Wild und Holz als landesherrliche Ressource. Die Ausweitung landesherrlicher Gewalt auf den Wald als naturale Ressource im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und in der Landgrafschaft Hessen-Kassel am Beispiel von Wild- und Holzfrevelprozessen im 16. und 17. Jahrhundert
Für die vorindustrielle Agrargesellschaft war der Wald von existenzieller Bedeutung. Die bis ins hohe Mittelalter für die bäuerliche Bevölkerung weitestgehend freie Nutzung des Waldes wurde bereits seit dem 10. Jahrhundert reglementiert. Durch die sich im 15. und 16. Jahrhundert ausweitenden Gesetzgebungen der territorialen Obrigkeitsstaaten änderten sich zunehmend auch die rechtlich zulässigen Lebensgewohnheiten der Untertanen. In diesem Zusammenhang wurden die bäuerlichen Holz- und Jagdrechte zugunsten der Erweiterung landesherrlicher Rechte unter Strafe gestellt. Ausgehend vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und der angrenzenden Landgrafschaft Hessen-Kassel wird u.a. vor dem Hintergrund des in der Frühen Neuzeit aufkommenden Nachhaltigkeitsgedankens untersucht, aus welchen Gründen die norddeutschen Landesherren ihre Macht im Verlauf der Frühen Neuzeit (16./17. Jahrhundert) auf naturale Ressourcen wie Wild und Holz ausdehnten und mit welchen Mitteln sie diese durchzusetzen versuchten. Anhand von Gerichtsakten zu Holz- und Wildfrevelprozessen sowie normativen Quellen werden Interaktions- und Kommunikationsprozesse auf verschiedene politische, ökonomische, rechtssoziologische, herrschaftliche sowie umwelt- und kriminalhistorische Aspekte untersucht.