Archäologische Ausgrabungen und prospektion von kaiserzeitlichen Herrenhöfen bei den Prunkgräbern von Hitzacker-Marwedel

Der Fundplatz Marwedel ist aufgrund der zwei älterkaiserzeitlichen Prunkgräber vom Typ Lübsow von überregionaler Bedeutung. Insgesamt werden diesem Typ bislang etwa zwei Dutzend Bestattungen zugeschrieben, die sich über einen weiten Raum von den dänischen Inseln bis nach Polen verteilen. In Marwedel gelingt es nun erstmals, eine zugehörige Siedlung zu erschließen. Es bietet sich somit die Möglichkeit, die Entstehung und Entwicklung eines oder mehrerer "Herrenhöfe" zu fassen. Innerhalb des mindestens 20 ha großen Siedlungsareals gelang es bislang in Untersuchungen der Freien Universität Berlin über Geomagnetik, Luftbilder und Lesefunde und erste Grabungen mehrere Befund- und Fundkonzentrationen festzustellen.

Die zeitliche Stellung des Fundmaterials entspricht dem chronologischen Rahmen, der durch die Gräber repräsentiert ist, reicht aber offenbar auch noch bis zum Beginn der jüngeren Römischen Kaiserzeit. Insgesamt ist nach dem derzeitigen Stand der Untersuchungen von einer Besiedlungsdauer von 80-100 Jahren auszugehen. In einem dieser Schwerpunkte der Besiedlung konnten bislang 19 Grubenhäuser freigelegt werden. Handwerkliche Tätigkeiten standen in diesem Teil der Siedlung im Vordergrund. Einen besonderen Umfang scheint die Eisenverhüttung eingenommen zu haben.

Von der Ausdehnung, Topographie und dem Nachweis einer intensiven Eisenverhüttung nimmt die Siedlung einen Sonderstellung unter den zeitgleichen umgebenden Fundplätzen ein. Im Rahmen des Forschungsprojektes werden nun die Ausgrabungen intensiviert und großflächige Aufschlüsse vorgenommen.

Lit.:
H.-J. Nüsse, Geomagnetische Prospektion und archäologische Untersuchungen bei den „Fürstengräbern“ von Marwedel, Ldkr. Lüchow-Dannenberg. Praehist. Zeitschr. 82, 2007, 85–113.
H.-J. Nüsse, Alltägliches und Nichtalltägliches bei den "Fürsten von Marwedel". Arch. Niedersachsen 12, 2009, 52-54.