Wissenschaftskarrieren und Geschlecht. Fallstudien zu Frankreich - Deutschland - Österreich
Im Projekt „Wissenschaftskarrieren und Geschlecht. Fallstudien zu Frankreich - Deutschland - Österreich“ wird untersucht, wie sich die Konstitution von Wissenschaftskarrieren und Geschlecht durch die Umstellung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf unternehmerische Steuerungsformen des New Public Management in Frankreich, Deutschland und Österreich seit 2000 verändert.
Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes ist es, die geschlechterdifferenzierenden Aushandlungs- und Aneignungsprozesse der Einführung von quantitativen Leistungsindikatoren und Kontrollregimen herauszuarbeiten. Das Projekt möchte mithin Aufschluss darüber geben, in welcher Weise sich durch die neuen Governance- und Steuerungsmechanismen (vor allem durch Elemente des Wettbewerbs und Evaluationen) die Karrierebedingungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ab der Postdoc-Phase verändern. Das Forschungsdesign des Projekts geht vom Zusammenspiel von strukturellen beziehungsweise organisationellen Steuerungsvorgaben und deren individueller Aneignung aus, ein Zusammenspiel, in dem neue Geschlechterarrangements ausgehandelt werden.
Im Göttinger Teil des Projektes unter der Leitung von Prof. Ilse Costas werden dabei die Wissenschaftssysteme und Geschlechterarrangements in Frankreich und Deutschland im Vergleich untersucht. Bezogen auf die Umstrukturierungen im Bereich der Forschung in Frankreich von der Forschung auf festen Stellen in Instituten in Richtung auf zeitlich befristete Projektförderung nach deutschem Vorbild und der Reintegration der Forschungsaktivitäten in die Universitäten stellt sich die Frage, ob sich Prozesse des Doing Gender in Forschung und Lehre den stärker männlich geprägten Verhältnissen in der Wissenschaft in Deutschland anpassen. Welche Bedeutung hat dabei das Prinzip der Diskontinuität von Beschäftigung in zeitlicher und örtlicher Hinsicht für die Karriereentwicklung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern? Auf der Ebene der Karrierebedingungen und der Personalstruktur einerseits sowie des akademischen Arbeitsmarktes andererseits soll für den deutschen Fall auch untersucht werden, welche geschlechtsspezifischen Effekte die wettbewerbsverschärfende und differenzierende New Public Management – Maßnahme der Exzellenzinitiative hat, die anderen Ländern wie Österreich und Frankreich als Vorbild dienen?