Virtueller Austausch für Globales Lernen im Fremdsprachenunterricht
Im Wintersemester 2020/2021 wurde erstmalig ein telekollaboratives Lehrprojekt von der Fachdidaktik Englisch angeboten, in dessen Kontext bis heute mit Institutionen in fünf verschiedenen Ländern (Brasilien, Chile, Israel, Schweden und Türkei) zusammengearbeitet wurde. Das Projekt von Prof. Dr. Carola Surkamp und Fabian Krengel orientiert sich an den Leitlinien dreier aktueller Ansätze der Fremdsprachendidaktik: Globalem Lernen, Aufgabenorientierung und Telekollaboration. In Kooperation mit Universitäten im Ausland entwickeln zukünftige Englischlehrkräfte aus verschiedenen Ländern mit Hilfe digitaler Kommunikationsmedien und Englisch als Verkehrssprache gemeinsam komplexe Kompetenzaufgaben zu globalen Problemstellungen. Diese Aufgaben, die in Anlehnung an die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entworfen werden, können anschließend im Englischunterricht an Schulen in den jeweiligen Ländern ebenfalls telekollaborativ durchgeführt werden. Zukünftigen Englischlernenden können somit authentische Kommunikationsanlässe in der Fremdsprache ohne den organisatorischen und finanziellen Aufwand physischer Mobilitätsmaßnahmen geboten werden.
Für die inhaltliche Ausgestaltung der von den Studierenden entwickelten Aufgaben wird explizit ein Vergleich der unterschiedlichen lokalen und regionalen Kontexte erwartet, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede und mögliche Lösungsvorschläge zu identifizieren. Diese Aushandlungsprozesse bieten – zusammen mit der Anforderung, dass die Endergebnisse in den Schulkontexten der jeweiligen Teilnehmerländer im Unterricht eingesetzt werden können – Gelegenheiten zur Förderung einer übergreifenden ‚globalen Kompetenz‘ (z.B. in den Bereichen Informationsbeschaffung und -verarbeitung, Perspektivenwechsel und Empathie, Verständigung und Konfliktlösung sowie Partizipation und Mitgestaltung). Darüber hinaus werden organisatorische, pädagogische, digitale, fremdsprachliche und interkulturelle Kompetenzen und Haltungen unter den Projektteilnehmenden gefördert, um sie nicht zuletzt dazu zu befähigen, eigenständig virtuelle Austausche in ihrer zukünftigen Arbeit als Englischlehrkräfte durchzuführen.
Im Rahmen des Pilotprojekts haben Göttinger Studierende in transnationalen Teams mit Lehramtsstudierenden aus Schweden (Universität Uppsala) und der Türkei (Hacettepe Universität, Ankara) zusammengearbeitet. Im zweiten Durchgang (Sommersemester 2021) wurde mit Studierenden aus der Türkei (Gazi Universität, Ankara), Israel (The Arab Academic College for Education, Haifa) und Brasilien (Instituto Ivoti) kooperiert. Der dritte Durchlauf (Wintersemester 2021/2022) brachte Göttinger Studierende erneut mit Studierenden aus Brasilien (Instituto Ivoti) sowie mit Teilnehmenden aus Chile (Universidad Austral de Chile, Valdivia) zusammen. Im vierten Durchlauf (Sommersemester 2022) kollaborieren Studierende in Göttingen erneut mit Teilnehmenden aus Israel (The Arab Academic College for Education, Haifa) und der Türkei (Muş Alparslan University, Muş).
Vom 01.04.2020 bis zum 31.03.2021 wurde die Fachdidaktik des Englischen durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) im Rahmen des Programms „Innovation plus“ gefördert, um das Pilotprojekt zu konzipieren und implementieren. Seit dem 01.10.2021 wird die Weiterentwicklung des VE-Lehrkonzepts im Rahmen des Projekts „IVAC – International Virtual Academic Collaboration“ vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unter dem Projektnamen „TKKG – Telekollaborative Kompetenzen Global im Lehramtsstudium fördern“ unterstützt. Die Förderung endet am 30.09.2022.