Kunstwerk des Monats im Juli 2014
06. Juli 2014
Ruprecht von der Pfalz "Junger Krieger mit Lanze" und die Anfänge der Mezzotinto-Technik
Vorgestellt von: Dr. Anne-Katrin Sors
Prinz Ruprecht von der Pfalz war Sohn des Winterkönigs Friedrich V. und Elisabeth Stuarts - damit gehörte er nicht nur zum Reichsfürstenstand, sondern war auch königlicher Herkunft. Er zählt zur ersten Generation von Schabkünstlern, das heißt zu jenen experimentierfreudigen Laien und Radierdilettanten, die sich in den 1650er Jahren am Hofe des Mainzer Kurfürsten trafen. Eines seiner Mezzotintohauptwerke, der "Jugendliche Krieger mit Lanze und Schild" entstand 1658.
Das Schabkunstblatt - auch als Fahnenträger oder Junger David bezeichnet - entstand nach dem Gemälde des Pietro della Vecchia, das sich heute in Pommersfelden befindet, früher in der Schönbornschen Sammlung in Wien. Zu vermuten ist, dass sich das Gemälde in den 1650er Jahren im Besitz des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn befand und Ruprecht daher bekannt war - allerdings ist nicht nachzuweisen, wo genau sich das Werk zur damaligen Zeit befand. Ruprecht veränderte seine Vorlage und damit auch entscheidend den Inhalt: Während das früher Giorgione zugeschriebene Gemälde einen jungen Mann in Kettenhemd mit Schwert und Lanzenschaft zeigt, eine wenig standesgemäße, für die Zeit zusammengesucht wirkende militärische Bekleidung, die wohl einen jungen Soldaten niederen Standes bezeichnet, trägt der geschabte junge Mann ein weißes Hemd. Zusammen mit dem Federhut lässt die Darstellung so eher an eine Saujagd mit Schwert und Spieß, ein zeittypisches Vergnügen junger Adliger, denken. Aus dem vermutlichen Typenbild des jungen Soldaten mit erbeuteten Attributen des Federhuts und des Kettenhemds, wurde ein als Porträt zu verstehendes Bild. Der Bildtypus des halbfigurigen Bildnisses einer Person, die mit bezeichnenden Attributen einen Stand oder Beruf charakterisiert, ist aus oberitalienischer Malerei des mittleren 16. Jahrhunderts bekannt. Datiert ist das Blatt auf dem sichtbaren Teil des Schildes, das der jugendliche Krieger mit seiner rechten Hand festhält: [1]658 Rup: P.Fec[it]. In der rechten oberen Ecke sehr schwierig zu entziffern Giorio Pin[xit], was sich auf die frühere Zuschreibung des Vorlagengemäldes an Giorgione bezieht.
Dieses Kunstwerk des Monats bildet den Auftakt zu einer Reihe, die sich mit Werken aus der Ausstellung "Die Englische Manier - Mezzotinto als Medium druckgrafischer Reproduktion und Innovation" beschäftigt.