Kunstwerk des Monats im März 2017
05. März 2017
"Sie sehen, die Passion steht in voller Blüthe" - Karl Ewald Hasse und Ernst Ehlers als Sammler und Stifter der Universitätskunstsammlung
Vorgestellt von: Dr. Christine Hübner
Die Geschichte der Italienischen Gemälde der Kunstsammlung der Universität, die ab dem 2. April in einer Bestandsschau präsentiert werden, ist auch eine Geschichte privater Sammelleidenschaft und akademischen Selbstverständnisses. Es waren durchwegs Professoren der Universität Göttingen, die als großzügige Stifter auftraten. Zu den leidenschaftlichsten Sammlern zählten der Pathologe Karl Ewald Hasse (1810-1902) und dessen Schwiegersohn, der Zoologe Ernst Ehlers (1835-1925).
Die Gemälde, die 1902 aus der Sammlung Hasses und 1952 durch die Nachfahren Ernst Ehlers in die Kunstsammlung kamen, stellen jedoch nur einen winzigen Bruchteil der einst sich in Familienbesitz befindlichen Kunstschätze dar. Als Schwiegersohn des Leipziger Finanzrats und Kunstsammlers Heinrich Wilhelm Campe hat Hasse 1863 einen Teil einer der bedeutendsten privaten Handzeichnungssammlungen seiner Zeit geerbt. Hasse hat diese Sammlung weiter ausgebaut und nach seinem Tod an seinen Schwiegersohn vererbt, der selbst mit großer Leidenschaft Kunst kaufte und mehrere kunsthistorische Aufsätze verfasste. Der bislang unpublizierte Briefwechsel zwischen den beiden in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen gibt einen lebhaften Einblick in die gemeinsame Passion. Dabei standen beide in engem Austausch, nicht nur mit den Göttinger Kunsthistorikern, sondern unter anderem auch mit Wilhelm von Bode, dem Generaldirektor der Königlichen Museen in Berlin.
Ein besonderes Beispiel für diese Sammelleidenschaft stellt das Gemäldefragment "Lot und seine Töchter" dar, welches Ernst Ehlers 1886 erworben hat. Allerdings hatte dieser das Gemälde nicht unter der heutigen biblischen Ikonographie, sondern als Darstellung einer halbnackten Frau gekauft. Doch dann griff der Zoologe zu Schwamm und Wasser und machte eine Entdeckung, die nicht nur ihn und seinen Schwiegervater, sondern auch Kunsthistoriker in Berlin und Antwerpen beschäftigen sollte.