Colloquium sommer term 2015
Ostasien und die Macht heiliger Klänge
Eine Ringvorlesung des Centre for Modern East Asian Studies (CeMEAS) und des Musikwissenschaftlichen Seminars in Kooperation mit dem Zentrum für Theorie und Methodik der Kulturwissenschaften (ZTMK) der Georg-August-Universität Göttingen
Koordinatorinnen:
Prof. Dr. Katja Triplett (Ostasiatisches Seminar, CeMEAS)
Prof. Dr. Birgit Abels (Musikwissenschaftliches Seminar, ZTMK)
28.4.2015
Prof. Steven Nelson (Hôsei, Tokyo, Japan)
Musikwissenschaftler, Professor für japanische Literatur und Musikgeschichte
Music and Liturgy in Japanese Esoteric Buddhism: Mandala in Sound
5.5.2015
Prof. Dr. Lars-Christian Koch (Köln)
Musikethnologe, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Köln
Buddhistische Musik in Korea: Sutra-Rezitation und die musikalische Umsetzung ritueller Texte im Gesamtkomplex eines Ritus
12.5.2015
Prof. Dr. Toru Takenaka (Osaka)
Osaka University, Professor für Ideengeschichte
Suzuki spielt Cello: Wie hat westliche Musik den Habitus der Japaner beeinflusst?
19.5.2015
Prof. Dr. Keith Howard (London)
Musikethnologe, Professor für Musikwissenschaft an der School of Oriental and African Studies der Universität London
Soul Music in Seoul: Korean Shaman Music, in Rituals and on Stages
26.5.2015
Prof. Dr. Andreas Waczkat (Göttingen)
Historische Musikwissenschaft
Begeistert vom Nô-Theater: Benjamin Brittens Parable for Church Performance "Curlew River" (1964) nach Juro Motomasas "Sumidagawa"
2.6.2015
Prof. Dr. Barbara Mittler (Heidelberg)
Sinologin, Institut für Sinologie der Univ. Heidelberg
Von Yao bis Mao: China und die Macht der Musik
9.6.2015
PD Dr. Marion Mähder (Köln)
Musikethnologin und Sinologin
Li Xiangting meets Chou Wen-Chung: Frictions in traditional and contemporary Chinese music
16.6.2015
Prof. Dr. Ingrid Fritsch (Köln)
Musikethnologin und Japanologin
Werden und Vergehen: zum Klangideal traditioneller japanischer Musik
23.06.2015
Prof. Dr. Katja Triplett (Göttingen)
Religionswissenschaft mit Schwerpunkt Religionen Ostasiens, Ostasiatisches Seminar der Univ. Göttingen & Yoshiro Shimizu MA (Köln), Musikwissenschaftliches Institut der Universität Köln
1200 Jahre musikalische Eleganz: Gagaku in Japan und anderswo
30.6.2015
Prof. Adelheid Herrmann-Pfandt (Marburg)
Tibetologin/Indologin und Religionswissenschaftlerin, Fachgebiet Religionswissenschaft der Univ. Marburg
Schädeltrommeln und Knochentrompeten: Musik in den tibetisch-buddhistischen Klöstern
Von buddhistischen Gesängen in Tibet über die Pekingoper zum japanischen Nô-Theater: Die Vorlesungen erörtern die vielfältigen und bisweilen subtilen Zusammenhänge von Machtverhandlung und den darstellenden Künsten in religiösen Ritualen und Zeremonien. Der Fokus liegt dabei auf der Sinn und Gemeinschaft stiftenden Bedeutung von Musik und Ritual. Alle Musiktraditionen Chinas, Koreas, Japans und Vietnams haben Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Instrumente, Musiktheorie, Ästhetik und Aufführungspraktiken. Die dennoch sehr unterschiedlichen musikalischen Formen sprechen für einen kultur- und religionsspezifischen Umgang mit Klang, in den die Ringvorlesung einführen wird. So werden die Besonderheiten von Musik und Liturgie innerhalb des japanischen Buddhismus von dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Steven Nelson (Tokyo) vorgestellt werden, während PD Dr. Ingrid Fritsch (Köln) über die ästhetischen Ideale traditioneller japanischer Musik spricht. Prof. Dr. Lars-Christian Koch (Köln) wird sich dem koreanischen Buddhismus und der Verbindung von Musik und ritueller Texte zuwenden und am Beispiel des chinesischen Komponisten Chou Wen-Chung wird PD Dr. Marion Mäder (Köln) erkunden, wie und zu welchem Zweck außermusikalische Geräusche durch Musik innerhalb der chinesischen Musiktradition wiedergegeben werden können. Den kreativen Austausch und die fruchtbare Wechselwirkung zwischen Japan und der westlichen Welt für die Musiklandschaft besprechen Prof. Dr. Toru Takenaka (Osaka) und der Göttinger Musikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Waczkat an ausgewählten Beispielen aus beiden Kulturen. Dazu werden Prof. Dr. Katja Triplett (Göttingen) und Yoshiro Shimizu MA (Köln) sich der traditionellen japanischen Musikart Gagaku im nationalen und internationalen Kontext zuwenden.
Der Klang stellt auch ein ganz eigenes Medium für die Anrufung von Gottheiten, meditative Schau oder schamanische Besessenheit dar, was der Musikethnologe Prof. Dr. Keith Howard (London) am Beispiel koreanischer Musik verdeutlichen wird. Gleichzeitig ist die Tradierung religiöser Musik immer auch Teil der Verhandlung von Macht, Status und Wissen, und als solche hochpolitisch. Dieser Verbindung von Macht und Musik wird die mehrfach für ihre wissenschaftliche Leistung ausgezeichnete Prof. Dr. Barbara Mittler in ihrem Vortrag für den chinesischen Kulturraum nachgehen. Prof. Dr. Adelheid Herrmann-Pfandt (Marburg) wird in besonderer Weise auf die Bedeutung von Musik in tibetisch-buddhistischen Klöstern eingehen und somit auf die politischen Verwendungsmöglichkeiten von Musik in Tibet hinweisen: Beispielsweise hat die traditionelle tibetische Musik seit der Besetzung Tibets die politische Funktion hinzugewonnen, das nationale Identitätsbewusstsein der Tibeter zu stärken und die kulturelle Eigenständigkeit gegenüber der chinesischen Besatzung zu demonstrieren. Zudem setzt das Tibetan Institute of Performing Arts der Exiltibeter bewusst Konzerttourneen tibetischer Musik wie der Volksoper Lhamo zur Befreiung Tibets ein.
Das Thema der Ringvorlesung wird damit aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven beleuchtet. Politikwissenschaftliche Fragestellungen werden ebenso berücksichtigt wie religions- und musikwissenschaftliche Ansätze. Ein besonderer Fokus liegt auf der Beschäftigung mit konkreten Klangbeispielen und der Präsentation von Musikinstrumenten der Göttinger Musikinstrumentensammlung, die von international hierfür ausgewiesenen WissenschaftlerInnen in Einzelvorträgen vorgestellt werden.
Die Vortragsreihe hat zum Ziel, Musik als bislang wenig beachtete Facette kultureller Praktiken Ostasiens in den Mittelpunkt zu stellen, innovative Forschungen zu fördern und neue Forschungsprojekte zu inspirieren. Zusätzlich soll ein breites Publikum auf Ostasienstudien, das Center for Modern East Asian Studies sowie das Musikwissenschaftliche Seminar und seine Musikinstrumentensammlung aufmerksam gemacht und von neuen Klängen fasziniert werden.