Berufung nach Göttingen und Verbleib in Göttingen
1923 war Kurt Sethe nach Berlin berufen worden. Am 23. Januar 1924 wurde Hermann Kees sein Nachfolger in Göttingen. Zum 1. April des selben Jahres wurde Kees ein persönliches Ordinariat zugesprochen. Gleichzeitig übernahm er das Direktoriat des Seminars für orientalische Philologie und allgemeine Sprachwissenschaft.
Als Kees 1934 einen Ruf nach Leipzig erhielt, trat er in Verhandlungen mit der Göttinger Universität: Der Leipziger Ägyptologe Georg Steindorff war emeritiert, der freigewordene Lehrstuhl in der Folge Kees vom Sächsischen Ministerium für Volksbildung angeboten worden.
Georg Steindorff (1861-1951) (aus: Alfred Grimm,
Rilke und Ägypten, München 1997, S. 31; mit freundlicher
Genehmigung des Autors)
Kees sollte nach den Wünschen des Reichsministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung nicht nur aus fachlichen, sondern auch aus politischen Gründen weiterhin an Göttingen gebunden werden. Die Verhandlung, die Kees mit dem Ministerialrat Johann Daniel Achelis führte, waren aus Göttinger Sicht erfolgreich: Kees stimmte unter bestimmten Voraussetzungen zu, in Göttingen zu bleiben. Es wurde folgende Vereinbarung getroffen:
Im Falle eines Verbleibs von Kees in Göttingen sollte unter anderem das Extraordinariat in ein planmäßiges Ordinariat umgewandelt werden. Das Seminar für orientalische Philologie und allgemeine Sprachwissenschaft sollte zu einem eigenständigen Seminar für Ägyptologie umgewidmet werden. Daran war ein eigener Etat, die Stelle einer wissenschaftlichen Hilfskraft, eine verbesserte Ausstattung und eine Aufstockung der bisherigen Räumlichkeiten geknüpft. Im Raum stand außerdem der Umzug der Hildesheimer ägyptischen Sammlung, also des Pelizaeus-Museums, nach Göttingen. Mit dem Weggang von Achelis verlief dieser Plan jedoch im Sande.
Ausschnitt der Vereinbarungen im Rahmen der Bleibeverhandlungen
© Universitätsarchiv Göttingen, Kur PA Hermann Kees, Blatt 108
Seinen Verbleib in Göttingen stellte Kees in den 40er Jahren als „Wunsch des Herrn Reichsministers” dar, um einer Zentralisierung der Orientalistik im Deutschen Reich allein auf die Studienorte Berlin, Leipzig und München entgegen zu wirken.