JOHANN DAVID MICHAELIS
Geb. : 27. II. 1717 in Halle/Saale
Gest. : 22. VIII. 1791 in Göttingen
Sohn des Theologen und Orientalisten Christian Benedikt Michaelis; Unterricht durch Privatgelehrte im väterlichen Hause und in der Schule des Waisenhauses zu Halle; 1733-1739 Studium der Theologie und der orientalischen Sprachen an der dortigen Universität; 1741 Reise nach England und in die Niederlande; in Leiden Treffen mit dem Theologen und Arabisten A. Schultens; 1745 nach Göttingen, dort von 1750 bis zu seinem Tode o. Professor an der philosophischen Fakultät, freilich nicht mit dem Titel eines Professors der orientalischen Sprachen.
Als akademischer Lehrer trug Michaelis wesentlich zur Anziehungskraft der jungen Göttinger Universität für die Jugend des Sturm und Drang bei, denn er verkörperte nicht den Typ des zurückgezogenen, trockenen Fachgelehrten, sondern des wissenschaftlich gebildeten, aber letztlich auf öffentliche Betätigung abzielenden Weltmannes.
Seine wissenschaftlichen Leistungen liegen, wenn nicht überhaupt eher in der Anregung anderer, auf dem Gebiete der alttestamentlichen Textkritik und Sacherklärung. Orientalistik als Wissenschaft von den nichthebräischen Sprachen und Literatur und den „Alterthümern“ des Orients war ihm immer noch ancilla theologiae. Auch die berühmte von ihm angeregte Arabien-Expedition, 1761-1763, hatte er in diesem Sinne verstanden, wie seine Fragen an eine Gesellschaft Gelehrter Männer, die auf Befehl Ihrer Majestät des Königes von Dännemark nach Arabien reisen (1762), zeigen. Das großartige Ergebnis dieser Expedition, das Forskals und Niebuhrs Leistung war, ließ ihn uninteressiert. Seine Selbstsucht verhinderte schließlich die Berufung eines Mannes, der der Arabistik als selbständiger Wissenschaft auf der Höhe der Zeit einen glänzenden Eingang hätte verschaffen können: Johann Jakob Reiske.