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Marcel Bubert, M.A.
Vita
- 11/2013-04/2014 Forschungsaufenthalt an der École pratique des Hautes Études in Paris
- 2012-2015 Doktorand im Graduiertenkolleg „Expertenkulturen des 12. bis 18. Jahrhunderts“ der Georg-August-Universität Göttingen
- 2011-2012 Studentische Hilfskraft am Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft der Rheinischen Freidrich-Wilhelms-Universität Bonn
- 2010-2012 Tutor für Bretonisch, Neuirisch und Neukymrisch am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Rheinischen Freidrich-Wilhelms-Universität Bonn
- 2010-2012 Dozent für Neuirisch im „Studienhaus für keltische Sprachen und Kulturen“ (SKSK) in Königswinter
- 2009-2013 Mitglied im Vorstand des „Studienhauses für keltische Sprachen und Kulturen“ (SKSK) in Königswinter
- 2008-2009 Studentische Hilfskraft im Forschungsprojekt “Lexikon irischer Verben und Verbäquivalente” an der Bergischen Universität Wuppertal
- 2007-2011 Studentische Hilfskraft am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- 2005-2012 Studium der Musikwissenschaft, Mittelalterlichen Geschichte und Keltologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Geboren 1985 in Köln
Dissertationsprojekt
Vom Nutzen der Philosophie. Studien zur Universität Paris im 13. und 14. Jahrhundert
Gegenstand meines Dissertationsprojekts ist die Artistenfakultät der Universität Paris von ca. 1300 bis ca. 1400. Für diesen Zeitraum untersuche ich Reflexionen über sozialen Nutzen und Praxisbezug der Philosophie und der artes liberales, wie sie in verschiedenen Quellen der Pariser Artes-Fakultät seit dem späten 13. Jahrhundert begegnen. Dabei gehe ich von der Arbeitshypothese aus, dass derartige Überlegungen in einem grundsätzlichen Spannungsverhältnis zum universitären Paradigma der Philosophie stehen, deren Kommunikationen prinzipiell nicht auf gesellschaftliche Nützlichkeit, sondern auf philosophische Wahrheit ausgerichtet sind. So hatte sich im 13. Jahrhundert in Paris eine "philosophische Identität" herausgebildet, die geradezu durch ihre Praxisferne charakterisiert war und ihr soziales Profil durch eine dezidierte Abgrenzung von solchen Gruppen erhielt, deren Tätigkeit durch Praxisbezug gekennzeichnet war. Wenn dennoch wiederholt Reflexionen über den Nutzen der Philosophie angestellt wurden, so erscheint dies als eine Aufnahme und Verarbeitung von Irritationen, denen der philosophische Kommunikationszusammenhang in seiner Umwelt ausgesetzt war. Solche Irritationen begegnen etwa als Kritik an der Nutzlosigkeit der Philosophie, wie sie von Juristen und Medizinern vorgebracht wurde, oder als Kritik an ihrer (vermeintlichen oder tatsächlichen) Tendenz zur Selbstreferentialität, welche die Theologen artikulierten. Irritiert wurde die Universitätsphilosophie aber ebenfalls durch jene alternativen philosophischen Konzeptionen, die außerhalb der Artes-Fakultät formuliert wurden und sich stets kritisch auf diese bezogen. Dazu zählen etwa die - größtenteils in Paris entstandenen - Entwürfe von Brunetto Latini oder Roger Bacon, deren Primat der praktischen Philosophie in Abgrenzung vom Vorrang der theoretischen Philosophie an der Universität Paris postuliert wurde. Die Verarbeitung solcher kritischen Stimmen manifestiert sich in verschiedenen Schriften der Pariser Artes-Magister, etwa in Kommentaren zu den Werken von Aristoteles, aber ebenfalls in Traktaten zu den traditionellen artes liberales.
Die diskursive Formation, die sich in der Zeit um 1300 in Paris konstituierte, prägt die Geschichte der akademischen Philosophie an den europäischen Universitäten bis in die Gegenwart auf entscheidende Weise. Mein Dissertationsprojekt analysiert die formative Phase dieser Konstellation, indem es nach dem Beginn einer Kritik an 'nutzloser' Buchgelehrsamkeit sowie von Reflexionen über gesellschaftliche Relevanz in der Philosophie der Universität fragt. Methodologische Orientierung bieten dabei die Ansätze der Wissenschaftssoziologie, mit deren Hilfe die wissenschafts- und ideengeschichtlichen Entwicklungen auf ihre sozialen Bedingungen bezogen und auf diese Weise kontextualisiert werden sollen. Ein Ausblick auf die 'Modernität' der Thematik steht am Ende der Arbeit, wobei Kontinuitäten und Veränderungen des Nützlichkeitsdiskurses an der europäischen Universität in den Blick genommen werden.