Service Learning Projekt "Fachbezogene Sprachenförderung bei migrationsbedingter Heterogenität"
Die Infoveranstaltung findet am Mittwoch, 23.10.2019 von 16-17 Uhr im Lehrer*innenzimmer, Waldweg 26, Raum 0.103 statt.
Service Learning Project WiSe 2019/2020 Zu den Veranstaltungsterminen
Das Ziel des Service Learning Projektes ist die angehenden Lehrkräfte in den Bereichen Sprachenförderung und Sprachsensiblen Fachunterricht zu qualifizieren. In mehreren Phasen (Auftakt-, Begleitung-, Praxis- und Reflexionsphase) erhalten Sie die Möglichkeit, sprachfördernde Kompetenzen zu erwerben und eigene Förderideen auszuprobieren.
Im Rahmen des fachlichen Vorbereitungsworkshops, dessen Ziel die Planung und anschließende Durchführung von mehrsprachigkeitsförderndem Deutschunterricht und Sprachsensiblem Fachunterricht ist, lernen sie die entsprechenden Konzepte (Sprachsensibler Fachunterricht, Fachsensibler Sprachunterricht) kennen und reflektieren die sprachlichen Anforderungen des Förder- und Fachunterrichts. Darüber hinaus erfahren Sie mehr über die Beschulung neuzugewanderter Schülerinnen und Schüler und lernen die verschiedenen Ebenen des Sprachgebrauchs zu bedienen und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern das sprachliche Register über die Handlungssprache um die Bildungssprache zu erweitern.
Im Laufe der Praxisphase werden Sie insbesondere beim Gestalten des eigenen Unterrichtsmaterials, bei der Planung sprachsensibler Unterrichts- und Fördereinheiten unterstützt. Da die Mehrheit der geplanten Fördermaßnahmen einen individuellen Charakter hat, können Sie im Rahmen der Begleitveranstaltung die vorbereiteten Unterrichtsmaterialien, Lesestrategien und -techniken oder angedachte Scaffoldings für die Hausaufgabenbetreuung konsultieren und optimieren.
Der Abschlussworkshop dient einerseits der Evaluation des gesamten Projektes, andererseits der Reflexion von konkreten Sprachförderkonzepten und -ideen.
Das Service Learning Projekt, gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), wurde im Wintersemester 2019/2020 abgeschlossen. Insgesamt wurden im Projekt neun Projektphasen durchgeführt und betreut, an dem Projekt hat mittlerweile mehr als 400 StudentInnen teilgenommen. Dabei wurden sukzessive bildungspolitisch relevante Themen angeboten und mit der Praxis verzahnt. Das Zentralthema „Migrationsbedingte Heterogenität“ wurde dabei aus mehreren Perspektiven: inklusionspädagogischen, schulpsychologischen und sprachdidaktischen, behandelt. Der neunte Durchgang der Qualifizierungsmaßnahme orientierte sich vor allem auf die fachbezogene Sprachenförderung in mehrsprachigen Lernumgebungen.
Im Rahmen des Praxismoduls der Interkulturellen Germanistik wurden eine Auftaktveranstaltung, ein vorbereitender Workshop und in der Praxisphase zwei Begleitveranstaltungen sowie ein Reflexionsworkshop angeboten.
In Anfangsphase des Projektes wurden im Rahmen der praxisvorbereitenden Austauschgespräche mit Lehrkräften der vier kooperierenden Schulen konkrete Hospitationstage, Förderthemen sowie der Betreuungsumfang abgestimmt. Dabei wurde die verlaufene Periode des Service Learning Projektes reflektiert und ggf. in Hinblick auf das kommende Semester optimiert. Zu den Kooperationsschulen gehörten:
• Bonifatius Schule II (Oberschule)
• Felix-Klein-Gymnasium (FKG)
• Hainberg-Gymnasium (HG)
• Otto-Hahn-Gymnasium (OHG)
Die fachliche Vorbereitung auf dem Themengebiet sprachliche Heterogenität erfolgte im Rahmen eines eintägigen Workshops, dessen Ziel die Planung und Durchführung von mehrsprachigkeitsförderndem Deutschunterricht und Sprachsensiblem Fachunterricht war. Die Praxisphase wurde durch zwei weitere fachliche Begleitungsveranstaltungen unterstützt, um die schulischen Praxiserfahrungen zu reflektieren und bisher gewonnene Erkenntnisse in Bezug auf die Workshopinhalte zu vertiefen. Im Rahmen des Abschlussworkshops wurde die Entwicklung und Anwendung von Sprachförderkonzepten diskutiert und die Prüfungsleistungen geklärt. Das Projekt verfolgte das Ziel, sprachdidaktische und fachbezogene Inhalte nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis zu erfahren und zu erproben.
Inhalt
- Sprachsensibler Fachunterricht im Rahmen des Regelunterrichts
- Deutsch als Zweitsprache im Sprachförderunterricht
- Wortschatzarbeit mit dem jeweiligen Fachbezug
- Förderung der Lesestrategien in Sachtexten
- Entwicklung der Lernfördermethoden in Kleingruppen im Fachunterricht
Übersicht
Ansatzbereiche
- Hospitation in den ersten zwei Wochen
- Unterstützung der Lehrkräfte in Sprachförderstunden u./o. Regelklassen während des Unterrichts im Hinblick auf unterschiedliche Rahmenbedingungen und Lernvoraussetzungen
- Individuelle Sprachenförderung in Kleingruppen oder durch Einzelbetreuung
- Erstellung und Auswahl von Unterrichtsmaterial / Spielen o.ä.
- Selbstständiges Gestalten und Erprobung von eigens erstellten Unterrichtsentwürfen zum Sprachsensiblen Fachunterricht bzw. Fachsensiblen Sprachunterricht in einzelnen Unterrichts- und Übungssequenzen bzw. Lerneinheiten (Konzeption und Durchführung von Deutschunterricht in Absprache mit der Lehrkraft)
- Hausaufgabenhilfe
Der Lernzuwachs wurde insbesondere gefördert durch
- Direkten Umgang in alltäglicher realistischer Unterrichtssituation
- Die Arbeit mit den Jugendlichen, die verdeutlicht, wie viel Hilfe benötigt wird und wo Probleme liegen
- Vorbereitung und Durchführung individueller Stunden für eine/n Schüler/in
- Vermittlung von Wortschatz, Erklärung von schweren Texten
- Praxis der Sprachvermittlung für SchülerInnen aus anderen Herkunftsländern
- Besseres Verstehen der Lage von SchülerInnen mit Flucht- und Migrationshintergrund
- Eigenes, selbstständiges Unterrichten und „der Sprung ins kalte Wasser“
- Vorbereitung des Unterrichts, Erstellen von individuellen Fördermaterialien
- Austausch und Reflexion mit Studierenden und den Lehrkräften
- Feedback der Lehrpersonen zu eigenen Unterrichtseinheiten
- Entwicklung eines Bewusstseins, wie relevant Sprachsensibilität im Fachunterricht ist, v.a. fachsprachliche Texte, die entsprechend sprachsensibel vermittelt werden müssen
Zitate
- "Aufgrund meines Berufsziels als Lehrerin zu arbeiten, habe ich das Praktikum am Otto-Hahn-Gymnasium als gute Möglichkeit gesehen, um die Schwierigkeiten und Herausforderungen meines zukünftigen Berufs zu erkunden. Aufgrund der besuchten Seminare im Rahmen des Zertifikats für Interkulturalität und Mehrsprachigkeit (ZIMD) habe ich viele Theorien und Inhalte aus der Forschung kennengelernt. Diese habe ich während meines Praktikums häufig herangezogen, um Theorie und Praxis zu vergleichen.“
- "Ich konnte im Unterricht einige theoretische Aspekte des sprachsensiblen Unterrichts problemlos umsetzen. Anstatt z.B. unverstandene Inhalte zu thematisieren, habe ich die Schüler und Schülerinnen gefragt, welchen Teil der Aufgabe sie verstanden haben. So konnte ich gemeinsam mit den Lernenden auf die Problemstellen in der Bewältigung der Aufgaben stoßen.“
- "Das Einfügen der Hinweiskästchen sowie die Verknüpfung verschiedener Darstellungsebenen im Sinne einer sprachsensiblen Didaktik haben vor allem den sprachschwachen Lernenden geholfen, ohne ihnen z.B. durch eine Vereinfachung der Aufgaben Chancen auf Lernerfolg zu nehmen.“
- "Für die Schüler und Schülerinnen, die auf dem Sprachlevel A1 gearbeitet haben, haben sich die Bildchen und der Anschrieb der Lösung an die Tafel als hilfreich erwiesen. Sie haben versucht, Teile in den Wörtern zu erkennen oder sich aus den Fremdsprachen herzuleiten. Dies hat mich positiv überrascht, da ich mit so einer starken Vernetzung der deutschen Sprache mit den restlichen Sprachen aus ihren Sprachrepertoires nicht gerechnet habe. An diversen Stellen waren bei einer Schülerin Rückgriffe auf zuvor erworbene Lernstrategien zu erkennen.“
- "Es ist mir nicht leicht gefallen, Aufgaben zu entwerfen, die allen Sprachniveaus gerecht werden. Ich hätte mir gewünscht, in meinen Hospitationen bereits Unterrichtssequenzen beobachten zu können, die klare Lernziele verfolgen und eine aufeinander aufbauende Struktur in den Aufgaben verzeichnen. Es war jedoch meist ein abwechslungsreicher und spielerischer Einstieg, der dann in der Arbeitsplanarbeit gemündet hat.“
- "Das Praktikum hat mir große Freude bereitet. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln und über meine eigenen Sorgen und Schwierigkeiten hinauswachsen.“
- "Ich würde jedem Studenten und vor allem auch Lehramtsstudenten, die dieses Zertifikat anstreben, empfehlen dieses Praktikum zu absolvieren, da es einen erheblichen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gibt und gerade Lehramtsstudenten jegliche Form von Praxis positiv für die Zukunft an einer Schule zukommen kann.“