Johannes Endres / Barabara Wittmann / Gerhard Wolf (Hg.): Ikonologie des Zwischenraums. Der Schleier als Medium und Metapher, Bild und Text. München: Wilhelm Fink 2005. 419 S.
Der Schleier dient in seinen buchstäblich vielfältigen Erscheinungen als Motiv und Metapher des Mediums. Ausgehend von seiner Konjunktur in aktuellen geisteswissenschaftlichen Debatten, werden im vorliegenden Band textile Modelle der Bild- und Textproduktion / -rezeption untersucht, die ästhetische und erkenntnistheoretische Fragestellungen aufs Engste verknüpfen. Der Schleier wird dabei als Dispositiv verstanden, das regelt, was und wie gesehen und gewusst werden kann. In der Metaphorik des Ver- und Enthüllens zeigen sich grundlegende anthropologische Deutungssysteme wie jene von Geheimnis und Offenbarung, Natur und Wahrheit oder Körper und Nacktheit. Als Agent der Vermittlung unterläuft der Schleier jedoch die Logik des Dualismus und stellt Elemente für eine Epistemologie des Dritten zwischen Diaphanie und Opazität in Aussicht. Nicht zuletzt deshalb könnte er sich im Rahmen des Dialogs der Disziplinen als master trope einer Mediengeschichte erwiesen, die weder gemeinsame strukturelle Probleme von Text und Bild noch ihre jeweilige Besonderheit aus den Augen verliert.