Antike Siedlungstopographie und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Ausgewählte Beispiele aus Sizilien
In aktuellen archäologischen Forschungsdiskussionen werden verstärkt die Interaktionen zwischen indigenen Bevölkerungen und den sogenannten griechischen Kolonisatoren im gesamten Mittelmeerraum untersucht. In dieser Hinsicht sind elaborierte Konzepte entstanden, die den Charakter von Austauschprozessen und Koexistenz betrachten. Ein Aspekt, der dabei jedoch oftmals außer Acht gelassen wird, ist die Bedeutung von Umwelteinflüssen und den Landschaften, in denen diese Prozesse abliefen. In der Antike wie auch in späteren Zeiten ist von einem Modell kultureller Landschaften auszugehen, die durch das Zusammenspiel von ökologischen und sozioökonomischen Faktoren entstehen. Es ist daher notwendig, die sich dynamisch wandelnden Landschaftssysteme zu erforschen, die einerseits durch kulturelle und sozioökonomische Aushandlungsprozesse entstanden sind. Es ist andererseits aber auch aufzuzeigen, wie sie historische Entwicklungen mitbestimmten, indem sie gewisse Handlungsperspektiven eröffneten und andere Entwicklungspfade versperrten. In einem weiteren Schritt soll nach Tendenzen der Nachhaltigkeit, also dem Bestreben die geschaffenen kulturellen Landschaften zu erhalten und zu verstetigen, gefragt werden: Hatten die antiken Siedler ein Verständnis von der Instabilität von Naturräumen und Landschaften? Haben sie Maßnahmen ergriffen, die zur Bewahrung ihrer Lebensräume beitrugen? Das Dissertationsprojekt wird zu diesen Fragestellungen unter Einbezug naturwissenschaftlicher beziehungsweise archäometrischer Untersuchungsmethoden eine Fallstudie im Rahmen der archäologischen Projekte des Göttinger Instituts im Raum Agrigent und Kamarina erstellen.