginn feststehen muss oder sich im Verlauf der Forschung weiterentwickelt, hängt wesentlich von Ihrer forschungslogischen Ausrichtung ab.

Quantitative Designs, etwa hypothesenprüfende Verfahren, setzen eine weitgehend festgelegte Fragestellung voraus, die im Forschungsprozess in der Regel nicht mehr grundlegend verändert wird. Qualitative Herangehensweisen hingegen erlauben und erfordern häufig eine iterative Entwicklung der Fragestellung. Diese wird im Verlauf des (rekursiven) Forschungsprozesses angepasst oder geschärft, in enger Wechselwirkung mit dem untersuchten Feld.

Aus der leitenden Fragestellung können sich Teil- oder Unterfragen ergeben, mit Hilfe derer Sie einzelne Aspekte Ihres Themas schrittweise untersuchen. Auch diese sollten, soweit zum jetzigen Zeitpunkt möglich, benannt und strukturiert dargestellt werden.

Tipp: Die bisher erläuterten Schritte (Thema, Forschungsstand und Forschungsbedarf, Zielsetzung und Beitrag zur Forschung, Fragestellung) ähneln den Moves, die John M. Swales im ⭢ „Creating A Research Space“ (CARS) Modell beschreibt. Dieses Modell bezieht sich auf das Verfassen von Einleitungen für Forschungsarbeiten, kann sich aber auch in diesem Zusammenhang als sehr hilf- und aufschlussreich erweisen.

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2.3.6 Methodik und Material

Ein Promotionsprojekt lebt nicht nur von der Frage, was erforscht wird, sondern auch davon, wie. Verdeutlichen Sie, dass Ihr geplantes methodisches Vorgehen im Rahmen einer Dissertation realistisch und durchführbar ist und wo eventuell noch Optionen oder Klärungsbedarfe bestehen.
Dafür können Sie sich, je nach Ausrichtung Ihrer Arbeit, an den folgenden Punkten orientieren:
  • Methodische Ausrichtung: Erläutern und begründen Sie die grundlegende methodische Ausrichtung Ihres Forschungsvorhabens. Arbeiten Sie qualitativ, quantitativ oder mit einem Mixed-Methods-Ansatz – und warum ist diese Wahl für Ihre Fragestellung und Zielsetzung besonders geeignet? Wie steht Ihre methodische Herangehensweise im Verhältnis zu Ihrer theoretischen Perspektive? Falls Sie Methoden kombinieren oder weiterentwickeln möchten, beschreiben Sie dies und begründen Sie Ihre Entscheidung.
  • Erhebungs- und Auswertungsverfahren: Welche konkreten Methoden der Erhebung und -auswertung kommen zum Einsatz? Warum sind diese Verfahren geeignet, um Ihre Forschungsfrage zu beantworten? Falls Sie bestimmte Software oder Programme verwenden (z. B. MAXQDA, ATLAS.ti, R, Stata, SPSS, Python), erläutern Sie deren Funktion im Forschungsprozess.
  • Fallauswahl und Sampling: Beschreiben Sie, wie Sie Fälle, Personen, Untersuchungseinheiten o. Ä. auswählen. Welche Sampling-Strategie liegt Ihrer Auswahl zugrunde (z. B. theoretisches Sampling, Zufallsauswahl, gezielte Auswahl nach Kriterien)? Begründen Sie, warum gerade diese Auswahl für Ihre Untersuchung sinnvoll und aussagekräftig ist.
  • Datenmaterial: Welche Daten oder Materialien untersuchen Sie mit den gewählten Methoden? Welche erzeugen Sie selbst (z. B. Interviews, Beobachtungen, Umfragen), und welche liegen bereits vor oder stehen Ihnen zur Verfügung? Begründen Sie, warum gerade diese Daten für Ihre Untersuchung relevant sind und welches Erkenntnispotenzial sie bieten.
  • Zugang zum Feld: Wie gewinnen Sie Zugang zum Forschungsfeld und Kontakt mit relevanten Personen, Gruppen oder Institutionen? Was ist bereits organisiert oder vereinbart – und welche Aspekte sind noch offen? Gehen Sie auch auf forschungsethische Überlegungen ein, etwa im Hinblick auf Einwilligungen, Datenschutz oder sensible Inhalte.
  • Gütekriterien und Reflexivität: Welche Gütekriterien sind für Ihre Forschung relevant (z. B. Transparenz, Intersubjektivität, Validität, Reliabilität, Reflexivität), und wie stellen Sie deren Einhaltung sicher? Reflektieren Sie ggf. auch Ihre eigene Rolle im Forschungsprozess – insbesondere bei qualitativen Designs.
  • Herausforderungen und Machbarkeit: Welche Schwierigkeiten oder Unwägbarkeiten zeichnen sich zum jetzigen Zeitpunkt eventuell ab – und wie könnten Sie diesen begegnen?
  • Originalität: Verdeutlichen Sie, wenn möglich, worin die Originalität Ihrer methodischen Herangehensweise liegt. Ist die Kombination der Methoden, die Anwendung auf ein neues Feld oder die Weiterentwicklung bestehender Verfahren besonders innovativ oder vielversprechend im Kontext Ihrer Disziplin?

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2.3.7 Theoretische Ausrichtung und Bezüge

In diesem Abschnitt zeigen Sie, welche theoretischen Perspektiven Ihr wissenschaftliches Denken leiten oder prägen, ob als analytisches Werkzeug, Deutungsrahmen oder Ausgangspunkt für Weiterentwicklung. Erläutern Sie, welche Konzepte oder Modelle Sie nutzen, wie sie sich zueinander verhalten, und welche Funktion sie im Erkenntnisprozess Ihres Projekts erfüllen.
Dafür können Sie sich, je nach Ausrichtung Ihrer Arbeit, an den folgenden Punkten orientieren:
  • Theoretische Ausrichtung: Erläutern und begründen Sie die grundlegende theoretische Ausrichtung Ihres Forschungsvorhabens. Gehen Sie darauf ein, von welchen theoretischen Grundannahmen Sie ausgehen und welche Perspektiven Sie einnehmen. Theorie ist nicht nur ein Bezugspunkt, sie ist der Rahmen, in dem sich Ihre wissenschaftliche Perspektive entfaltet. Sie strukturiert (mit), wie Sie Ihr Untersuchungsfeld betrachten, welche Fragen Sie stellen und wie Sie Ihre Ergebnisse interpretieren. Sie prägt Ihre Perspektive auf das Untersuchungsfeld und steht in engem Zusammenhang mit Fragestellung und methodischer Herangehensweise.
  • Theoriebezüge: Stellen Sie dar, mit welchen konkreten Theorien, Konzepten oder Modellen Sie arbeiten werden. Falls Sie mehrere theoretische Zugänge miteinander verknüpfen, ist es interessant, wie diese sich ergänzen oder voneinander abgrenzen, und warum diese Kombination für Ihr Vorhaben sinnvoll ist. Verdeutlichen Sie, was die theoretischen Elemente zur Beantwortung Ihrer Forschungsfrage beitragen können, und ob sie mit bestimmten Teilfragen oder Aspekten Ihres Projekts korrespondieren.
  • Funktion der Theorie: Reflektieren und berücksichtigen Sie, welche Funktion die Theoriebezüge in Ihrem Vorhaben erfüllen, und welche Rolle sie im Forschungsprozess spielen. In hypothesenprüfenden, meist quantitativen Designs, dient Theorie häufig der Ableitung von Hypothesen und der Definition zentraler Variablen. In qualitativen Forschungsdesigns könnte Theorie bspw. sowohl als Perspektivierung oder Deutungsrahmen dienen, oder auch im Verlauf der Analyse anhand des empirischen Untersuchungsmaterials weiterentwickelt oder geschärft werden.
  • Originalität: Verdeutlichen Sie auch hier, wenn möglich, die Originalität Ihres Vorhabens. Ist Ihre theoretische Perspektive im Forschungsfeld, in dem Ihr Projekt angesiedelt ist, ungewöhnlich, innovativ oder besonders vielversprechend? Reflektieren Sie, ob Ihre Arbeit zur Weiterentwicklung bestehender theoretischer Ansätze beitragen kann. Wird ein Konzept in einem neuen Kontext angewendet, kritisch hinterfragt oder erweitert? Zeigen Sie, wie Ihre theoretische Verortung den Erkenntnisgewinn Ihres Projekts stärkt und zur wissenschaftlichen Diskussion beiträgt.

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2.3.8 Vorarbeiten

Ihre wissenschaftliche Arbeit beginnt nicht bei null. Auch wenn Sie mit dem Promotionsvorhaben neue Wege gehen, stützen Sie sich auf Erfahrungen, Erkenntnisse und vorbereitende Schritte, die Sie bereits mitbringen. In diesem Abschnitt zeigen Sie, welche Vorarbeiten Ihr Projekt unterstützen, und wie diese zur thematischen, theoretischen oder methodischen Fundierung beitragen.

Dabei geht es nicht darum, besonders zu beeindrucken, sondern darum zu zeigen, dass Ihr Vorhaben auf einem soliden Fundament aufbaut. Wichtig ist daher nicht die Größe oder Sichtbarkeit der Vorarbeiten, sondern deren Relevanz für Ihr geplantes Projekt. Eigene Vorarbeiten können sowohl formalen als auch eher informellen Charakter haben. Wichtig ist, dass Sie den Bezug zu Ihrem Dissertationsvorhaben deutlich machen. Prägnante, konkret verknüpfte Beispiele wirken dabei überzeugender als eine lange Liste ohne erkennbaren Zusammenhang.

Hier eine (erweiterbare) Liste möglicher Vorarbeiten, um Ihre Überlegungen anzuregen:

  • Abschlussarbeiten: BA- oder MA-Arbeiten mit thematischer, theoretischer, methodischer Nähe
  • Studienarbeiten: Hausarbeiten, Essays, Literaturreviews oder Überblicksarbeiten mit besonders relevantem Bezug
  • Forschungserfahrung: Teilnahme an einem Lehrforschungsprojekt, Mitarbeit in Forschungsprojekten
  • Publikationen und Präsentationen: Erste eigene Publikationen oder Beiträge, Tagungsbesuche, Posterpräsentationen, Beiträge in Kolloquien oder Vortragsreihen u. Ä.
  • Methodenerfahrung: Anwendung qualitativer oder quantitativer Methoden, Workshops, Summer Schools, methodischen Trainings, Softwarekenntnisse (z. B. MAXQDA, ATLAS.ti, R, Stata, SPSS, Python), Arbeit mit Datensätzen
  • Erste Erhebungen: Erste explorative Interviews, Beobachtungen, Pretests oder Umfragen, erste statistische Auswertungen, bereits gesichtete Daten u. Ä.
  • Feldzugänge z. B. durch Praktika, ehrenamtliches Engagement oder berufliche Tätigkeiten, Kontakte zu Organisationen, Netzwerken oder Communities, (informelle) Gespräche mit Expert*innen, erste Feldbesuche, Hintergrundgespräche, Genehmigungen oder Zusagen

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2.3.9 Projekt- und Zeitplan

Ein Promotionsprojekt braucht nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine tragfähige Planung. Ein realistischer Zeitplan zeigt, dass Ihr Vorhaben nicht nur inhaltlich fundiert, sondern auch praktisch durchführbar ist. Er hilft Ihnen, den Forschungsprozess in sinnvolle Etappen zu gliedern und Fortschritte sichtbar zu machen.
Stellen Sie die zeitliche Planung Ihres Promotionsprojekts übersichtlich dar. Ziel ist es, den Forschungs-prozess in sinnvolle Etappen zu gliedern und realistisch zu strukturieren. Eine bewährte Methode besteht darin, größere und mittelgroße Arbeitsschritte (etwa Literaturrecherche, Feldzugang, Datenerhebung, Auswertung und Schreibphasen) in Zeiträumen von jeweils ein bis drei Monaten darzustellen (vgl. Schöneck et al. 2012, S. 128). Die Darstellung kann z. B. in Form eines Balkenplans erfolgen, aber auch andere Visualisierungen wie Tabellen, Zeitachsen oder Meilensteinpläne sind möglich. Wichtig ist, dass der Plan transparent, plausibel und flexibel genug ist, um Anpassungen zu ermöglichen. Falls Sie bereits mit der Arbeit begonnen haben oder Ihre Fortschritte regelmäßig dokumentieren, kann eine Soll-/Ist-Darstellung sinnvoll sein. So lässt sich die Projektentwicklung transparent abbilden und bei Bedarf anpassen. Berücksichtigen Sie auch Pufferzeiten für unvorhergesehene Verzögerungen. Ein realistischer Zeitplan zeigt nicht nur Ihre Planungskompetenz, er stärkt auch die Plausibilität und Machbarkeit Ihres Vorhabens.
Balkenplan

Abb.: Beispiel für einen Balkenplan mit Dreimonatsschritten und Soll-/Ist-Darstellung (Schöneck et al. 2012, S. 129)

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2.3.10 Literaturverzeichnis

Führen Sie die im Exposé verwendete oder genannte Fachliteratur (und anderweitige Materialien) entsprechend eines fachüblichen Zitierstils auf. Tipp: Konsultieren Sie dafür die  Leitfäden zum wissenschaftlichen Arbeiten der sozialwissenschaftlichen Fächer oder orientieren Sie sich an zentralen Fachzeitschriften Ihrer Disziplin.

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2.4 Tipps für die Textgestaltung

(Flexibler) Aufbau
Die Reihenfolge der inhaltlichen Bausteine ist nicht starr vorgegeben. Sie können den Aufbau flexibel gestalten, zum Beispiel orientiert an den spezifischen Begründungsschritten oder der Forschungslogik Ihres Vorhabens.
Roter Faden
Achten Sie darauf, dass die Bausteine im fertigen Text in einem klaren, sinnvollen und nachvollziehbaren Zusammenhang stehen, sowohl inhaltlich als auch sprachlich.
Originalität
Trauen Sie sich, die Besonderheiten und innovativen Aspekte Ihres Dissertationsprojekts sichtbar zu machen. Zeigen Sie, was Ihr Projekt einzigartig macht und welchen neuen Beitrag es zur wissenschaftlichen Diskussion leisten kann.

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3 Abschlussbemerkung: Das Exposé als Denkraum

„Ein Exposé ist eine Planungshilfe. Kein Dogma. Während der Arbeit an der Dissertation können Sie Ihr Konzept laufend verbessern. Allerdings sollten Sie nicht zweimal im Jahr Ihre Planung komplett verwerfen. Zweifeln Sie. Das ist eine klassische Dissertationsbegleiterscheinung. Und bleiben Sie optimistisch: Verfeinern Sie Ihr Konzept, konkretisieren Sie es – aber werfen Sie es nicht völlig über den Haufen.“ (Franck 2021, S. 29)

Ein Exposé ist also nicht nur ein Planungsdokument – es kann auch ein Denkraum sein. Die Arbeit am Exposé bietet Ihnen die Möglichkeit, Ideen zu sortieren, Perspektiven zu schärfen und mögliche Wege zu erkunden. Der Text ist dabei ein Denk- und Entwicklungsraum für Ihre wissenschaftliche Auseinandersetzung: Er hält fest, was bereits klar ist, lässt Platz für das, was noch im Entstehen begriffen ist, bietet Raum für Weiterentwicklung. So dient das Exposé der Darstellung und der Reflexion ihres wissenschaftlichen Vorhabens. Ein gelungenes Exposé zeigt nicht nur, was Sie vorhaben – sondern auch, wie Sie wissenschaftlich denken.

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4 Literatur & Tipps

4.1 Verwendete Literatur

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4.2 Weiterführende Literatur

  • Bolker, Joan (1998): Writing Your Dissertation in Fifteen Minutes a Day. A Guide to Starting, Revising, and Finishing Your Doctoral Thesis. New York: H. Holt.
  • Rienecker, Lotte/Jørgensen, Peter (2013): The Good Paper. A Handbook for Writing Papers in Higher Education. Frederiksberg: Samfundslitt.
  • Thomson, Pat/Kamler, Barbara (2016): Detox Your Writing. Strategies for Doctoral Researchers. London/New York: Routlege.
  • Wergen, Jutta (2019): Promotionsplanung und Exposee. Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation. 3. Auflage. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Wymann, Christian (2021): Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende, 2. Auflage. Opladen: Verlag Barbara Budrich.

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4.3 Blogs und Webseiten

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4.4 Beratungs- und Workshopangebote

  • Schreibberatung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät
    Uta Scheer | Valerie Bleisteiner | schreibberatung@sowi.uni-goettingen.de
    Webseite
  • Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG)
    Webseite
    Kursangebot

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Kontakt

Uta Scheer
Schreibberatung
Oeconomicum, Raum 1.117

Tel.: +49 (0)551/39-24327
Valerie Bleisteiner
Schreibberatung
Oeconomicum, Raum 1.117

Tel.: +49 (0)551/39-26564