Lichtenberg-Poetikvorlesung 2020: Dietmar Dath
Mit dem Schriftsteller, FAZ-Redakteur und streitbaren marxistischen Intellektuellen Dietmar Dath übernimmt im Januar 2020 einer der wohl produktivsten, facettenreichsten und gedankenschnellsten Autoren der Gegenwartsliteratur die Göttinger Lichtenberg-Poetikdozentur. Das Spektrum seines rastlosen Schaffens reicht von zahlreichen, mit diversen Preisen bedachten Romanen (u.a. Die Abschaffung der Arten) über Dramen und Gedichtbände bis hin zu politischen und kulturtheoretischen Essays und regelmäßig erscheinenden Rezensionen über das Kulturgeschehen der Gegenwart in Film, Literatur und Musik. Allein in diesem Jahr erschienen unter Anderem sowohl sein neuester Science-fiction-Roman Neptunation, eine überbordende Space Opera über eine kosmopolitische Weltraummission zu den letzten Geheimnissen des Weltalls, die – wie immer bei Dath – souverän sämtliche Grenzen zwischen vermeintlichem high und low überschreitet, als auch seine knapp 1000-seitige Niegeschichte, eine umfassende theoretisch-historische Erkundung und Vermessung der „Science Fiction als Kunst- und Denkgeschichte“, die von der stupenden Belesenheit und Gedankenschärfe des Autors zeugt. Die ZEIT erklärte Dath unlängst wohl zurecht zum „einzig relevanten SF-Schriftsteller der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.“
„Gesprochen wird“, so kündigt Dath seine Göttinger Poetikvorlesungen an, „über ein Schreiben, das sehr verschiedene literarische Formen ernstnehmen will, auch solche, denen man die Anerkennung als Literatur noch verweigert. Sie schmiegen sich an Genres, Techniken und Gesten, die nicht zusammenpassen, oder sie sträuben sich dagegen. Man kann mit diesen Formen Geld verdienen oder zahlt drauf. Es ist ein Leben: Man zieht sich von den Menschen zurück, um ihnen beim Schreiben was mitzuteilen. Wer sind diese Menschen für die Texte? Was braucht man dafür, weshalb gelingt so wenig? Selbsterklärungen sind meist Gegendarstellungen. Das verbreitetste Verständnis ist das Missverständnis, wer es ausschließen will, verzichtet auf Publikum. Jeder nächste Text verbessert den vorherigen. Der Preis dafür ist ein Vergessen, an dem man hart arbeiten muss.“
Die beiden Vorlesungen unter dem Titel „Stehsatz“ finden am 29. und 30. Januar 2020 in der Aula am Wilhelmsplatz statt (Beginn: jeweils 20 Uhr, Eintritt frei). Am ersten Abend wird der Literaturwissenschaftler Niels Penke (Dresden/Siegen) eine Laudatio auf den Schriftsteller halten. Am zweiten Abend wird es im Anschluss an die Vorlesung einen Weinempfang geben. Zusätzlich zu diesen Vorlesungen wird der Autor mit Schülerinnen und Schülern sowie mit Studierenden über seine Texte und sein Schreiben sprechen. Die Lichtenberg-Poetikvorlesung wird vom Literarischen Zentrum Göttingen in Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität und mit freundlicher Unterstützung der Georg-August-Universität, Stiftung privaten Rechts, der Stiftung Niedersachsen und vom Wallstein Verlag ausgerichtet.