Madlin Michehl
Titel der Masterarbeit: Description of selected pathologies on skeletons from the Napoleonic War
Im Frankfurter Stadtbezirk Rödelheim wurden bereits in den späten 1970er Jahren bei Baumaßnahmen Skelette gefunden. In dieser Zeit wurden diese jedoch als „archäologisch nicht relevant“ angesehen und ohne weitere Untersuchung wiederbestattet. Als 2015 weitere Baumaßnahmen im gleichen Areal durchgeführt wurden, war der historische Hintergrund für die Bestattungen inzwischen bekannt und die Baumaßnahmen wurden von einer archäologischen Grabung begleitet. Neben wenigen Einzelbestattungen wurden vor allem Grabgruben mit bis zu 20 Individuen gefunden. Insgesamt konnten 205 Individuen geborgen werden. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass dort 1813 nach einer Typhus Epidemie napoleonische Soldaten notbestattet wurde. In früheren Arbeiten konnte bereits bestätigt werden, dass es sich um fast ausschließlich junge, männliche Individuen handelt.
In meiner Masterarbeit werde ich diese Individuen auf Verletzungen und einige ausgewählte Krankheiten untersuchen. Da es sich bei den Bestatteten vorrangig um Soldaten handelt, sind im Vergleich zur zivilen Bevölkerung viele Hiebverletzungen, vor allem am Schädel, zu erwarten. Außerdem wird angenommen, dass die Soldaten viele Überlastungsbrüche in den Mittelfußknochen und in Schulterbereich sehr starke Muskelansätze aufweisen sollten, da sie ihre schwere Ausrüstung in Rucksäcke bei den täglichen Märschen von meist mehr als 20 km immer selbst tragen mussten. Dies soll überprüft werden.
Außerdem steht die Identifizierung von skelettmanifesten Veränderungen durch Infektionskrankheiten (z.B. Tuberkulose, Osteomyelitis und Brucellose) in meinem Focus, da diese im Gegensatz zu Typhus Läsionen am Skelett verursachen. Bei den Individuen, die unter Verdacht stehen, an einer der oben genannten Infektionskrankheiten erkrankt gewesen zu sein, ist der molekulargenetische Nachweis von DNA-Sequenzen der Krankheitserreger angestrebt.
Aktell tätig als wissenschaftliche Volontärin im Naturkundemuseuem im Ottoneum in Kassel.