Ab dem 18. Jahrhundert begann für die orientalistischen Studien in Deutschland auf der Grundlage kosmopolitischer Ideen eine neue Zeit, die bis Ende des 19. Jahrhunderts jedoch hauptsächlich auf Studien in Deutschland selbst beschränkt blieb. Dann wurde allmählich deutlich, dass deutsche Wissenschaftler sich nicht nur wissenschaftlichen Arbeiten vom rein theoretischen Standpunkte widmen konnten, sondern sich auch intensiv mit praktischen Arbeiten in den Ursprungsländern engagieren mussten, d.h. eigene Expeditionen in den Orient durchführen und dort Objekte der Forschung erwerben und als Forschungsgegenstand benutzen sollten. Es wurden erst eine Reihe Komitees für die jeweiligen Vorhaben gegründet, und mit der Unterstützung dieser Komitees wurden die Forschungsreisen vorbereitet und durchgeführt. Gut organisierte und ausgebildete Expeditionsteams haben erst in Indien und später in Zentralasien sensationelle Resultate erbracht.
Unter den Komitees gab es auch das „Lokalkomitee zu Erforschung Zentralasiens“, das aber häufig auch „Turfan-Komitee“ genannt wurde, bei dem einer Reihe sehr erfolgreicher Wissenschaftler tätig war. Durch die Arbeit dieses Komitees konnten die vier Turfan-Expeditionen und eine Reihe weiterer Forschungsreisen erfolgreich durchgeführt und die Forschungsergebnisse dieser Expeditionsreisen weltweit bekannt gemacht werden.
Die wissenschaftliche Welt beschäftigt sich seit über einhundert Jahren mit den wertvollen archäologischen Funden und Handschriften, die die Expeditionen des Turfan-Komitees zeitigten und wird immer noch durch neue Erkenntnisse überrascht, aber trotz dieses Erfolges ist das Turfan-Komitee in der wissenschaftlichen Welt relativ unbekannt, und der Name wird nur selten in der Literatur erwähnt.
In dem Vortrag von Dr. Ablet Semet wird das erste Mal versucht, nach den später (2003) wieder aufgefundenen Akten des Komitees und weiteren zeitgenössischen Quellen einen Überblick über die Entstehung, Entwicklung, wichtige Vorhaben, den Fond des Komitees und bedeutende Mitglieder des Komitees zu geben. Auch wird die Auflösung des Turfan-Komitees diskutiert werden.



Dienstag, den 20. Juni 2017, 18:00 bis 20:00 Uhr


Verfügungsgebäude, Raum 1.104
Platz der Göttinger Sieben 7
D-37073 Göttingen