Der Stern von Afrika

Als das Herbstsemester 2021 an der Universität Helsinki mit der O-Phase startete, organisierte die Fachschaft der Geografiestudierenden ein Spiel für die Erstis, das auf dem beliebten Brettspiel Afrikan tähti ‚Stern von Afrika‘ basierte. Es wurde in den sozialen Medien ein Bild gepostet, auf dem Studierende als Spielfiguren verkleidet waren, einige als Spielsteine, andere als Räuber. Dieses Bild hat auch eine deutsche Austauschstudentin gesehen. Allerdings hat sie das Bild etwas falsch interpretiert und die Spielsteine als Sklaven und die Räuber als Sklavenhändler gedeutet, und sich verständlicherweise darüber sehr entrüstet. Es folgte ein großes Aufsehen mit Rassismusvorwürfen in den sozialen Medien und auch in der traditionellen Presse, woraufhin sich die Fachschaft, die Studentenschaft und schließlich auch die Universität Helsinki entschuldigt haben.

Was ist denn der Stern von Afrika für ein Spiel? Es ist ein finnisches Brettspiel, das 1951 veröffentlicht wurde und seitdem in 16 Sprachen übersetzt und weltweit über 4 Millionen Mal verkauft wurde. Vermutlich also das beliebteste finnische Brettspiel aller Zeiten. Es besteht aus einem Spielbrett, auf das die Landkarte von Afrika gedruckt ist, aus 6 Spielsteinen, einem Würfel, Spielgeld und 30 Spielmarken. Auf einer der Spielmarken, die vor dem Spielbeginn verdeckt auf dem Afrika-Spielbrett verteilt werden, ist der Diamant Stern von Afrika abgebildet, auf einigen Spielmarken sind Rubine, Smaragde und Topase, einige sind leer und drei Spielmarken haben ein Bild von einem Räuber drauf. Das Ziel des Spiels ist es, den Stern von Afrika zu finden und ihn so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Voran kommt man durch Würfeln oder mit Geld und überall lauert die Gefahr eines Räubers. Das Spiel ist nicht besonders taktisch, eher ein Glücksspiel, von der Komplexität und dem Schwierigkeitsgrad bereits für Kindergartenkinder geeignet.

Aber. Es wird Kolonialismus gespielt. Man kommt von außerhalb Afrikas, startet in Kairo oder Tanger und reist durch den ganzen Kontinent, nimmt alle wertvollen Edelsteine mit und geht wieder nach Hause. Es ist sehr verständlich, dass man, wenn man nicht mit dem Spiel aufgewachsen ist, wie die meisten Finnen, den Spaß an dem kolonialistischen Ressourcenraub nicht nachvollziehen kann und dass man sich mit afrikanischen Wurzeln verletzt fühlt. Und es ist sehr begrüßenswert, dass die Finnen, die halt nichts Böses mit dem Spiel verbinden, die Augen öffnen und sich der Ungerechtigkeit hinter dem Spiel bewusst werden. Ob der Begriff Rassismus der richtige ist, wenn die einzigen Menschen, die im Spiel vorkommen, Räuber mit weißer Hautfarbe sind, ist keine einfache Frage. Der Wirbel um Afrikan tähti hat jedenfalls die Finnen jetzt für Kolonialismus in Afrika sensibilisiert und es bleibt zu hoffen, dass sie beim nächsten Schritt auch auf den immer noch existierenden Kolonialismus in den nördlichen Polargebieten aufmerksam werden und ihn verurteilen. Dass die Finnen die internationalen Bergbaukonzerne nicht im Gebiet der Sámi nach Gold suchen lassen und endlich die ILO-Konvention Nr. 169 ratifizieren.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Stern_von_Afrika_(Brettspiel)

Klassikkopelistä rävähti rasismikohu Helsingin yliopistolla: Fuksit pukeutuivat Afrikan tähti -hahmoiksi, opiskelijajärjestö pyytää anteeksi - Helsinki | HS.fi [https://www.hs.fi/kaupunki/helsinki/art-2000008340488.html]

KHO ei antanut saamelaiskäräjille valituslupaa Sodankylän kullankaivualueesta | Yle Uutiset | yle.fi [https://yle.fi/uutiset/3-12129163]

Bild: Olimar [Afrikan tähti mini.jpg – Wikipedia]