Kunstwerk des Monats im Juni 2010


06. Juni 2010
"Lithographie, Peter Behrens von Max Liebermann"
Vorgestellt von: Ursula Schmidt

Max Liebermann KdMEin Mann, als Halbfigur dargestellt, nach rechts gedreht nimmt fast den gesamten Bildraum ein. Seine rechte Hand ist in die Hosentasche gesteckt und die linke Hand zieht das Jackett ein Stück von der Weste zurück. Die selbstbewusste Pose, die deklamatorische Geste, der bestimmte, kritische, Gesichtsausdruck und die elegante Kleidung zeugen von einer bedeutenden Persönlichkeit. Die Malweise ist skizzenhaft. Der Oberkörper scheint lediglich mit eine paar Strichen geformt. Der Kopf jedoch, detaillierter ausgeführt, zieht den Blick des Betrachters auf sich, der sich plötzlich im Austausch mit der dargestellten Persönlichkeit wieder findet.
Am kommenden Sonntag wird diese Lithographie Liebermanns als Kunstwerk des Monats Juni vorgestellt. Sie wurde 1911 gefertigt und zeigt das Portrait des berühmten Architekten und Industriedesigners Beter Behrens (*1868-†1940). Die Lithographie wurde für das 1913 erschienende Buch „Peter Behrens“ von Fritz Hoeber als Frontispiz verwendet.
Der Maler und Grafiker Max Liebermann, der 1848 in Berlin als Sohn einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie geboren wurde, zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Er portraitierte viele bedeutende Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Kultur, Politik und Militär. Durch eine persönliche und einfühlsame Charakterisierung erweckt Liebermann in seinen Bildern die Dargestellten Personen zum Leben. Liebermanns Erfolg war hart erkämpft.

Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit wurde er auf Grund seiner ungeschönten, wirklichkeitsnahen „Arme-Leute-Malerei“ als „Apostel des Hässlichen“ verschmäht. Ab den 1890er Jahren wendete er sich den farb- und lichterfüllten, den Impressionisten nachempfundenen Bildern zu und erlangte immer mehr Beachtung und Anerkennung in der Öffentlichkeit. Liebermann beschäftigte sich nicht nur im eigenen Kunstschaffen mit vorwiegend französischen Künstlern, wie zum Beispiel Degas, Manet und Monet, sondern besaß außerdem eine große Sammlung Impressionistischer Kunst. Von großer Bedeutung ist auch die Position Liebermanns als Kunstpolitiker. Seit 1889 ermöglichte er mit seinem Einsatz für die Avantgarde des In- und Auslandes den Anschluss Deutschlands an das internationale Kunstschaffen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der damit erfolgten Degradierung des jüdischen Künstlers, zog sich Liebermann immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Liebermann verstarb am 8. Februar 1935 in seinem Haus am Pariser Platz in Berlin.