Geschichte Estlands -- 100 Jahre Selbstständigkeit

Die Geschichte Estlands ist lang (10.000 Jahre), die Geschichte des estnischen Staates ist kurz (100 Jahre): Nachdem Estland im 13. Jahrhundert durch die Deutschen und Dänen christianisiert worden war, herrschten dort unterschiedliche Mächte: der Deutsche Orden, die Könige von Dänemark, Schweden und Polen sowie die russischen Zaren. Stets gab es die deutschsprachige Ober- und die estnische, bäuerliche Unterschicht. In der nationalen Geschichtsschreibung wird diese Zeit gerne als „die 700-jährige Sklavenzeit“ bezeichnet. Tatsächlich wurde Estland aber in dieser Zeit auch ein Teil des westeuropäischen Kulturkreises.
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Im 19. Jahrhundert begann in Estland das sog. nationale Erwachen. Am 24. Februar 1918 wurde in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Russischen Revolution die Republik Estland ausgerufen und anschließend im sog. Freiheitskrieg (1918-1920) verteidigt. Estland baute schnell ein selbstständiges politisches, wirtschaftliches und kulturelles Leben auf europäischem Niveau auf. Nachdem Hitler und Stalin 1939 Europa vertraglich unter sich aufgeteilt hatten, besetzte die Sowjetunion von 1944-1991 Estland. Die Bewahrung der estnischen Sprache und Kultur wurde zum Akt des Widerstandes gegen das totalitäre Sowjetregime.
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Mit der sog. Singenden Revolution erlangte Estland im Jahre 1991 seine staatliche Unabhängigkeit wieder. Seit 2004 ist Estland Mitglied der NATO und der Europäischen Union, seit 2011 auch der Euro-Zone. Gerne wird das kleine Land als Musterschüler Europas bezeichnet. Im Jahr 2018 feiert die Republik Estland ihren 100. Geburtstag.

Text: Dr. Kadri-Rutt Hahn
Bilder: Katja Mattsson