Workshop: Prozesse der kollegialen Begutachtung von MC-Fragen (Dr. Holger Markus, Chahira Nouira)
In dem Teilworkshop gingen Chahira Nouira und Dr. Holger Markus zusammen mit den Teilnehmenden der Frage nach, ob eine kollegiale Vorab-Begutachtung („Pre-Review“) von Multiple-Choice-Fragen unabhängig von rechtlichen Anforderungen didaktisch sinnvoll ist und wie diese effizient organisiert werden kann. Die didaktische Sinnhaftigkeit wurde dann auch von allen Beteiligten bestätigt, es ging sehr schnell nur noch um den Modus der Begutachtung.
Als mögliche Herangehensweise wurde zuvorderst das sog. „4-Augen-Prinzip“ genannt, das für Multiple-Choice-Klausuren auch von der Allgemeinen Prüfungsordnung der Universität Göttingen verlangt wird. Dabei erstellt ein*e Autor*in Prüfungsinhalte und lässt diese von einem Fachkollegium überprüfen, das von einer Person bis zum kompletten Team der eigenen Abteilung reichen kann.
Davon abzugrenzen ist die Fragenerstellung als Gemeinschaftsleistung eines an einer Klausur beteiligten Teams, bei der die kritische Diskussion der Inhalte bereits parallel zu deren Generierung erfolgt. Auch hierdurch wird natürlich den rechtlichen Standards Genüge getan.
Die kritische Überprüfung der eigenen, in der Regel mit viel Engagement und Überlegung verfassten Fragen durch eine andere Person kann mitunter ein konfliktbeladener Schritt der Qualitätssicherung sein. Daher haben manche Standorte E-Prüfungs-Plattformen eingeführt, die selbständig einer begutachtenden Person, die von einer koordinierenden Stelle mit dieser Funktion beauftragt wird, Klausurinhalte zur Überprüfung zuweisen, dieses ggf. anmahnen und die Fragen erst für eine Klausur verfügbar machen, wenn die Begutachtung ein positives Votum erbringt, was entsprechend von der Plattform dokumentiert wird. Durch die „Digitalisierung“ dieses Prozesses lässt sich auch ermöglichen, dass fragenerstellende und begutachtende Instanz keinen direkten Kontakt haben und sich ggf. gar nicht kennen.
Gerade auch vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen als Prüfungsverantwortliche kamen die Teilnehmenden zu dem Schluss, dass es am effizientesten ist, erst die Inhalte zu erstellen und diese dann zur Überprüfung weiterzugeben, wobei sie im Hinblick auf die Verbesserung der didaktischen Qualität Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen würden, wären da nicht die rechtlichen Vorgaben. Die komplette Erstellung „im Team“ bindet ihrer Ansicht nach zu viele Ressourcen und kommt daher auch nur selten vor. Mit der technischen Formalisierung der Begutachtung durch eine entsprechende Verwaltungs- und Prüfungsplattform hatten die Teilnehmenden keine Erfahrung, fanden die sich daraus ergebenden Möglichkeiten aber vielversprechend für Lehrende, die mit geringen Ressourcen ihre Prüfungen bestreiten müssen und ggf. im direkten Umfeld niemanden haben, dem sie ihre Prüfungsfragen vorlegen können. Ein Projektverbund wie eCULT+ wurde als guter Ausgangspunkt dafür gesehen, einen standortübergreifenden Service für die kollegiale Fachbegutachtung von MC-Fragen zu etablieren, wovon v.a. „kleine“ Fächer profitieren würden.