Extra muros. Stadt und ihr Ausgreifen auf den Nahbereich im späten Mittelalter. Das Beispiel Lüneburg

Extra muros. Die Stadt und ihr Ausgreifen auf den Nahbereich im späten Mittelalter: Das Beispiel Lüneburg


Im Zentrum des Projekts steht die Frage, wie die spätmittelalterliche Großstadt den an die Mauer angrenzenden Raum erschloss und welche herrschaftliche, wirtschaftliche, soziale und symbolische Bedeutung die der Stadt zuzurechnenden Bauten in der „Stadtgemarkung“ besaßen. Der unmittelbare Übergangsbereich zwischen dem dichtbebautem urbanem Raum und der agarischen Landschaft wird in den Fokus der Forschung gerückt. Auf der methodischen Grundlage neuerer raumsoziologischer und umwelthistorischer Ansätze werden die städtische Raumwirkung und die von der Stadt ausgehende extramurale Bautätigkeit untersucht. Unter Einbezug der vielseitigen Rechnungsüberlieferung der Stadt Lüneburg und ihrer Einrichtungen, also durch die relevanten Akten, Statuten und Urkunden städtischer Provenienz ebenso wie durch die Gegenüberlieferung insb. der fürstlichen Kanzlei wird der Blick auf die diversen politischen und ökonomischen Akteure ermöglicht: Als zentraler Salzexporteur der Hanse im 15. Jahrhundert war Lüneburg eine ökonomisch bedeutende Großstadt mit einem hohen Bedarf nach Rohstoffen, die in außerordentlichem Maß auf ein erschlossenes und sicheres Umland angewiesen war. Der Raum außerhalb der Mauern und damit zugleich seine Infrastruktur wie seine Bauten werden damit sowohl kulturtopographisch untersucht als auch nachfolgend als Ausdruck städtischer Raumwahrnehmung gedeutet und auf ihre symbolische Aussagekraft hin analysiert. Die am Fallbeispiel gewonnenen Ergebnisse werden schließlich in den Kontext der bisherigen Forschung eingefügt mit dem Ziel, der Frage nach der Wechselbeziehung zwischen Stadt und Umland im hohen und späten Mittelalter eine neue Perspektive zu verleihen.

Veröffentlichung zum Projekt: Niels Petersen, Die Stadt vor den Toren, Göttingen 2015