Interdisziplinäre Methodenwoche 2011
Ein Rückblick auf Workshops und öffentliche Vorträge an der Universität Göttingen vom 17. bis 20. Oktober 2011
Während der Methodenwoche der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG) wurden gesellschaftswissenschaftliche Themen und Methoden interdisziplinär diskutiert. Durch die komprimierte Form an vier geblockten Tagen in der verbindenden Atmosphäre des Sternwartengeländes gelang es, sowohl Methoden kompakt zu vermitteln als auch Promovierende zu vernetzen. Dabei ging es unter anderem um neueste Methoden der qualitativen und quantitativen Sozialforschung, Umweltrecht und Geschlechterforschung. Neben fachlichen Gesprächen fand ein angeregter Austausch über die Fragen und Probleme der eigenen Promotion zwischen den Promovierenden statt. So mancher steht während der Promotion vor Hindernissen, für die andere oft bereits Lösungen gefunden haben. Durch den Austausch zwischen Promovierenden lässt vieles leichter und schneller lösen.
Teil der Methodenwoche waren zwei öffentliche Veranstaltungen:
Diskussionsrunde des KMU-Netzwerks der GGG in Kooperation mit Alumni Göttingen e.V. „Berufliche Perspektiven und Anforderungen nach der Dissertation“
Zahlt sich eine Promotion für die Karriere aus? Diese und andere Fragestellungen rund um das Thema Berufliche Perspektiven im außeruniversitären Berufsleben widmete sich das KMU-Netzwerk der GGG. Die Veranstaltung mit mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde in Kooperation mit Alumni Göttingen e.V. angeboten. Zu der Diskussionsrunde waren als Gäste Dr. Angela Daalmann, Leiterin der die Stabsstelle für Grundsatzfragen; LandesSportBund Niedersachsen, und Dr. Petra Enß, Assistentin der Geschäftsleitung, Ärzteversorgung Niedersachsen, als Vertreterinnen der Wirtschaft eingeladen. Erweitert wurden die Göttinger Alumni von Prof. Dr. Lutz Kolbe (Professur für Informationsmanagement, Universität Göttingen), der u.a. im IT-Management der Deutschen Bank gearbeitet hat, bevor er sich für eine wissenschaftliche Karriere entschied. Die anfängliche Kurzvorstellung der drei Referentinnen und Referenten war geprägt von persönlichen Erfahrungen aus der Zeit der Promotion und der Berufsfindung außerhalb der Universität. Bei der anschließenden Diskussion kamen insbesondere die Schwierigkeiten zur Sprache, mit dem Dr.-Titel in der Mittelständischen Wirtschaft und auch im Ausland aufzutreten. Trotz der Schwierigkeiten, eine Promotion erfolgreich u.a. auch parallel zum Vollzeitjob voranzubringen und zu beenden, wurde sehr deutlich, dass die Promotion eine Qualifizierungsphase ist, die sich in mehrfacher Hinsicht sowohl während der Promotion durch den Erkenntnisgewinn und die intensive Arbeit am eigenen Thema als auch für den späteren Berufsweg lohnt.
Festvortrag zur Methodik empirischer Sozialforschung
Am Mittwoch Abend hielt Prof. Dr. Andreas Diekmann von der ETH Zürich den Festvortrag mit dem Titel „Methodik empirischer Sozialforschung. Fehlerquellen bei der Erhebung, statistische Artefakte und was wir dagegen tun können“. In anschaulicher Weise machte Andreas Diekmann deutlich, wie Statistik dazu neigt, scheinbare „Wahrheiten“ zu produzieren und wie anspruchsvoll die Aufgabe der Forschenden ist, dem Hang zu leichten Antworten zu widerstehen. Unterhaltsam wies der Referent darauf hin, wie aus oberflächlicher Forschung absurde Ergebnisse herauskommen können. Wenn also Wissenschaft mehr herausfinden soll als „Makroökonomen sind im Durchschnitt größer als Mikroökonomen“, werden präzise Methoden und eine immer wieder durchzuführende Prüfung der Ergebnisse verlangt. Andreas Diekmann setzte sich daher für mehr Transparenz bei der Datenerhebung und Replikation der Daten ein.
Fazit
Die Methodenwoche hat viele hochwertige Gespräche, Lerneffekte und Freude an der wissenschaftlichen Debatte gefördert. Das Konzept, ein Portfolio gesellschaftswissenschaftlicher Methoden in Form von Workshops anzubieten und dies mit Vorträgen sowohl zur Berufseinmündung als auch zu wissenschaftlichen Grundsatzfragen zu kombinieren, bewährt sich gut. Verbesserungen sind dennoch immer sinnvoll, z.B. zur weiteren Vereinheitlichung der Leistungsanforderungen, und werden anhand der Auswertung der Evaluation auch umgesetzt werden.