1. Workshop des Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstituts
Das Institut wurde am 13. Januar 2017 in einer Festveranstaltung unter Mitwirkung der deutschen und kolumbianischen Außenminister feierlich eröffnet. Das Institut für Landwirtschaftsrecht hat am 08./09. März 2017 das erste Projekt des Instituts CAPAZ in Villavicencio gemeinsam mit der Universidad Santo Tomas umgesetzt. Gegenstand der Veranstaltung war der „Territoriale Frieden im Departamento del Meta“. Mit dieser Veranstaltung sollte ein neutrales wissenschaftliches Forum geschaffen werden, damit die Konfliktparteien zusammenkommen können und sich durch den persönlichen und rechtlichen Austausch näher kommen. An dieser Veranstaltung nahmen der deutsche Botschafter und der Vorsitzende der Bischofskonferenz in Kolumbien und Erzbischof von Villavicencio teil.
Am 9. März 2017 fand in der Universität Santo Tomás in Villavicencio im Departamento (Region) Meta die Auftaktveranstaltung des ersten Projekts im Rahmen des Instituts CAPAZ statt. Das gemeinsame Projekt der Universität Santo Tomás - Villavicencio und der Universität Göttingen hat die Errichtung von "Consultorios jurídicos para la paz rural" (Rechtsberatungszentren für den ländlichen Frieden) zum Gegenstand. Es wird von Frau Dr. Sonia Cortés, Dekanin der Juristischen Fakultät der Universität Santo Tomás und Prof. Dr. José Martínez, Direktor des Instituts für Landwirtschaftsrecht der Universität Göttingen geleitet.
Die Juristische Fakultät der Universität Santo Tomás bietet kostenlose Rechtsberatung in allgemeinen Rechtsfragen in den entlegenen Regionen des Departamento Meta an. Das Department Meta ist eine der Regionen Kolumbiens, die in besonderem Maße unter dem Bürgerkrieg und der Landvertreibung gelitten hat. Weite Teil des Departments sind kaum zugängliche Regionen begrenzter bzw. nicht existierender Staatlichkeit, in denen ein Großteil der Bevölkerung Opfer von Vertreibung und Gewalt sind. Das Projekt wird von Mitarbeitern und Studenten der Universität Santo Tomás durchgeführt: Sie schließen sich zu (unbewaffneten) sog. Juristische Brigaden zusammen, fahren oder reiten tagelang unter Gewaltandrohung durch bewaffnete Gruppierungen in die Dörfer und bieten den zumeist lese- und schreibunkundigen Menschen kostenlos Rechtsberatung an. Dazu gehört insbesondere die Beantragung der Anerkennung als Opfer, die nur innerhalb einer bestimmten Frist möglich ist. Dadurch leisten diese jungen Menschen einen wesentlichen Beitrag für den Friedensprozess.
Wissenschaftlich ermöglichen diese Zentren einzigartige empirische Erkenntnisse über die Wirkungen des Bürgerkriegs auf den ländlichen Raum und die Bevölkerung, die bislang fast vollständig fehlen. Diese Erkenntnisse fließen sodann in konkrete wissenschaftliche Untersuchungen zu Fragen des Rechts des ländlichen Raums ein.
Das Engagement der Studenten und Mitarbeiter soll durch das Projekt gefördert und die bestehende Rechtsberatung durch Weiterbildung und Unterstützung der Beteiligten auf Rechtsfragen der Landnutzung erweitert werden. Zugleich soll ein Handbuch zur Fortbildung der Mitglieder der ?Juristischen Brigaden? verfasst werden.
Langfristig soll mit Hilfe von Mediationszentren ein kostenfreies Netz an Rechtsberatung entstehen, das den Friedensprozess vorantreibt, indem es der unter der gewaltsamen Vertreibung leidenden Bevölkerung eine aussichtsreiche Perspektive auf Wiedererlangung ihres Landes oder Entschädigungen für erlittene Verluste bietet.
Das Projekt ist breit in der Politik und Gesellschaft verankert, um zugleich durch offen zugängliche Workshops auch ein Forum für Fragen der ländlichen Entwicklung in dieser Region zu bieten. So nahmen an der Auftaktveranstaltung der deutsche Botschafter, Herr Michael Bock, der Erzbischof von Villavicencio, Monseñor Oscar Urbina Ortega, Vertreter der UNO in Meta , des Departaments Meta sowie der Zivilgesellschaft, insbesondere Opferverbände und Vertreter der indigenen Völker teil.
Das Institut CAPAZ ist eine deutsch-kolumbianische Einrichtung, die sich mit zentralen Fragen der Friedensforschung, der historischen Aufarbeitung, der Konfliktprävention sowie der Gestaltung einer Post-Konflikt-Gesellschaft befasst.