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Press release: NS-Beutebücher an Eigentümer zurückgegeben

Nr. 139/2013 - 23.07.2013

SUB Göttingen händigt 167 Bücher an SPD-Ortsverein Verden aus

(pug) Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) hat dem SPD-Ortsverein Verden 167 Bücher übergeben, die während der Zeit des Nationalsozialismus in den Bestand der Bibliothek aufgenommen worden waren: Die Bücher, die den Besitzstempel der „Arbeiter-Zentralbibliothek Verden“ tragen, waren 1935 vom Bürgermeisteramt Verden als „Geschenk“ an die Göttinger Bibliothek geschickt worden. Die nun an den Rechtsnachfolger der Arbeiter-Zentralbibliothek Verden zurückgegebenen Bücher hatte die SUB im Rahmen eines Projekts zur Ermittlung von NS-Raubgut in ihren Beständen entdeckt.

Mit dem Verbot und der Auflösung sozialdemokratischer und kommunistischer Organisationen im Mai 1933 beschlagnahmten die Nationalsozialisten deren Eigentum. In Verden hatte die Ortspolizeibehörde insgesamt 451 Bücher der Arbeiter-Zentralbibliothek eingezogen, von denen gut ein Drittel nach Göttingen gesandt wurde. Bei den nun zurückgegebenen 167 Bänden handelt es sich überwiegend um zeitgenössische Gebrauchsliteratur oder Kleinschrifttum aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, das zur Bildung und Unterhaltung der Arbeiter diente. Neben Fachliteratur wie dem „Handbuch für Betriebsvertretungen und Betriebsvertrauensleute“ des Verbands der Fabrikarbeiter Deutschlands reicht das Spektrum von populären historischen Titeln wie einer Biographie Napoleons von Alexandre Dumas über schöne Literatur wie „Mozart auf der Reise nach Prag“ von Eduard Mörike bis hin zu unter den Nationalsozialisten verbotener Literatur wie „Russland: politische Betrachtungen“ von Maxim Gorki.

„Wir freuen uns sehr, dass diese Bücher wieder nach Verden zurückkommen“, sagte Hermann Meyer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Kirchlinteln und Erforscher der Verdener Arbeitergeschichte, bei der Übergabe der Bücher am 19. Juli 2013 in Göttingen. Die Bücher werden nun im Büro des SPD-Kreisvereins Verden in Achim der Öffentlichkeit zugänglich sein. „Es ist uns sehr wichtig, die Bücher heute ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückgeben zu können. Wir freuen uns über die vierte größere Restitution seit 2011“, so der stellvertretende SUB-Direktor Dr. Armin Müller-Dreier.

Zwischen 2009 und 2011 hatte die SUB mit Unterstützung der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein Projekt zur Ermittlung von NS-Raubgut in ihren Beständen durchgeführt, in dessen Rahmen rund 1.100 Bücher als eindeutige oder verdächtige NS-Raubgutfälle ermittelt wurden. Sämtliche dieser Fälle wurden der Internetdatenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverlust „Lost Art“ gemeldet und können zudem im Göttinger Universitätskatalog recherchiert werden. Auch nach dem Abschluss des Projekts setzt die SUB ihre Bemühungen fort, unrechtmäßig erworbene Bücher ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückzuerstatten. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind unter www.sub.uni-goettingen.de/wir-ueber-uns/portrait/geschichte zu finden.

Kontaktadresse:
Dr. Silke Glitsch
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-10673
E-Mail: glitsch@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de