Editionsprojekt

Erste kommentierte, kritische Ausgabe des gesamten Briefwechsels zwischen Heinrich Christian Boie und Luise Mejer (1777–1785), gefördert von der Stiftung Niedersachsen


(Initiiert von Prof. Dr. Ernst Hinrichs † und Dr. Andrea Hofmeister, Göttingen.)

Der Briefwechsel zwischen dem Göttinger Hainbunddichter, „Literaturmanager“ und späteren Dithmarscher Landvogt Heinrich Christian Boie und seiner Verlobten, der Hannoveranerin Luise Mejer, aus der Zeit von 1777 bis 1785 gilt als eine der aufschlussreichsten Quellen für die literaturhistorische Epoche zwischen Aufklärung und Empfindsamkeit. Darüber hinaus gewährt er tiefe Einblicke in die Geschlechterverhältnisse des 18. Jahrhunderts, die Funktionsweisen politischer, sozialer und familiärer Netzwerke sowie solche des Literaturbetriebs, die von niedersächsischen, schleswig-holsteinischen und dänischen Geburts- und Funktionseliten gespannt wurden bzw. diese trugen, sowie in die Amtsführung, die Verwaltungs- und Rechtspraxis auf lokalen Ebenen in Norddeutschland. Sichtbar werden die Lebenswelten, Repräsentations- und Kommunikationsformen von Frauen und Männern der adligen und bürgerlichen Eliten, aber auch ihrer Angestellten und Bediensteten, die Umgangs- und Verhaltensregeln der Stände untereinander sowie zahlreiche Details der materiellen Kultur zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Das alles erscheint nicht idealtypisch im Medium zeitgenössischer normativer Fachliteratur, sondern als Schilderung lebendiger Alltagspraxis. Mit der Edition des kompletten Briefwechsels wird der Forschung ein kulturhistorisches und literaturgeschichtliches Dokument ersten Ranges zugänglich gemacht, das die Lebensumstände eines breiten Spektrums der Gesellschaft zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, unmittelbar vor einer Epoche revolutionärer Umbrüche, in zahlreichen Facetten widerspiegelt.

Der überlieferte Briefwechsel umfasst im Original 794 Briefe auf 3716 Seiten in Quart. Die Briefmanuskripte liegen in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
Die Edition wird gefördert aus Mitteln der Stiftung Niedersachsen.