Sterbliche Götter
Raffael und Dürer in der Kunst der deutschen Romantik
19. April - 27. September 2015, Kunstsammlung der Universität Göttingen Ausstellungskonzept und Leitung: Prof. Dr. Michael Thimann und Christine Hübner, Dipl. Kulturwirtin
Die Ausstellung
Zu einer tragenden Idee der deutschen Romantik gehört die von der Freundschaft der Renaissance-Künstler Raffaello Sanzio (1483-1520) und Albrecht Dürer (1471-1528). Oftmals wurden die beiden Künstler zusammen und sogar "Hand in Hand" dargestellt, obwohl sie sich im Leben nie begegnet sind. Es war aber eine äußerst produktive Vorstellung von Dichtern und Malern der Romantik, dass Raffael und Dürer als geistesverwandte Ausnahmekünstler des Nordens und des Südens hätten befreundet sein können. Raffael und Dürer als die beiden Musterkünstler Italiens und Deutschlands sollten wiederum in der Gegenwart künstlerisch, moralisch und biographisch nachgeahmt werden. Die Ausstellung legt in einer Auswahl von ca. 120 Objekten dar, wie sich der Raffael-Kult um 1800 herausgebildet hat, dem als patriotisches Gegenbild die Dürer-Verehrung zur Seite gestellt wurde. Die künstlerische Vereinigung der Leistungen beider Maler, die Verschmelzung von Charakter und Ideal, von Nord und Süd, von "Italia und Germania" wurde zu einem Hauptanliegen der Romantik. Im Zentrum der Ausstellung stehen die beiden Bildserien zum Leben Raffaels von den Gebrüdern Franz und Johannes Riepenhausen, jener Göttinger Maler, die von Goethe zunächst hochgeschätzt waren, sich ab 1805 in Rom aber ganz der Romantik verschrieben haben. Um diesen auf die Göttinger Frühromantik um Wilhelm Heinrich Wackenroder, Ludwig Tieck und Carl Friedrich von Rumohr bezogenen Kern entsteht ein Bildessay, der vor allem Zeichnungen und Druckgraphik, aber auch Gemälde, Skulpturen und Medaillen, darunter kostbare Leihgaben aus öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz, umfasst. Bücher illustrieren zudem die literarische Rezeption und die frühe kunsthistorische Erforschung von Raffael und Dürer. Ein Augenmerk liegt auf den Konzeptionen der Kindheit der Künstler sowie auf ihrem Tod. Deshalb werden unter den Exponaten seltene Reliquien des säkularen Künstlerkultes, der bis zur Öffnung von Raffaels Grab im römischen Pantheon 1833 reichte, erstmals im Zusammenhang gezeigt.
Das Projekt
Das Ausstellungsprojekt versucht die Rekonstruktion einer zentralen Idee in der Kunsttheorie der deutschen Romantik, die Licht auf die Entstehung von Hauptwerken der Epoche wie Friedrich Overbecks berühmtes Gemälde Italia und Germania (München, Neue Pinakothek) wirft.
Der Katalog Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog mit Aufsätzen von Ernst Osterkamp, Robert Williams, Christian Scholl, Michael Thimann und Christine Hübner. Michael Imhof Verlag, 24 x 30, 400 Seiten, 273 Farbabbildungen, Broschur; ISBN 978-3-7319-0198-3
Fotos der Ausstellung