HANS HEINRICH SCHAEDER
Geb.: 31. I. 1896 in Göttingen
Gest.: 13. III. 1957 in Göttingen
Sohn eines Professors für systematische Theologie; eine Semester Studium der klassischen Philologie in Kiel bei W. Jaeger und der mittelalterlichen Geschichte bei F. Kern, der ihn zum Studium des Arabischen anregte; 1914-1918 Kriegsdienst; 1919 in Breslau bei dem Assyriologen B. Meißner Promotion mit einer arabistischen Arbeit; publizistische Tätigkeit in Berlin; unter dem Einfluss Max Webers Rückkehr in den wissenschaftlichen Beruf; 1922 Habilitation; Privatdozent in Breslau, o. Professor in Königsberg 1926, Berlin 1931, Göttingen 1946.
Schaeders immense Begabung erlaubte ihm, sich weitgehend im Selbststudium gründliche Kenntnisse von Sprachen, Literaturen und Geschichte (nicht nur) des Orients, vor allem Irans, anzueignen und für Forschungen besonders auf dem Gebiet der orientalischen Religionsgeschichte nutzbar zu machen. Verschieden Probleme des Manichäismus führte er einer bahnbrechenden Lösung zu (Iranische Beiträge, 1930; Iranica, 1934), und auch alttestamentalische Wissenschaft und Islamkunde verdanken seiner Fähigkeit zur Synthese glänzende Ergebnisse (Esra der Schreiber, 1930; Hasan al-Basri, 1919 bis 1924; Hafiz, 1922, etc.).
Seine literaturwissenschaftlichen Untersuchungen (z.B. Goethes Erlebnis des Ostens, 1938) können hier nur eben gestreift werden. Schaeder, der ganz im europäischen Humanismus wurzelte, dessen tödliche Krise durchlebte und in seiner Person selbst darstellte, blieb auch in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in ihm befangen und dem gegenwärtigen, lebendigen Orient in Unkenntnis und Abneigung fremd.