Kunstwerk des Monats im August 2017
06. August 2017
Ludwig von Hofmann: Musizierende Frauen
Vorgestellt von: Rudolf Krüger M.A.
Der heute fast vergessene Ludwig von Hofmann (1861-1945) war um 1900 einer der bekanntesten deutschen Maler und Graphiker. Mehr noch als seine Ölbilder trugen ihm seine Illustrationen für die Zeitschriften "Pan" und "Jugend" sowie seine Wandmalereien für das Weimarer Theater und die Jenaer Universität frühen Ruhm ein. Nach dem Ersten Weltkrieg ging seine Popularität immer stärker zurück und erst seit wenigen Jahren erfreut sich seine Kunst, die zwischen Symbolismus, Jugendstil und Neu-Idealismus steht, einer zaghaften Wiederentdeckung.
Zu entdecken gibt es auch ein Pastell, das sich seit 1963 in unserer Kunstsammlung befindet und seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt wurde. Das undatierte Blatt zeigt drei junge, südländisch aussehende Frauen, die musizierend durch eine Landschaft ziehen. Die Halbfiguren sind in antikisierende Gewänder gehüllt, wobei sie aber auch viel von ihrer körperlichen Schönheit preisgeben. Die Monumentalität der drei eng zusammengerückten Figuren und die Feierlichkeit der theaterhaften Szenerie erwecken den Eindruck, als sei die Zeit stehengeblieben.
Es wird deutlich, dass der Künstler nicht seine problembeladene Gegenwart dargestellt hat, sondern eine zeitlose Idylle, in der eine starke Sehnsucht nach Frieden, Harmonie und Schönheit zum Ausdruck kommt. Mit dieser Arkadien-Darstellung verkörpert Hofmanns Kunst die zivilisationskritischen Ausstiegssehnsüchte der Generation um 1900, welche in der sogenannten "Lebensreform" gipfelten. Die Verbindung von Mensch und Natur sowie von Natur und Kunst war ebenso ein typisches Anliegen des Neu-Idealismus, als dessen wichtiger Vertreter Ludwig von Hofmann gilt. Vorbildhaft waren ihm die Kunst der Antike und der italienischen Renaissance, aber auch der französische Symbolismus und die Deutschrömer des 19. Jahrhunderts (Hans von Marees, Anselm Feuerbach).Seinen bevorzugten Motiven (tanzende und musizierende Frauen, badende und reitende Jünglinge) blieb Hofmann über Jahrzehnte treu, ebenso seiner flächigen und buntfarbigen Malweise. Mit den weichen, farbigen Pastell-Kreiden konnte er ähnlich malerische Wirkungen erzielen wie in der Ölmalerei, daher war das Pastell seine bevorzugte Technik auf Papier. Die zahlreichen und niemals datierten Blätter sind bis heute durch kein Werkverzeichnis erschlossen.